Mag sein und ich will das entsetzliche reaktionäre System auch nicht in Schutz nehmen. Aber mit dem gleichen Recht könnte man die Verfassung der USA als Plutokratie mit einem demokratischen Korruekturelement bezeichnen.
Treffender als ich es vermochte hast du damit den Charakter republikanischer resp. repräsentativer "demokratischer" Ordnungen auf den Punkt gebracht. Sie sollen eine bestimme ideologische Grundausrichtung und eine bestimmte Verteilung von Macht und Besitz absichern. Ein System von checks and balances vorzugsweise innerhalb der herrschenden Eliten und der das System tragenden Teile der Bevölkerung. Nimm nach dem Iran und der BRD noch die "Volksdemokratie" in den Ostblockstaaten dazu, dann ist das Prinzip komplett.
Die iranische Verfassung sichert die islamistische Ausrichtung des Staates, das GG der BRD sichert die liberalistisch-kapitalistische Ausrichtung und die Verfassung der seligen DDR oder der SU sicherten die kommunistische Ausrichtung. Im Iran steht politisch der Klerus resp. mit ihm liierte Politiker an der Spitze, in der BRD eine Kaste von Polit-Funktionären und die Diskurse des Systems tragender Intellektueller und im Ostblock war es die Nomenklatura.
Im Iran dürften Wirtschaft und Politik in einem prekären Gleichgewicht sein, in der BRD hat sich das Kapital die Politik unterjocht und im Ostblock die Politik das Kapital.
Alles "demokratisch" und dass das Volk dabei nichts zu sagen hat, ist Sinn der Übung. Die "Demokratie" soll nur Amok laufenden Tyrannen in der Art von Hitler, Stalin oder Saddam Hussein keine Aufstiegschancen bieten und die Macht in den Eliten verteilen.
Das Volk darf dabei sein Kreuzchen machen oder in irgendwelchen staatlichen Organisationen mitmachen. DDR und SU boten da vielleicht Mitwirkungsmöglichkeiten, die nicht schlechter als anderswo waren. Aber wer etwa in der SED einen authentischen Sozialismus verwirklichen wurde, war schnell am Rand oder ganz draußen.
Eine Demokratie, die diesen Namen verdient und wo das Volk uneingeschränkt über ideologische Ausrichtung und die Verteilung von Macht und Besitz bestimmen kann, ist das alles nicht. Nur ein Schwindel, der IMHO auf die ollen Griechen zurückgeht.
Im übrigen glaube ich immer mehr, dass die WR der ernsthafteste Versuch zu einer wirklichen Demokratie auf deutschem Boden war. Verhältniswahlrecht ohne 5-Prozent-Hürde, reichsweite Volksabstimmungen und Direktwahl des Staatsoberhauptes. Nur scheiterte es an miesem Personal, katastrophalen Umständen und den Intrigen der herrschenden Kreise, welche die Demokratie scheuten wie der Teufel das Weihwasser.