Obwohl ein Fünftel aller Menschen auf dem Globus aus dem islamischen Kulturkreis stammt, gab es von Wissenschaftlern aus dem Islam in den vergangenen Jahrhunderten so gut wie keine Entdeckung mehr, welche für die Menschheit auch nur ansatzweise als Meilenstein fungieren könnte. Der technologische Fortschritt läuft also völlig an den islamischen Ländern vorbei. Islamische Länder sind weltweit sogar Schlußlicht in dieser Disziplin.

Drei Gründe scheinen ausschlaggebend für dieses Problem zu sein:

1. Im Gegensatz etwa zum Westen, wo Wissenschaft durchaus als Schlüssel zum gesellschaftlichen Fortschritt wahrgenommen wird, erscheinen den wirtschaftlich führenden islamischen Ländern solche Gedankengänge fremd. Denn sie sind nur deswegen so reich, weil sie auf gigantischen Ölquellen sitzen. Folglich erscheinen Anstrengungen in Bildung und Wissenschaft für diesen Fortschritt nicht nötig zu sein.

2. Der Militärhaushalt in islamischen Ländern frißt viel Geld auf, das für Bildung oder Technik hätte verwendet werden können. So betragen die Militärausgaben islamischer Länder oft ein Vielfaches der Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Dies weist zum einen auf den hohen Stellenwert hin, den das Militär in islamischen Ländern genießt, und zum anderen im Umkehrschluß auf den geringen, den die Wissenschaft in eben diesen Ländern genießt bzw. nicht genießt.

3. Der wohl tiefgreifenste und entscheidende Grund für diese Malaise dürfte aber der sein, daß es im islamischen Verständnis keine Trennung zwischen Wissenschaft und Religion gibt. Während unser christlicher Kulturkreis der Kirche, die jahrhundertelang das Monopol auch in wissenschaftlichen Fragen behauptete und damit die Wissenschaft paralysierte, im Zuge der Aufklärung die Hoheit über wissenschaftliche Frage abgerungen hat, gab es im Islam kein der Aufklärung vergleichbares Pendant, das die Befreiung der Wissenschaft von religiöser Kuratel vollbracht hätte. Im Gegenteil, während zwischen dem 9. und dem 13. Jahrhundert der Islam wissenschaftlich seine Blütezeit hatte, weil Europa sich vollständig im Würgegriff der Kirche befand, konnten die Entwicklungsstränge beider Kulturkreise seit der Aufklärung unterschiedlicher kaum sein. Während sich die Wissenschaft im Okzident zunehmend emanzipierte, wurde der Orient zunehmend rigider und intolerant, und mehr und mehr ersetzte der islamische Dogmatismus die freie wissenschaftliche Arbeit. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Ich selbst bin der Ansicht, daß hier Minderwertigkeitskomplexe aufgrund der global zunehmend sinkenden Bedeutung des Islams weltweit eine Rolle spielen. In der Psychologie etwa ist bekannt, daß aus Frustration Aggression erwächst. Die permanente Überreaktion von Islamisten über vermeintliche Demütigungen des Islams wie etwa den Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Zeitung belegen dies. Denn kein Mensch mit gesundem Selbstvertrauen würde aus einer solchen Mücke einen Elefanten machen. Er würde einfach drüber stehen.

So muß sich Wissenschaft im Orient an dem Koran messen. Thomas Eich, Islamwissenschaftler an der Universität Bochum, erläutert: "Ist der Koran mit der Wissenschaft nicht vereinbar, liegt automatisch die Wissenschaft falsch." Diese, wie wir in Europa schon alleine a posteriori wissen, wissenschaftsfeindliche Verquickung zwischen Religion und Wissenschaft kommt alleine in dem islamischen Wort "elm" zum Ausdruck, das sowohl Wissenschaft als auch tiefes Verständnis für den Islam bedeutet. Um aus dieser Phase der Finsternis herauszukommen, benötigt der Islam also eine Art Aufklärung nötiger denn jemals zuvor. Doch ein Ende des Tunnels ist nicht in Sicht.

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