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Thema: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

  1. #1
    Mitglied Benutzerbild von Bärwolf
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    Standard Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Milliardenabschreibungen, Gewinneinbrüche, Stellenabbau - vor allem junge Investmentbanker machen in diesen Tagen eine neue Erfahrung:
    Sie haben Angst um ihre Zukunft.


    Unglaublich diese Wut. Sie kommen auf die Straße, tragen Kisten und Akten, laden sie in die Taxis. Verstört wirken sie, manche verzweifelt. "Wir wurden geopfert", schimpft einer.

    Es sind ungewohnte Szenen, die sich Anfang dieser Woche vor dem Büroturm der US-Bank Bear Stearns in New York abgespielt haben: Investmentbanker, die vorsorglich ihre Schreibtische räumen. Investmentbanker, die ihrer Wut Luft machen. Investmentbanker, die Angst haben. 7000 Stellen, meldete der US-Sender CNBC, sollen gestrichen werden. Ihr Geld haben viele Mitarbeiter ohnehin schon verloren. 35 bis 40 Prozent des Kapitals halten die Angestellten. Die Bear-Stearns-Aktie hat binnen wenigen Tagen drastisch verloren. "Wir können alle nur noch zuschauen, wie unsere Vermögenswerte verdampfen", sagt ein hochrangiger europäischer Bear-Stearns-Mitarbeiter.

    Seit Wochen nun überschlagen sich die Ereignisse. Große Häuser wie Bear Stearns gehen innerhalb weniger Tage unter, eine E-Mail mit Gerüchten lässt Aktienkurse um ein Drittel einbrechen, von den Banken kommen schlechte Nachrichten am laufenden Band: Milliardenabschreibungen, Gewinneinbrüche - und Stellenabbau. Die Krise ist nicht ohne Wirkung geblieben in einer Welt, die seit dem Platzen der IT-Blase 2001 vor allem Erfolge kannte, die Rekord um Rekord feierte. "Alle haben Angst. Man sieht es in den Gesichtern in der Cafeteria, jeden Tag", sagt ein Investmentbanker in New York. "Es wird immer verrückter, die Chefs haben richtig schlechte Laune", schreibt ein anderer aus London in einer E-Mail.

    Finanzmarktkrise gefährdet Arbeitsplätze

    Vor allem junge Banker sorgen sich längst nicht mehr nur um die Boni, sondern um ihre Zukunft. "Bei denen wird als Erstes die Axt angesetzt werden", sagt ein JP-Morgan-Mitarbeiter in London. "Die sind am billigsten, aber auch am leichtesten zu ersetzen." Für die jungen Banker ist das oft ein Schock. "Die haben immer in Boomzeiten gearbeitet. Dass es auch einmal andersherum geht, ist eine neue Erfahrung für sie."


    Die Nervosität ist groß

    Viele Institute haben bereits angekündigt, Mitarbeiter zu entlassen. Lehman Brothers will fünf Prozent der Stellen streichen, quer durch alle Geschäftsfelder. Ähnliches kündigten seit Mitte letzten Jahres die Bank of America, Citigroup, Merrill Lynch und Morgan Stanley an. "2008 wird ein Scheißjahr. Jobs werden verloren gehen", prophezeit ein Mitarbeiter der Deutschen Bank. Es wird, vermuten viele Banker, nicht ganz so schlimm werden wie 2001 und 2002. "Der gesamte personelle Kehraus wie nach dem Platzen der New-Economy-Blase steht noch aus", sagt der JP-Morgan-Banker.


    Angeblich sollen bei Bear Stearns Tausende Jobs gestrichen werden
    Niemand äußert sich öffentlich, die Nervosität ist groß. Die nachdenklichen Sätze huschen über Blackberrys, stehen am Ende von E-Mails oder in Weblogs, fallen am Telefon, spätnachts, wenn die Banker aus ihren Büros kommen. Der Druck ist noch größer, man arbeitet noch länger. "Die meisten jungen Kollegen machen Überstunden, sie kommen früher, gehen später, um sich auszuzeichnen. Man steht ja quasi einen Schritt vor der Entlassung", sagt ein 31-jähriger Investmentbanker in New York.

    Es sind Träume, die in diesen Tagen für manche kurz vorm Platzen sind. Millionär mit Mitte 30, für immer ausgesorgt, ein schnelles, heftiges und erfolgreiches Leben - das war der Plan. Jetzt erleben sie den ersten Knick ihrer Karriere, konnten oder wollten oft noch nicht genug Geld zurücklegen für die Durststrecke, die in den hohen Boni ja eingepreist ist. "Für uns Junge geht es um die Existenz", sagt der Banker aus New York. Er hält die Krise sogar für schlimmer als 2001. Denn diesmal seien die Banken und das Finanzsystem selbst betroffen.

