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Thema: Paint it black: Die Depression

  1. #1
    Hans-im-Glück
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    Kool Paint it black: Die Depression

    Nach der antiken Konstitutionslehre von Galen ist der Depressive der Melancholiker, er leidet an der Krankheit der schwarzen Galle.

    Heutzutage würde man den Melancholiker nicht mehr unbedingt zu den Depressiven rechnen. Der Begriff ist allerdings tradiert und nicht mehr fort zubekommen. Ein Melancholiker ist eher traurig. Bei Depression herrscht Antriebslosigkeit und Verstimmung bis zu Anhedonie vor. Unter Anhedonie wird die völlige Lustlosigkeit verstanden, alles wird nur noch negativ gesehen; alle Ereignisse pessimistisch umgedeutet. Eine Gefühlslage, die das Lied “Paint it black” von den Rolling Stones sehr gut wiedergibt.

    Abzugrenzen wäre die Depression auch von dem burn-out-syndrom, oder Syndrom der psycho-vegetativen Erschöpfung oder einer Belastungsstörung, die Übergänge sind allerdings fließend.

    Eine Depression ist keine Erkrankung des Geistes, sondern des Gemüts. Sie sollte unbedingt behandelt werden, weil die Gefahr des häufigeren Auftretens und der Chronifizierung als Dysthymia droht.
    Weitere Symptome der Depression sind die Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, erhöhtes Schmerzempfinden, Libidoverlust und Gedächtnisstörungen. Depressive neigen dazu sich zurück zuziehen und soziale Kontakte einzustellen. Die krassesten Formen nimmt das Ganze an, wenn der Patient gar nicht mehr aus dem Bett aufsteht.

    Jetzt, wo die dunkle Jahreszeit naht, häufen sich depressive Zustände. Es wurde viel - aber auch viel Mist - über Antidepressiva veröffentlicht. Zu den moderneren Substanzen zur Behandlung einer Depression gehören sich auch die SSRI wie Fluoxetin, als Prozac oder Fluctin der Firma Lilly sicher vielen ein Begriff. Dazu sollte bemerkte werden, dass diese Substanzen einen ganzen Monat brauchen, bis sie wirken. Man stelle sich vor, man wolle eine depressiven Menschen dazu bringen, erstmal einen Monat lang Pillen zu schlucken. Und dies bei jemandem, bei dem das Vertrauen sowieso per se nicht besonders stark ausgeprägt ist. Die Substanzgruppe der SSRI ist dabei durchaus potent.
    Die over-all-Rate der positiven Behandlungsergebnisse aller Antidepressiva (ca. 20 zugelassene verschiedene Substanzen in Deutschland) beträgt 60%. Die häufigste unerwünschte Nebenwirkung ist die Gewichtszunahme. Unter Umständen muss eventuell auch noch mal ein Präparat gewechselt werden, bis die gewünschte Wirkung ( frühestens in einer Woche!) eintritt.

    ... und dann gibt es da noch die Johanniskraut-Fetischisten.

    Ja, Johanniskraut wirkt. Aber: Was viele nicht wissen, ist, dass es dazu tägliche Grammdosen erfordert!
    Ein ganzes Gramm standardisiertes Johanniskrautextrakt pro Tag ist erforderlich, damit dann etwa nach einer Woche eine Stimmungsaufhellung eintritt. Nebenwirkung ist Lichtempfindlichkeit, deshalb kein Besuch von Sonnenbank oder längerer Aufenthalt in der Sonne ( z.B. Skifahren)! Johanniskrautpillen, dies es erstaunlicherweise sogar im Supermarkt gibt, sind besser als selbstgebraute Tees oder Tinkturen, halt wegen der Dosierung, allerdings verursacht MANGELHAFTE GALENIK (falsche pharmakologische Zusammensetzung) regelmäßig totalen WIRKUNGSVERLUST!

    Psychodynamisch liegt der Depression ein Liebesentzug zugrunde. Der Depressive will seine Umwelt “bestrafen”. Im Sinne des Freudschen Pansexualismus könnte man noch mit Objektverlust und infantilen oralen Abhängigkeitswünschen argumentieren, aber die kognitive Verhaltenstherapie hat empirisch die besten Ergebnisse und ist pragmatisch. Fazit: Hinwendung zum Nächsten, alle aktiven Maßnahmen sind gut.

    Sicher ist Sex, bewusst forciert und notfalls sonst wie realisiert, das beste Mittel gegen Depression, klingt unmoralisch, ist aber so. Sex heilt. Der Teufelskreis aus Pessimismus und self-full-filling-prophecies muss gebrochen werden. Koste es, was es wolle. Lust ist tiefer noch als Herzleid (FW Nietzsche). Eine Frau, die einen Orgasmus kriegt, kann nicht depressiv sein.
    Back in the high life again...

