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Thema: Gerichtsurteil - Baby darf sterben

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  1. #1
    A.D. Benutzerbild von Siran
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    Standard Gerichtsurteil - Baby darf sterben

    Gerichtsurteil - Baby darf sterben

    Das Oberste Gericht von London erlaubt einer Klinik, ein schwerst behindertes Baby sterben zu lassen – gegen den ausdrücklichen Willen der Eltern.

    Ein frühgeborenes Baby mit schwersten Gesundheitsschäden soll nach einem Gerichtsurteil sterben können. Der High Court in London entschied im Sinne der behandelnden Ärzte, dass die elf Monate alte Charlotte nicht wiederbelebt werden soll, falls sie aufhöre zu atmen. Die Eltern hatten dagegen verlangt, dass alles medizinisch Mögliche unternommen werden müsse, um ihr Kind nicht sterben zu lassen.

    Das Baby war im Oktober vergangenen Jahres drei Monate zu früh auf die Welt gekommen, wog nur gut 370 Gramm und kann weder sehen noch hören. Es hat schwere Hirn-, Lungen- und Nierenschäden. Im Laufe der Anhörung vor Gericht hatte ein Arzt des behandelnden Krankenhauses in Portsmouth gesagt, Charlottes Leben sei ausschließlich von „Schmerz und Leid bestimmt“, sie würde die frühe Kindheit keinesfalls überleben. Das Kind liegt in einem Brutkasten und muss permanent mit Sauerstoff versorgt werden. Mehrfach hat das Mädchen bereits aufgehört zu atmen und musste wiederbelebt werden.

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    Viel mir jetzt im Zusammenhang mit den Meinungen im Abtreibungsthread auf. Was ist denn eure Meinung dazu? Kind sterben lassen oder unter allen Umständen am Leben erhalten?
    Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, daß wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.
    (George Bernard Shaw)

    Die Demokratie setzt die Vernunft des Volkes voraus, die sie erst hervorbringen soll.
    (Karl Jaspers)

    Wenn es morgens um sechs Uhr an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, daß es der Milchmann ist, dann weiß ich, daß ich in einer Demokratie lebe.
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  2. #2
    mäßig integrierter Benutzerbild von Hakan
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    Es ist verdammt schwer, sich als Aussenstehender ein Bild davon machen zu können. Ich würde jedoch dafür stimmen, das Kind von seinen Leiden zu befreien. Denn ich glaube die Eltern sind so gefangen von ihrer Liebe zum Kind , dass sie garnicht begreifen was das Kind für Qualen durchmacht.Ausserdem gibt es ja auch keine Hoffnung auf Besserung. Den Ärzten wird es bestimmt auch nicht leicht gefallen sein diese Entscheidung zu fällen.Die werden sich schon was gedacht haben dabei.
    Enthaltsamkeit ist eine wunderbare Sache - wenn sie in Maßen praktiziert wird. (Abstinence is a wonderful thing - if it is practiced in moderation.)

  3. #3
    2009, das wird MEIN Jahr! Benutzerbild von MoJo
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    Zitat Zitat von Hakan
    Es ist verdammt schwer, sich als Aussenstehender ein Bild davon machen zu können. Ich würde jedoch dafür stimmen, das Kind von seinen Leiden zu befreien. Denn ich glaube die Eltern sind so gefangen von ihrer Liebe zum Kind , dass sie garnicht begreifen was das Kind für Qualen durchmacht.Ausserdem gibt es ja auch keine Hoffnung auf Besserung. Den Ärzten wird es bestimmt auch nicht leicht gefallen sein diese Entscheidung zu fällen.Die werden sich schon was gedacht haben dabei.
    Das sehe (sogar ich) genauso!
    Vintage MoJo

  4. #4
    W. Kovacs Benutzerbild von Rorschach
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    Auch ich schließe mich Hakan an.
    Und bin froh, keine solche Entscheidung treffen zu müssen.
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    "If our house be on fire, without inquiring whether it was fired from within or without, we must try to extinguish it." Thomas Jefferson

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen, Krieg ist der Terrorismus der Reichen." Sir Peter Ustinov