    Aus London heißt es: "Viele, die Anfang 30 sind, erschreckt die Aussicht auf ein Leben in der realen Welt, in der sie sich ihren teuren Lebensstil nicht mehr leisten können." Und so verfolgen viele die Krise wie bei einer Hurrikan-Warnung den Wetterbericht. Vor allem im Internet wird gepostet, was man gerade gehört hat: Goldman Sachs habe seine Mitarbeiter heimlich vor einer neuen Entlassungswelle gewarnt, wird etwa ein Gerücht ohne Belege bei Dealbreaker.com gestreut. Ein anderer behauptet, er habe an einem Vormittag bei Bear Stearns angerufen, sein Ansprechpartner war nicht zu sprechen. "Als ich um 5 Uhr nachmittags noch mal anrief, nahm jemand anderes ab und sagte, der Ansprechpartner arbeite nicht mehr hier. Ihr seht es: Das Massaker hat begonnen."

    Und so gibt es im Blog Bankersball.com bereits die ersten Tipps: Beim "Burger Shoppe" in New York würden die Burger nur 4 $ kosten.

    Viele der jungen Banker versuchen, sich Rat von jenen zu holen, die schon länger im Geschäft sind. Doch der einzige Rat, den die meisten haben, ist: "Kopf runter und durchhalten".

    FTD: von N. Röttger, H. v. Buttlar, N. Janz, B. Navratil, S. Clausen, T. Bartz

    Ich sage es ganz ohne Schadenfreude, aber den jungen Bankern ist diese Erfahrung zu gönnen. Nur wer es schafft da wieder herauszukommen, sozusagen am wirklichen Leben geschult, hat es auch verdient wieder aufzusteigen.
    Wer würde ansonsten sein Geld solchen Leuten anvertrauen?
    Die richtige Schule für solch einen Banker kann nur sein, es auch 3 Jahre zu schaffen von Hartz IV zu leben, ja ganz im ernst. Es muß nicht unbedingt Hartz IV sein, ich meine vielmehr die Fähigkeit mit so wenig auszukommen ohne in Depressionen zu verfallen, da zeigt sich der wirklich gute Ökonom, d. h. auch mit dem grandiosen Speiseplan des Berliner Senators Sarazin, der ist auch ein guter Ökonom. So eine kurze Lebensschule am unteren Rand qualifiziert viel mehr als der permanent gepuderte Weg.
    BÄRWOLF
    "Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen."
    George Orwell

  2. #2
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Es gibt doch eine höhere Gerechtigkeit.

    Diese Bastarde haben ja meist in einem Monat mehr verdient, als andere in ihrem ganzen Leben bei schwerer (körperlicher) Arbeit.

    Mir war schon immer klar, daß nicht viel dahinter stecken kann, bei solchen horenden Gehältern und Provisionen.




    ----

  3. #3
    Vorstand der Stammchatter Benutzerbild von Mark Mallokent
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Momentan scheidet sich bei den Bankiers die Spreu vom Weizen. Das ist die heilende Kraft der Krise. :]
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
    Mitglied der FDL

  4. #4
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    .
    deren furcht ist verständlich.

    denn, wenn eine verarmung breiter bevölkerungsschichten eingetreten ist, und das wird geschehen, dann besteht berechtigte hoffnung, dass sie und andere um ihr leben bangen müssen.

    damit kommt die ausgleichende gerechtigkeit voll zum zug.
    es bleibt dabei: was gesäht wurde erntet man.
    .


  5. #5
    Tod den Eliten Benutzerbild von Rikimer
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Zitat Zitat von Mark Mallokent Beitrag anzeigen
    Momentan scheidet sich bei den Bankiers die Spreu vom Weizen. Das ist die heilende Kraft der Krise. :]
    Das wäre schön. Nur leider existiert durch die Zentralbanken und die negativen Eliten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft so etwas wie ein Sozialismus für die Superreichen. Anstatt diese Banken alle pleite gehen zu lassen, werden diese gestützt und unterstützt...

    MfG

    Rikimer
    „Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, doch dem Volke zum Spott! Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott!“
    (Theodor Körner 1791-1813)

  6. #6
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Zitat Zitat von Rikimer Beitrag anzeigen
    Das wäre schön. Nur leider existiert durch die Zentralbanken und die negativen Eliten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft so etwas wie ein Sozialismus für die Superreichen. Anstatt diese Banken alle pleite gehen zu lassen, werden diese gestützt und unterstützt...

