Kirkuk wird sowohl von irakischen Kurden als auch von den Turkmenen beansprucht - Ankara hat angeblich Interventionspläne in der Schublade
Von Gudrun Harrer
Bagdad/Ankara – Attentate, Kämpfe, Entführungen, Morde: Der Irak erlebte den Tag nach den US-Präsidentschaftswahlen als einen gewohnt gewalttätigen. Aber den USA könnten neue Schwierigkeiten im Irak bevorstehen. Türkische Medien berichten, dass Ankara erwägt, türkische Truppen in den Nordirak zu schicken, um die Kurden daran zu hindern, "die demografische Struktur von Kirkuk zu verändern".
Laut Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) sollen die türkischen Truppen den kurdischen Zuzug in das von Turkmenen und Kurden gleichermaßen als Hauptstadt beanspruchte Kirkuk stoppen, von dem Medien in den vergangenen Monaten berichten. Die Kurden berufen sich dabei auf ihr legitimes Rückkehrrecht, tatsächlich wurden viele von ihnen im Rahmen der Arabisierungskampagnen von Saddam Hussein vertrieben.
Laut RFE/RL gehen die irakischen Kurdenpolitiker Massud Barzani und Jalal Talabani fest davon aus, dass Ankara angesichts des für die Türkei wichtigen EU-Gipfels am 17. Dezember nicht im Nordirak intervenieren wird. Der türkische Plan sieht jedoch laut Milliyet vor, dass 40.000 Soldaten innerhalb von 18 Stunden in den Irak einmarschieren können, Cumhuriyet spricht von 20.000 und behauptet, der Aufmarsch an der Grenze habe schon begonnen. Ankara soll auch durch Berichte beunruhigt sein, dass sich PKK-Reste wieder im Nordirak sammeln, auch vom Einsickern iranischer und syrischer Kurden wird berichtet.
Rund um Kirkuk befinden sich die größten Erdölvorkommen im Nordirak. Falls die staatliche Struktur des Irak zusammenbricht, wären sie die Garantie dafür, dass eine unabhängige kurdische Entität überlebensfähig wäre.
Anschläge auf Pipelines
Rund um Kirkuk waren am Dienstag gleich vier Anschläge gegen Ölpipelines verübt worden, dadurch wurden sowohl die Arbeit der Raffinerie in Beji als auch der Export über die Türkei beeinträchtigt. Ein hoher Beamter des Ölministeriums wurde ermordet. Am Mittwoch wurden auch wieder mehrere Ausländer entführt und ein entführter irakischer Offizier enthauptet. Die Entführer der Care-Mitarbeiterin Margaret Hassan haben ein Video in Umlauf gebracht, auf dem erneut mit ihrer Ermordung gedroht wird. Bei Bombenanschlägen wurden mehrere Menschen getötet, in Falluja griff wieder die US-Luftwaffe an. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2004)
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Wird ja wirklich interessant. Man stelle sich vor. Die mit den USA verbündete Türkei marschiert einfach mit 40.000 Soldaten in den Nordirak ein, kämpft gegen die mit den USA verbündeten Peshmerga und erobert die Ölfelder von Kirkuk und Mossul.
Was die USA dann wohl sagen? :rolleyes:
Tja, noch mehr Öl in den Flächenbrand Irak.