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Thema: "Alles Schauspieler!" - gibt es Alternativen zu Demokratie und Diktatur?

Baum-Darstellung

  1. #37
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    Standard "Alles Schauspieler!" - gibt es Alternativen zu Demokratie und Diktatur?

    Die Demokratie: "Schauspieler mit großer Klappe"

    "Die Politiker sollte man alle vergasen!"

    Diesen Satz illustriert wie mies es um das Ansehen der Demokratie - "Herrschaft des Volkes" - beim Volk bestellt ist. Die Wahlbeteiligungen gehen zurück und immer mehr Menschen wählen radikale Parteien. Dass denen vorgeworfen wird, gegen die Demokratie zu sein, schreckt die wenigsten ab. Denn unter "Demokratie" verstehen viele nur noch Folgendes:

    - bei Wirtschaft und Sozialem eine Politik von der nur noch eine privilegierte Minderheit profitiert
    - Ausverkauf des Staates und öffentlicher Leistungen an Privatunternehmen, wodurch viele Dienstleistungen schlechter und teurer werden
    - Verschlechterung ihrer materiellen Situation und nicht enden wollende Existenängste
    - in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft drittklassige Eliten, die durch eine Negativauslese Karriere gemacht haben, die Schauspieler eben
    - eine Politik, die weder wirkliche Chancen zu nutzen weiß noch auf reale Probleme Antworten gibt, aber den Menschen immer neue "Einschnitte" aufzwingt
    - "demokratische Parteien der Mitte", die sich inhaltlich gleichen wie ein Ei dem anderen
    - ein alles beherrschenden "mittigen" Diskurs, der keine Alternativen zulässt
    - nicht enden wollenden Hetze gegen Menschengruppen, die zu Sündenböcken und Blitzableitern für das Versagen von Politik und Wirtschaft gemacht werden
    - nur zu oft offener Wahlbetrug und Handeln gegen die Interessen derjenigen, von denen man gewählt wurde

    All die Parteien, Institutionen, Unternehmen, Medien und Verbände, die angeblich Vielfalt, Wahlmöglichkeiten und Freiheit einer "offenen Gesellschaft" ausmachen, scheinen vom gleichen Funktionärstyp infiziert worden zu sein. Gekauften Apparatschiks, die im Dienste der wirklich Herrschenden überall dafür sorgen, dass die Dinge laufen, wie sie laufen sollen. Ein Freund, der mit beiden Beinen im Leben steht, sprach angesichts des Wirkens dieser Gestalten von Ohnmacht, da gegen ihre Machenschaften kein Kraut gewachsen zu sein scheint.
    Der "Demokrat" ist nur noch jemand, der in eine Partei oder ein Unternehmen geht, immer brav die angesagten Diskurse nachplappert und zwanzig Jahre Bürosessel abnutzt. Hat er oder sie es dann an die Spitze geschafft, so darf unser Demokrat einige Jahre die Wünsche der herrschenden Kreise erfüllen. Dann wird er oder sie abgelöst und nicht selten - so man zu profiliert geworden ist - gibt es dabei noch einen Tritt. Siehe Stoiber in Bayern, siehe Chirac in Frankreich: auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren sie Bayern resp. Frankreich, jetzt kennt sie keiner mehr.

    Klappt dieses von den ollen Griechen zwecks Abfederung und Bemäntelung einer extrem ungleichen und elitären Herrschaft erfundene Sch***spiel etwa in Arabien oder Afrika nicht so reibungslos wie hier, haben unsere "Demokraten" natürlich eine Erklärung parat: nicht ihr System versagt, sondern die Menschen. Wie in allen Ideologien ist schließlich der Mensch für die Ideologie da und nicht umgekehrt

    Vor allem wenn es die "Demokraten" dann dank prokapitalistischer Orientierung geschafft haben, ihre Völker in Armut zu wirtschaften, haben die die Schnauze voll. Aber was dann kommt, ist in der Regel "from bad to worse" :rolleyes:

    Die Diktatur: "Ein Schauspieler mit ganz großer Klappe!"

    Von Lenin bis Nasser, von Mussolini bis Peron und von Hitler bis Ulbricht sahen viele das Heil in der Diktatur. Ein starker Staat, Führerprinzip oder Diktatur des Proletariats sollten das Chaos und die Ungerechtigkeit einer nur zu oft von den Oberschichten beherrschten Demokratie beseitigen.
    Der eine oder andere hatte da durchaus Anfangserfolge. Lenin prügelte Russland in die Moderne und Nasser setzte in Ägypten eine Landreform durch. Doch wenn der Schwung verpufft ist, kippt es ins andere Extrem. Entweder baut der jeweilige Duce selbst Mist oder sein Nachfolger tut es. Mussolini ließ sich mit Hitler ein, auf Lenin kam Stalin und Ägypten hat mit der Abfolge Nasser > Sadat > Mubarak einen personellen Niedergang an der Führungsspitze erlebt.
    Klüngel, Oligarchie, Intrigen und Vetternwirtschaft feiern fröhliche Urständ. Der erste Diktator mag noch voll Tatendrang gewesen sein, seine Nachfolger dämmern oft nur noch dahin. Die Ohnmacht angesichts von Intriganten, denen sich niemand wirksam widersetzt, dürfte spätestens mit dem Aufstieg Stalins zur absoluten Macht in der SU Ausmaße angenommen haben, verglichen mit denen selbst die Zustände in einer Schröder-SPD noch heile Welt sind.

    Schließlich erweisen sich in der Diktatur gefahrene etatistische Konzepte von Wirtschaft ungeachtet von Teilerfolgen insgesamt als untauglich. Siehe China, wo die Genossen mangels echter wirtschaftlicher Alternativen zum (Brutal-)Kapitalismus zurückgekehrt sind.

    Nicht zu vergessen, dass in der Diktatur zu den Mängeln der Demokratie noch so schöne Dinge wie Folter, Hinrichtungen, Zensur, willkürliche Eingriffe ins Privatleben kommen :rolleyes:

    Irgendwann haben die Menschen auch davon die Schnauze voll. Dann wollen sie Demokratie und sind nur zu oft davon enttäuscht.

    So stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?
    Geändert von Beverly (01.01.2008 um 12:07 Uhr)

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