Nach der antiken Konstitutionslehre von Galen ist der Depressive der Melancholiker, er leidet an der Krankheit der schwarzen Galle.
Heutzutage würde man den Melancholiker nicht mehr unbedingt zu den Depressiven rechnen. Der Begriff ist allerdings tradiert und nicht mehr fort zubekommen. Ein Melancholiker ist eher traurig. Bei Depression herrscht Antriebslosigkeit und Verstimmung bis zu Anhedonie vor. Unter Anhedonie wird die völlige Lustlosigkeit verstanden, alles wird nur noch negativ gesehen; alle Ereignisse pessimistisch umgedeutet. Eine Gefühlslage, die das Lied “Paint it black” von den Rolling Stones sehr gut wiedergibt.
Abzugrenzen wäre die Depression auch von dem burn-out-syndrom, oder Syndrom der psycho-vegetativen Erschöpfung oder einer Belastungsstörung, die Übergänge sind allerdings fließend.
Eine Depression ist keine Erkrankung des Geistes, sondern des Gemüts. Sie sollte unbedingt behandelt werden, weil die Gefahr des häufigeren Auftretens und der Chronifizierung als Dysthymia droht.
Weitere Symptome der Depression sind die Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, erhöhtes Schmerzempfinden, Libidoverlust und Gedächtnisstörungen. Depressive neigen dazu sich zurück zuziehen und soziale Kontakte einzustellen. Die krassesten Formen nimmt das Ganze an, wenn der Patient gar nicht mehr aus dem Bett aufsteht.
Jetzt, wo die dunkle Jahreszeit naht, häufen sich depressive Zustände. Es wurde viel - aber auch viel Mist - über Antidepressiva veröffentlicht. Zu den moderneren Substanzen zur Behandlung einer Depression gehören sich auch die SSRI wie Fluoxetin, als Prozac oder Fluctin der Firma Lilly sicher vielen ein Begriff. Dazu sollte bemerkte werden, dass diese Substanzen einen ganzen Monat brauchen, bis sie wirken. Man stelle sich vor, man wolle eine depressiven Menschen dazu bringen, erstmal einen Monat lang Pillen zu schlucken. Und dies bei jemandem, bei dem das Vertrauen sowieso per se nicht besonders stark ausgeprägt ist. Die Substanzgruppe der SSRI ist dabei durchaus potent.
Die over-all-Rate der positiven Behandlungsergebnisse aller Antidepressiva (ca. 20 zugelassene verschiedene Substanzen in Deutschland) beträgt 60%. Die häufigste unerwünschte Nebenwirkung ist die Gewichtszunahme. Unter Umständen muss eventuell auch noch mal ein Präparat gewechselt werden, bis die gewünschte Wirkung ( frühestens in einer Woche!) eintritt.
... und dann gibt es da noch die Johanniskraut-Fetischisten.
Ja, Johanniskraut wirkt. Aber: Was viele nicht wissen, ist, dass es dazu tägliche Grammdosen erfordert!
Ein ganzes Gramm standardisiertes Johanniskrautextrakt pro Tag ist erforderlich, damit dann etwa nach einer Woche eine Stimmungsaufhellung eintritt. Nebenwirkung ist Lichtempfindlichkeit, deshalb kein Besuch von Sonnenbank oder längerer Aufenthalt in der Sonne ( z.B. Skifahren)! Johanniskrautpillen, dies es erstaunlicherweise sogar im Supermarkt gibt, sind besser als selbstgebraute Tees oder Tinkturen, halt wegen der Dosierung, allerdings verursacht MANGELHAFTE GALENIK (falsche pharmakologische Zusammensetzung) regelmäßig totalen WIRKUNGSVERLUST!
Psychodynamisch liegt der Depression ein Liebesentzug zugrunde. Der Depressive will seine Umwelt “bestrafen”. Im Sinne des Freudschen Pansexualismus könnte man noch mit Objektverlust und infantilen oralen Abhängigkeitswünschen argumentieren, aber die kognitive Verhaltenstherapie hat empirisch die besten Ergebnisse und ist pragmatisch. Fazit: Hinwendung zum Nächsten, alle aktiven Maßnahmen sind gut.
Sicher ist Sex, bewusst forciert und notfalls sonst wie realisiert, das beste Mittel gegen Depression, klingt unmoralisch, ist aber so. Sex heilt. Der Teufelskreis aus Pessimismus und self-full-filling-prophecies muss gebrochen werden. Koste es, was es wolle. Lust ist tiefer noch als Herzleid (FW Nietzsche). Eine Frau, die einen Orgasmus kriegt, kann nicht depressiv sein.