  2. #2
    Liegnitz
    Gast

    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    Schreibt doch gleich. Ficken gegen Depressionen.

    Demzufolge wird also jeder depressiv , der nichts zu ficken hat und sich aus finanzieller Not nicht mal ne Hure leisten kann, da er allein lebt.?
    Geändert von Liegnitz (02.11.2006 um 17:19 Uhr)

  3. #3
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    Nichts Neues. Da der Sexualtrieb das Wesentliche unserer Natur ist, ist dessen Befriedigung der Glücksbringer überhaupt.

    Aber Resignation ist auch ein probates Mittel gegen Depression. Wer resigniert, verneint den Willen zum Leben.

    Denn alles Leiden entsteht aus Wollen, genauer aus nicht befriedigtem Wollen.

    Wenn man nicht mehr will, ist man glücklich.


    ----
    "Groß ist die Wahrheit, und sie behält den Sieg" (3. Esra)

  4. #4
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    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    Zitat Zitat von Holzmichel Beitrag anzeigen
    ...Eine Frau, die einen Orgasmus kriegt, kann nicht depressiv sein.
    In diesem Moment zumindest nicht, das unterschreibe ich. *g*

  5. #5
    GESPERRT
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    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    vögeln taugt nicht gegen depression, weil depressiven nicht nach vögeln ist.

  6. #6
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    Zitat Zitat von ppp Beitrag anzeigen
    vögeln taugt nicht gegen depression, weil depressiven nicht nach vögeln ist.
    Ich werde oft mit einem Depressiven verwechselt, aber der große Unterschied ist, daß der Depressive eine biochemische Störung in seinem Gehirn hat, der melachonische nur von Natur aus eher der dunklen Seite zugeneigt ist.

    Ausserdem ist der Sexualtrieb als Brennpunkt des Willens kanalisierbar z.B. mittels Arbeit oder sozialem Engagement. All diese Dinge lassen sich letztendlich auf den Ur-Willen Sex, Fortpflanzung zurückführen und wirken somit gegen Schwermut.

    ----
    "Groß ist die Wahrheit, und sie behält den Sieg" (3. Esra)

  7. #7
    Liegnitz
    Gast

    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    Zitat Zitat von ppp Beitrag anzeigen
    vögeln taugt nicht gegen depression, weil depressiven nicht nach vögeln ist.
    So schlimm kannst doch nicht sein, wenn die Richtige schärfste Frau seiner Wünsche ,vor ihm stehen würde.
    Oder ist man als Depressiver automatisch auch noch impotent?

  8. #8
    Orthodox Benutzerbild von Ausonius
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    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    Nach der antiken Konstitutionslehre von Galen ist der Depressive der Melancholiker, er leidet an der Krankheit der schwarzen Galle.
    Diese Kategorisierung spielte heute tatsächlich keine Rolle mehr, aber man muss bedenken, dass die Säftelehre noch bis in die 50er durchaus Einfluss auf Psychologen hatte (wenngleich in abgewandelter Form, es sei an die Kategorisierung Pykniker/Leptosome) erinnert. Es besteht natürlich ein Zusammenhang, da viele Depressive oft "traurig" sind - dies ist aber kein Muss, es gibt ja viele, die es in der Öffentlichkeit erfolgreich verstecken.

    Abzugrenzen wäre die Depression auch von dem burn-out-syndrom, oder Syndrom der psycho-vegetativen Erschöpfung oder einer Belastungsstörung, die Übergänge sind allerdings fließend.
    Ich finde das eine ganz wichtige Feststellung. Depressionen hängen sehr eng zusammen mit den persönlichen Lebensumständen. Ich glaube, dass viele Leute sich verfrüht oder fälschlich für depressiv halten, weil sie in schwierigen Lebenssituationen sind. Problematisch ist es dann, wenn man sich für Sachen verantwortlich fühlt, für die man nichts kann - dies kann zu einer Depression führen, muss aber nicht.

    Dazu sollte bemerkte werden, dass diese Substanzen einen ganzen Monat brauchen, bis sie wirken. Man stelle sich vor, man wolle eine depressiven Menschen dazu bringen, erstmal einen Monat lang Pillen zu schlucken. Und dies bei jemandem, bei dem das Vertrauen sowieso per se nicht besonders stark ausgeprägt ist.
    Ich denke, dass Antidepressiva dennoch wichtig als Behandlungsmittel sind. Aufgrund ihrer hohen Problembewusstheit ist es für Depressive oft schwierig, sich auf Therapien einzulassen ("hat doch sowieso keinen Sinn"). Mit ihrer generellen Niedergeschlagenheit können sie nur schwer die nötigen Verhaltensänderungen einleiten und verfangen sich oft in durchaus geschickten Argumentationen, die aber vom Heilungsziel fortführen (selbsterfüllende Prophezeiiungen, Aufstellen von Zielvorstellungen, von denen sie insgeheim wissen, dass sie sie nicht erreichen können). Medikamente bringen eine Besserung in der Laune (was ja auch stark mit physiologischen Vorgängen zusammenhängt) und lassen nicht mit sich diskutieren. Freilich kurieren sie nur die Symptome.