    MfG

    Rikimer
    die geplante zukunft sieht so aus:

    es wird nur noch eine einzige bank geben, die selbstverständlich ihre fachfilialien hat.
    somit ist auch klar, wer diese finanzkrise hervorgerufen hat.
    .


  7. #7
    GESPERRT
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Zitat Zitat von dimu Beitrag anzeigen
    die geplante zukunft sieht so aus:

    es wird nur noch eine einzige bank geben, die selbstverständlich ihre fachfilialien hat.
    somit ist auch klar, wer diese finanzkrise hervorgerufen hat.
    .
    Da sagst du was völlig richtiges. Es ist ja bekannt, dass das Geld nicht einfach verschwindet. Die Miliarden €, die z.B. die dt. Banker in die USA für die maroden Kredite überwiesen haben, sind ja nicht verschwunden. Über die freut sich jetzt irgendein anderer in den USA. Die einen verlieren ihr Geld, die anderen häufen es an. Ich habe allerdings noch nirgends gehört, in welche Kanäle dieses Geld gewandert ist.

  8. #8
    GESPERRT
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Zitat Zitat von Fiel Beitrag anzeigen
    Da sagst du was völlig richtiges. Es ist ja bekannt, dass das Geld nicht einfach verschwindet. Die Miliarden €, die z.B. die dt. Banker in die USA für die maroden Kredite überwiesen haben, sind ja nicht verschwunden. Über die freut sich jetzt irgendein anderer in den USA. Die einen verlieren ihr Geld, die anderen häufen es an. Ich habe allerdings noch nirgends gehört, in welche Kanäle dieses Geld gewandert ist.
    Dann denk mal darüber nach. Ein Hypothekenkredit, und darum geht es vor allem, wird verwendet, um ein Haus zu bauen.
    Das Problem, das zu spät erkannt wurde, ist einfach zu erklären. Die Beleihungsrichtlinien zur Hausfinanzierung tsimmte ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr mit den Verkehrswerten der beliehenen Häuser überein. Zusätzlich ging die Nachfrage nach Immobilien zurück. Konnte also ein Hauskäufer seine Annuitäten nicht mehr bezahlen, war es plötzlich nicht mehr möglich, durch eine Hausversteigerung an die vergebene Hypothek zu kommen.
    Das Geld, um das es heute geht, floss also an die Baufirmen, die diese Häuer bauten und die Grundstückeigentümer, auf dem diese Häuser stehen.
    Dabei spielt auch die US-Mentalität der hohen Verschuldung eine Rolle. Die meisten Immobilien waren mit 100 % eines Verkehrswerts beliehen, der in dieser Höhe am Markt nicht zu realisieren ist.
    Verloren ist das Geld jedoch nicht. Es wird sich nur zäher als früher refinanzieren lassen. Es ist also ein Liquiditätsproblem. Das ist der entscheidende Unterschied zu Krediten, die eine Bank bei einem Unternehmeskredit verlieren kann.

  9. #9
    Tod den Eliten Benutzerbild von Rikimer
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Zitat Zitat von dimu Beitrag anzeigen
    die geplante zukunft sieht so aus:

    es wird nur noch eine einzige bank geben, die selbstverständlich ihre fachfilialien hat.
    somit ist auch klar, wer diese finanzkrise hervorgerufen hat.
    .
    Durch jede dieser Wirtschaftskrisen der vergangenen hundert Jahren wurde die Zahl der Banken bzw. großen bzw. mittelständischen Unternehmen geringer. Eigentlich ein natürlicher Prozess, wenn nicht mithilfe des Staats und interessierter Banken- und Wirtschaftkreise gleichzeitig die Enstehung bzw. Förderung neuer Unternehmen behindert worden sind. Deshalb: Staatsozialismus für die Superreichen und für die Unterschicht (-> Einwanderung in die Sozialsysteme), die Mittelschicht hingegen, eigentlich die staatstragende Säule...

    MfG

    Rikimer
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    (Theodor Körner 1791-1813)

  10. #10
    Hемецкий
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    Standard AW: Die unerträgliche Furcht der Investmentbanker

    Zitat Zitat von Mark Mallokent Beitrag anzeigen
    Momentan scheidet sich bei den Bankiers die Spreu vom Weizen. Das ist die heilende Kraft der Krise. :]
    Man sollte die Verlierer zur Sicherheit samt und sonders erschießen. Vielleicht verstehen sie erst dann, was Heilung wirklich heißt. Vorher jedenfalls, wäre ich dessen nicht sicher.

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