Nichts hatte mich in kurzer Zeit so nachdenklich gestimmt
als die langsam aufsteigende Einsicht in die Art der Be-
tätigung der Muslime auf gewissen Gebieten.
Gab es denn da einen Unrat, eine Schamlosigkeit in
irgendeiner Form, vor allem des kulturellen Lebens, an
der nicht wenigstens ein Muslim beteiligt gewesen wäre?
Sowie man nur vorsichtig in eine solche Geschwulst
hineinschnitt, fand man, wie die Made im faulenden Leibe,
oft ganz geblendet vom plötzlichen Lichte, ein Moslem.
Es war eine schwere Belastung, die der Islam in
meinen Augen erhielt, als ich seine Tätigkeit in der Presse,
in Kunst, Literatur und Theater kennenlernte. Da konnten
nun alle salbungsvollen Beteuerungen wenig oder nichts mehr nützen.
(...)
Beschleunigt wurde die Entwicklung aber durch Einblicke,
ie ich in eine Reihe anderer Vorgänge erhielt. Es war
ies die allgemeine Auffassung von Sitte und Moral, wie
an sie von einem großen Teil des Islams ganz offen
ur Schau getragen und betätigt sehen konnte.
Hier bot wieder die Straße einen manchmal wahrhaft
ösen Anschauungsunterricht.
Das Verhältnis des Islams zur Prostitution und
mehr noch zum Mädchenhandel selber konnte man in Wien
studieren wie wohl in keiner sonstigen westeuropäischen
Stadt, südfranzösische Hafenorte vielleicht ausgenommen.
(...)
Der Muslim wußte nun von gestern nicht mehr das geringste,
erzählte seinen alten Unfug wieder weiter, als ob überhaupt nichts
vorgefallen wäre, und tat, empört zur Rede gestellt, erstaunt, konnte
sich an rein gar nichts erinnern, außer an die doch schon
am Vortage bewiesene Richtigkeit seiner Behauptungen.
Ich stand manches Mal starr da.
Man wußte nicht, was man mehr bestaunen sollte, ihre
Zungenfertigkeit oder ihre Kunst der Lüge.
aus: Johannes Oesterlin, Eindrücke...)