  5. #5
    canabis anarchist Benutzerbild von ichbrauchedrogen
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    Zitat Zitat von Hakan
    Es ist verdammt schwer, sich als Aussenstehender ein Bild davon machen zu können. Ich würde jedoch dafür stimmen, das Kind von seinen Leiden zu befreien. Denn ich glaube die Eltern sind so gefangen von ihrer Liebe zum Kind , dass sie garnicht begreifen was das Kind für Qualen durchmacht..
    liebe würde ich das nicht gerade nennen....eher der pure egoismus. sie können sich nicht damit abfinden, dass sie ihr kind verlieren werden. was ja verständlich ist...an irgend einem punkt jedoch sollte tatsächlich liebe über egoismus stehen...das kind wird so und so sterben, warum es dann unnötig leiden lassen? das gericht hätte den eltern eine therapie aufbrummen sollen, damit sie statt sich an wünsche zu klammern lieber lernen abschied zu nehmen.

    was mich bei der sache allerdings wundert...
    das kind konnte mehrmals wiederbelebt werden - also scheint es wohl einen lebenswillen zu haben.
    eigentlich müsste man diesen lebenswillen irgendwie "messen" - um wirklich im sinne des kindes (um das es ja hier geht) entscheiden zu können.

  6. #6
    A.D. Benutzerbild von Siran
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    Was würde sich aber an der Situation des Kindes ändern? Es würde trotzdem sein, sehr kurzes, Leben lang komplett von Maschinen abhängig sein. Es wäre taub, blind und wahrscheinlich geistig behindert, mal ganz abgesehen von den Schmerzen, die es wohl hätte.
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  7. #7
    Mitglied Benutzerbild von Patrick Bateman
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    Hakans Standpunkt ist nachvollziehbar. Aber es ist eben so, das schlicht die Eltern für ihr Kind die Entscheidung treffen können, Ärtze könne nur raten, Juristen haben in einer solchen Sache gar nichts zu suchen.

    Meiner Meinung hat das Kind ein Recht zu leben, es ist da, es lebt, auch wenn seine Körperfunktionen nur mittels Maschinen aufrecht erhalten werden können.

    Die Frage ist, ob es leidet. Und welcher Maßstab soll da angelegt werden? Hat das Kind Schmerzen? Oder ist leiden so zu verstehen, das es nicht am "normalen" Leben teilnehmen kann und auch nie teilnehmen wird? Gerade letzteres kann ich als Begründung nicht nachvollziehen, das Kind kennt von seiner ersten Lebensminute an nur diesen Zustand, er ist für das Kind "normal", mag es uns Gesunden auch als Unnormaler, nicht lebenswerter Zustand erscheinen.

    Ich halte das Urteil so für nicht richtig. M.M. nach sollten die Eltern diese letzte Entscheidung treffen.
    "Wahre Glückseligkeit existiert nur in den Sinnen, und Tugend befriedigt keinen von ihnen."
    Marquis de Sade (1740 - 1814)

  8. #8
    A.D. Benutzerbild von Siran
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    Zitat Zitat von Patrick Bateman
    Die Frage ist, ob es leidet. Und welcher Maßstab soll da angelegt werden? Hat das Kind Schmerzen? Oder ist leiden so zu verstehen, das es nicht am "normalen" Leben teilnehmen kann und auch nie teilnehmen wird? Gerade letzteres kann ich als Begründung nicht nachvollziehen, das Kind kennt von seiner ersten Lebensminute an nur diesen Zustand, er ist für das Kind "normal", mag es uns Gesunden auch als Unnormaler, nicht lebenswerter Zustand erscheinen.
    Ich habe jetzt mal nachgekuckt, was die englischen Zeitungen über den Zustand des Babys schreiben:

    But in the end, Justice Hedley said, all the medical evidence pointed to the fact that Charlotte was profoundly mentally and physically disabled with no hope of recovery and "a terrible quality of life".[...]

    Charlotte was born 26 weeks premature in October last year by emergency caesarean. She was on a ventilator for the first three months and still weighs only the equivalent of a three-month-old baby.

    She cannot see or hear, has no control over her movements and has the most extreme form of cerebral palsy. She has chronic lung disease and cannot breathe without the aid of an oxygen box.

    In the past five months she has stopped breathing three times and doctors say she is in constant pain with "no joy or fulfilment". She will never be able to sit up or take food by mouth.

    After her last collapse, in July, doctors at the hospital asked her parents for consent not to revive Charlotte if she stopped breathing.