    Ja, Johanniskraut wirkt. Aber: Was viele nicht wissen, ist, dass es dazu tägliche Grammdosen erfordert!
    Na ich denke, für schwer depressive wäre es ohnehin zu schwach und ich halte es eher für ein "Hausmittel" für Jedermann, wenn man ein bißchen gedrückt ist etc. Nicht zu unterschätzen ist dabei der Plazebo-Effekt.

    Psychodynamisch liegt der Depression ein Liebesentzug zugrunde. Der Depressive will seine Umwelt “bestrafen”.
    Das sehe ich völlig anders. Ist es nicht so, dass der Depressive sich selber "bestrafen" will, aufgrund der angenommenen und tatsächlichen Schwächen, die er sich immer selber vorhält? In der Psychologie verbindet man Depressionen mit dem so genannten internalen "Locus of Control". Der Depressive glaubt, dass Fähigkeiten, Erfolge etc. von ihm selbst abhängen, dass heißt, bei Misserfolgen - egal welcher Art - macht er sich immer selbst für diese verantwortlich.
    "Liebesentzug" - das wäre eine psychoanalytische Sichtweise, die nicht falsch sein muss. Ich finde das aber als Hauptursache zu verallgemeinernd, da auch sehr beliebte Menschen depressiv sein können.


    Fazit: Hinwendung zum Nächsten, alle aktiven Maßnahmen sind gut.
    Einerseits stimme ich zu, denn die Passivität und Lethargie sind das größte Problem bei einer Depression und verschlimmern den Zustand. Allerdings denke ich, dass gerade bei Depressiven immer wieder ein ehrliches Feedback durch das Umfeld notwendig ist (was gute Freunde/Verwandte leisten könne). Im Grund geht es darum, eine andere Sichtweise auf die Welt zu entwicklen.

    Sex heilt. Der Teufelskreis aus Pessimismus und self-full-filling-prophecies muss gebrochen werden. Koste es, was es wolle. Lust ist tiefer noch als Herzleid (FW Nietzsche). Eine Frau, die einen Orgasmus kriegt, kann nicht depressiv sein.
    So einfach ist es nicht. WÄHREND des Orgasmus ist der/die Depressive natürlich mal nicht depressiv. Aber das ist nur ein kurzer Glücksmoment, der die verschobene Selbstwahrnehmung aufbricht. Der Akt an sich kann es nicht ändern (man denke nur an Implikationen mit käuflichem Sex: hilft es dem Depressiven oder schadet es ihm nicht noch mehr?). Dazu passt auch, dass mit Robbie Williams der wohl derzeit prominenteste Depressive (freilich unter Vorbehalt, dass man nichts genaueres über seine Störung erfährt), sicher nicht über Sexualpartnerinnen klagen muss.

  9. #9
    Liegnitz
    Gast

    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    Dazu passt auch, dass mit Robbie Williams der wohl derzeit prominenteste Depressive (freilich unter Vorbehalt, dass man nichts genaueres über seine Störung erfährt), sicher nicht über Sexualpartnerinnen klagen muss
    Genau das habe ich auch dabei gedacht. Also muß es doch andere Ursachen haben.
    Und die dunklen Novembertage sind für alle so und so Tage wo eben auch häufige deprissive Tage auftreten können.
    Der nächste Frühling kommt aber bestimmt.

  10. #10
    Mitglied
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    Standard AW: Paint it black: Die Depression

    Zitat Zitat von Ausonius Beitrag anzeigen
    Dazu passt auch, dass mit Robbie Williams der wohl derzeit prominenteste Depressive (freilich unter Vorbehalt, dass man nichts genaueres über seine Störung erfährt), sicher nicht über Sexualpartnerinnen klagen muss.
    Überrascht mich nicht, dass purer Sex ohne jeden Bezug zum Partner (falls man den in diesem Fall überhaupt so nennen kann) auf Dauer nicht befriedigend ist und depressiv macht, bzw. Depressionen nicht kompensieren kann.
    So viel anders als wir Frauen ticken die Männer in dieser Hinsicht vielleich doch nicht, wer weiß ?

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