... mathematische Formel
Vor etlichen Jahren hat der Theologe Paul Schulz ein Buch mit dem Titel "Ist Gott eine mathematische Formel?" Möglicherweise hätte der Herr Schulz seine Frage nicht auf Gott, sondern die Welt insgesamt beziehen müssen. Möglicherweise ist unsere Welt eine, wenn auch sehr komplexe und vielschichte mathematische Formel.
Warum?
Immer, wenn die Wissenschaft die Welt beschreiben will, greift sie da auf Formeln zurück. Das Gravitationsgesetz, dem zufolge Äpfel nach unten und nicht nach oben fallen, beruht auf einer mathematischen Formel. Die Äquivalenz von Materie und Energie, die z. B. erklärt, warum die Sonne scheint (weil bei der Kernfusion in ihrem Inneren ein Bruchteil der Materie in Energie umgewandelt wird), beruht auch auf einer mathematischen Formel.
Alle Wechselwirkungen, ohne die es kein Leben gäbe und uns auch nicht, beruhen auf mathematischen Formeln. Wobei die Physiker bestrebt sind, all diese Wechselwirkungen zu vereinheitlichen und mittels einer "Weltformel" zu erklären.
Wobei sich diese Weltformel als der Schlüssel zur Welt selbst erweisen könnte
Und zwar nach folgender Logik:
Einerseits ist da die Welt der Formen, Farben, Klänge, Gefühle und Gerüche, in der wir gern leben, weil sie uns anregende oder lustvolle Erfahrungen bietet. Gewöhnlich empfinden wir die sinnliche Erfahrung als angenehmer als die Abstraktion - an einem saftigen Steak interessieren uns keine Formeln, sondern der Geschmack.
Andererseits haben die Menschen im Laufe der Geschichte erkannt, dass man die Welt nicht mit sinnlichen Erfahrungen, sondern mit Abstraktionen - Regeln, Zahlen, Formeln - manipulieren kann. Mit "nach Gefühl" segeln kamen die Schiffahrer nicht sehr weit, da musste die Navigation her. Wer "nach Gefühl" bauten, dem fiel vielleicht schon im Mittelalter die Kathedrale wieder zusammen, da musste die Statik her.
Heute sind wir schon bei recht komplexen Formen der Abstraktion angelangt, wenn es etwa um die Berechnung der Klimaentwicklung geht. In unseren Computern haben wir "Modelle" der Welt - sei es beim Strategiespiel, sei es bei der Klimasimulation - sträuben uns aber gegen die Vorstellung, dass unsere Welt ebenso auf Abstraktionen in der Art mathematischer Formeln oder Programmiersprachen basieren könnte, wie unsere kleinen Weltmodelle.
die Weltformel
Dabei ist es denkbar, dass die Physiker nicht nur alle Wechselwirkungen aus einer einzigen Kraft erklären und diese mit einer Formel abbilden, sondern dass sich diese Formel mit anderen Formeln, wie sie z. B. für Simulationen benutzt werden, zu einer wirklichen Weltformel vereinen lässt.
So wie es unsere bisherigen, bescheidenen "Weltformeln" ermöglichen, sicher über die Ozeane zu reisen - Navigation - zu verstehen, warum die Sonne scheint - Energie=Materie - oder kleine Simulationen laufen zu lassen - Programmiersprachen - würde die "große" Weltformel alle Träume der Science Fiction wahr werden lassen: Reisen zu anderen Sternen, Reisen durch die Zeit, Reisen in andere Universen.
So gut wie alle verständigen Nationalisten wünschen sich einen anderen Verlauf der deutschen Geschichte - mit der Weltformel kein Problem.
Doch damit fangen die Probleme an:
Götter oder Simulationen?
Der Gedanke, dass eine "Weltformel" möglich ist, mit der wir nicht irgendwelche Computersimulationen, sondern die Welt selbst nach Belieben gestalten können, lässt zwei Erklärungen zu:
1. Wir haben zumindest von der Macht her (Weisheit ist eine andere Sache) nun ein gott-ähnliches Stadium unserer Entwicklung erreicht. Die Villa mit Blick auf die Saturnringe oder ein großer naturbelassener Landstrich nur für uns & Freunde - alles kein Problem mehr.
Möglicherweise mag es noch einen absoluten Gott geben, aber der ist fern und tangiert unser Alltagsleben nur am Rande. Die Welt gehört uns - voll und ganz.
2. Unsere Wetlformel funktioniert, weil wir nur in einer Simulation leben. So wie in "Welt am Draht" oder "Matrix". Die Simulation wird von recht gewöhnlichen Menschen betrieben - ein Experminet wie andere auch. Möglicherweise wollen sie sich Klarheit verschaffen, ob und wie in ihrer Welt eine Weltformel möglich ist ... :rolleyes:
Keine Außerirdischen in Raumschiffen
Die Welt als mathematische Formel erklärt auch, warum es keine Außerirdischen in Raumschiffen gibt.
1. Wenn unsere Welt trotz Weltformel "real" ist, dann haben fortgeschrittene Zivilisationen diese Formel vor uns entdeckt. Entweder gehen sie daran zugrunde, weil das Leben "zu leicht" geworden ist oder sie lernen, verantwortlich mit ihrer scheinbaren Allmacht umzugehen. In diesem Fall haben sie Besseres zu tun als mit Raumschiffen womöglich noch mit Unterlichtgeschwindigkeit durchs All zu gurken. Sie reisen in Sofortzeit von einem Ort zum Anderen, wenn ihnen die Welt nicht gefällt, erschaffen sie eine Neue etc. Wir sind für sie schlicht zu uninteressant - bestenfalls wetten sie darauf, ob wir es auch bis zur Weltformel schaffen oder nicht :rolleyes:
2. Wenn unsere Welt nur eine Simulation ist, sind Außerirdische da nicht vorgesehen. Es gibt einige Algorithmen für andere Sterne und Galaxien, damit wir Kosmologie betreiben können, aber für Aliens bestand keine Notwendigkeit. Das Experiment, in dem wir nur virtuelle weiße Mäuse sind, basiert darauf, dass wir unter uns bleiben.
So what?
Ist die Welt eine mathematische Formel?
Leben wir im Universum 1.0 beta (mit zahllosen Bugs übrigens)?