    They say that each time Charlotte is resuscitated, she suffers further damage and pain and that to revive her would be "futile and even cruel".[...]

    The two-day hearing had seen eight paediatricians file into court to give their opinion that Charlotte's life was "intolerable".

    Even the specialist called by the Wyatts' lawyer said that the only reason to re-ventilate Charlotte would be to give her parents more time to come to terms with her inevitable death. Even the most optimistic of doctors said that Charlotte had only a 25 per cent chance of surviving for another year even if she were to be resuscitated.

    Most experts put that statistic at less than 1 per cent.


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  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von Patrick Bateman
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    Zitat Zitat von Siran
    Ich habe jetzt mal nachgekuckt, was die englischen Zeitungen über den Zustand des Babys schreiben:

    But in the end, Justice Hedley said, all the medical evidence pointed to the fact that Charlotte was profoundly mentally and physically disabled with no hope of recovery and "a terrible quality of life".[...]

    Charlotte was born 26 weeks premature in October last year by emergency caesarean. She was on a ventilator for the first three months and still weighs only the equivalent of a three-month-old baby.

    She cannot see or hear, has no control over her movements and has the most extreme form of cerebral palsy. She has chronic lung disease and cannot breathe without the aid of an oxygen box.

    In the past five months she has stopped breathing three times and doctors say she is in constant pain with "no joy or fulfilment". She will never be able to sit up or take food by mouth.

    After her last collapse, in July, doctors at the hospital asked her parents for consent not to revive Charlotte if she stopped breathing.

    They say that each time Charlotte is resuscitated, she suffers further damage and pain and that to revive her would be "futile and even cruel".[...]

    The two-day hearing had seen eight paediatricians file into court to give their opinion that Charlotte's life was "intolerable".

    Even the specialist called by the Wyatts' lawyer said that the only reason to re-ventilate Charlotte would be to give her parents more time to come to terms with her inevitable death. Even the most optimistic of doctors said that Charlotte had only a 25 per cent chance of surviving for another year even if she were to be resuscitated.

    Most experts put that statistic at less than 1 per cent.

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    Gut, das ist die Auffassung der Ärzte, aber trotzdem, die letzte Entscheidung muß bei den Eltern liegen, kein Staat kann und darf aufgrund auch irgendwelcher Erwägungen, seien sie moralisch, juristisch oder aus wirtschaftlichen Gründen ein Leben beenden.

    Und das ist Leben.

    Sind die Schmerzen des Kindes so stark, das kein Schmerzmittel hilft?
    Oder ist nicht vielmehr ausschlaggebend, dass das zu erwartende Leben, nach unseren Maßstäben bzw. der Ärtze, keine lebenswertes ist?


    Es mag sich anderst verhalten wenn die Eltern sagen, das nach dem nächsten Kollaps keine Reanimation vorgenommen werden soll. Das ist die Entscheidung der Eltern, die Ärtze können hier nur mit Rat zur Seite stehen.

    Im vorliegenden Fall bin ich allerdings, wenn auch aus anderen Gründen, versucht modena 360 zuzustimmen, der Hintergrund dürften wohl auch reine betriebswirtschaftliche Gründe sein.

    Die eigentliche Frage, die sich aus diesem Fall daher aufwirft ist: Kann jeder menschliche Belang von der Geburt bis zum Tode nach ausschließlich betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten beurteilt werden?

    Das ist m.M. nach das Hauptproblem unserer Gegenwart.
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  10. #10
    W. Kovacs Benutzerbild von Rorschach
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    Für mich würde Modenas Einschätzung eher nach einem Alptraum klingen; möglicherweise würden die Ärzte in manchen Fällen dann Patienten "auf Teufel komm raus" am Leben halten, aber ob sich auch in diesem Fall 8 Ärzte für die Meinung des Krankenhauses ausgesprochen hätten?
    Die Behinderungen, von denen in dem englischen Text die Rede ist, lassen nicht auf ein schmerzfreies Leben schließen; und wem tut man eigentlich einen Gefallen, wenn man diese winzige Chance, das Mädchen noch ein Jahr am Leben zu halten um so einen Preis erzwingen will (Schläuche in der Lunge, Ernährung per Tropf, ständiges Liegen)?
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