Das Opfer heisst Adem und das ist passiert:
Bekannt ist nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen, dass Adem Özdamar, dessen tragischer Fall seit Tagen türkische Medien zu Berichten veranlasst, in denen das kleine Einmaleins des zivilisierten Journalismus keine Rolle spielt, am Sonntag die Polizei gerufen hatte. Er fühlte sich von schwarzen Männern verfolgt. Die Beamten nahmen den jungen Türken, der Kokain genommen hatte, mit. Noch während der Fahrt wurde ein Notarzt gerufen. Auf der Wache randalierte der Türke aus unerklärlichen Gründen und musste von mehreren Beamten fixiert werden. Wenig später erlitt er einen Herzstillstand, konnte aber von einer Notärztin wiederbelebt werden. Seither liegt er im AKH. Sein Zustand ist lebensbedrohlich. Hoffnung gibt es kaum.
Türkiye: „War es Polizeiterror?”
Was deutsche Tageszeitungen zu Meldungen veranlasste, liefert in der Türkei seit Tagen den Stoff für Aufmachergeschichten. Vor allem weil die Familie des Türken die Öffentlichkeit sucht und schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhebt. Während in einer Artikelserie der Hürryiet von „schrecklichen Prügeln” die Rede ist, die den Türken ins Koma fallen ließ, fragt Türkiye „War es Polizeiterror?” und titelt „Türke brutal niedergeschlagen”.
Eine Art und Weise der Berichterstattung, zu der sich der Generalkonsul nicht weiter äußern möchte, die Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer - vorsichtig formuliert - in den letzten vier Tagen verärgerte. „Ich würde mir wünschen, dass alle Seiten in den Berichten zu Wort kommen”, sagt sie moderat. Brisanz erhält die Medienkampagne auch vor dem Hintergrund, dass bei dem Brand eines Mehrfamilienhauses in Ludwigshafen neun Türken ihr Leben verloren.
Und so trafen sich Generalkonsul und Polizeipräsidentin zum „Informationsaustausch” und entschlossen sich spontan zum gemeinsamen Besuch im Krankenhaus - auch um die Wogen zu glätten. „Wir sind interessiert, dass die Ermittlungen sachlich und vertrauensvoll beendet werden”, sagt Dr. Hakan Akbulut und bedankt sich bei der Polizeipräsidentin, „die mit voller Kraft ihre Hilfe anbietet”.
Während die Medienmeute vor dem Krankenhaus die wohlgemeinten Worte notiert, ermittelt eine Kommission der Polizei Dortmund. Routinemäßig, wie es immer der Fall ist, wenn Kollegen aus Hagen an einem Vorfall beteiligt waren. „Die Vernehmungen stehen kurz vor dem Abschluss”, sagt Oberstaatsanwalt Reinhard Rolfes. Im Hirn des 26-Jährigen habe sich ein Ödem gebildet. „Mit vermeintlichen Schlägen hat das aber nichts zu tun. Ein rechtsmedizinisches Gutachten sieht darin eine Folge der Reanimation.” Bei der Fixierung habe der Türke Schürfwunden und Blutergüsse davongetragen.
[Links nur für registrierte Nutzer]
Kein Brand - der wurde einfach erfunden, weil es gerade passt. Polizeimisshandlung gab es auch keine.