Reichstagsbrand
Was die neue eidesstattliche Erklärung eines SA-Manns bedeutet
Wer zündete 1933 den Reichstag an? Die neu entdeckte Aussage eines SA-Manns von 1955 soll auf die Nazis als Täter verweisen. Dessen Darstellung widersprechen allerdings die Ermittlungsakten.
Wird nach mehr als 86 Jahren endlich das Rätsel um den Reichstagsbrand gelöst? Diesen Eindruck erweckt die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ), die jetzt prominent eine ganze Seite unter der Überschrift „
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Dem Bericht zufolge soll eine bislang unbekannte Eidesstattliche Versicherung des SA-Mannes Hans-Martin Lennings (1904-1962) auf Nationalsozialisten als „wahre Brandstifter“ hindeuten. Lennings erklärt in dem Dokument aus dem Jahr 1955, er habe am Abend des 27. Februar 1933 den später auf frischer Tat im brennenden Reichstagsgebäude ertappten (und rechtswidrig zum Tode verurteilten)
[Links nur für registrierte Nutzer] zwischen 20 und 21 Uhr im Auto zum Reichstag gefahren. Dort sei ihm aufgefallen, dass „ein eigenartiger Brandgeruch herrschte und dass auch schwache Rauchschwaden durch die Zimmer hindurchzogen“. Das würde bedeuten, dass das Gebäude bereits brannte, als der später als Brandstifter verurteilte van der Lubbe den Tatort erreichte.
Offenbar ist das Dokument echt in dem Sinne, dass es tatsächlich von Lennings verfasst wurde. Das bestätigt auch das Amtsgericht Hannover, in dessen Archiv das Zeugnis gefunden wurde. Allerdings bedeutet diese Authentizität der Eidesstattlichen Versicherung nicht, dass auch der Inhalt des Dokuments zutrifft. Das ist nämlich nicht der Fall. Mehrere Indizien legen vielmehr nahe, dass die von Lennings 1955 notariell beglaubigte Aussage nicht der Wahrheit entspricht.
In den im Bundesarchiv Berlin zugänglichen Ermittlungsakten der damaligen Politischen Polizei (
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