Als Einleitung die extrem weichgespülte Version des SPON-Schmierlings Sebastian Hammelehle:
[Links nur für registrierte Nutzer]Willkommen im Land der Täter
4.12.2012
Der New Yorker Tuvia Tenenbom, Sohn von Holocaust-Überlebenden, ist durch Deutschland gereist und hat darüber ein Buch geschrieben. Das erstaunliche Porträt einer Nation, in der mancher die Israelis für die wahren Nazis hält. Schon vor Veröffentlichung sorgte es für einen Skandal.
Was fällt einem New Yorker auf, wenn er durch Deutschland reist? Wenn er zudem Jude ist, wenn seine Familie im Holocaust ermordet wurde? Tuvia Tenenbom ist so ein New Yorker. Er ist durch Deutschland gereist. Im Sommer 2010. In Südafrika fand die Fußball-WM statt, im Mittelmeer schipperte ein Schiffskonvoi Richtung Gaza. Zwei nicht unwesentliche Daten für Tenenboms Exkursion, sind es doch die Pole, zwischen denen sich die öffentliche Meinung in diesen Tagen bewegt: Während der Auftritt der DFB-Elf noch einmal die deutsche Selbstdiagnose eines neuen, unverkrampfteren Nationalbewusstseins fördert, führt die Mission der Protestflotte zu unverhohlener Israel-Kritik.
Nun erscheint Tenenboms Bericht bei Suhrkamp: "Allein unter Deutschen. Eine Entdeckungsreise". Der Veröffentlichung vorausgegangen war eine für die Verlags- und Medienbranche einzigartige Abwehrreaktion: Rowohlt-Verleger Alexander Fest, der Tenenboms Bericht zuerst ins Deutsche bringen wollte, entschied sich persönlich gegen eine Publikation - aus, wie Fest behauptete, formalen und juristischen Gründen. Die "Süddeutsche Zeitung" veröffentlichte daraufhin einen polemischen Text über die amerikanische Version von Tenenboms Buch. Friedenspreisträger Saul Friedländer bezeichnete die Wortwahl von Rowohlt und "Süddeutsche" im Umgang mit Tenenbom daraufhin auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE als "antisemitisch".[...]
Der SPON-Artikel windet sich durch längliche Ausflüchte und Umschreibungen, vermutlich um seine "linksliberalen" Leser nicht allzu sehr vor den Kopf zu stoßen.
Ausgerechnet die "Süddeutsche Zeitung" wird in ihrer Rezension des englischen Textes zumindest etwas konkreter:
[Links nur für registrierte Nutzer]Alles Nazis over there
30. Juli 2012
Streit um Buch über Deutschland
Aus "Ich bin Deutschland" wird "Allein unter Deutschen": Für ein Buchprojekt reiste der jüdische Theatermacher Tuvia Tenenborn monatelang durchs Land. Der New Yorker beschreibt Deutschland als einen düsteren Ort voller Nazis und Antisemiten. Nach dem Zerwürfnis mit Auftraggeber Rowohlt erscheint die Reportage im Herbst beim Verlagsrivalen. Ein einmaliger Vorgang.
[...]
Das Deutschland, das Tenenbom einige Monate lang bereiste, erscheint darin als düsterer Ort voller Nazis und Antisemiten. "Dieses Land hat sich seit Hitlers Herrschaft nicht geändert", glaubt der Autor: "Ich hasse die Deutschen. Hasse sie, ihre großen Masken, ihre endlosen Diskussionen, ihre ständige Predigerei, ihren impliziten oder expliziten Judenhass, ihre Rückgratlosigkeit, ihre exakte Art, ihre exakten Lügen, ihre Starrsinnigkeit, ihren versteckten Rassismus, ihr ständiges Bedürfnis, geliebt und gelobt zu werden, und ihre Selbstgerechtigkeit". Am Ende verlässt er dieses Deutschland, das ihn so sehr aufgeregt hat, mit gemischten Gefühlen. Aus "Ich bin Deutschland" (Rowohlt) wird "Allein unter Deutschen"*(Suhrkamp).
SPON hat das Buch auch auf seinen internationalen Seiten rezensiert, und diese Rezension ist erstaunlicherweise nicht nur umfassender, sondern auch ehrlicher:
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About halfway through the book, Tenenbom describes his impression of the Germans in the following way: "So far, what I know is this: Demand free housing and free education, drink cases of beer, be a member of some Verein, be PC, denounce Israel, eat Bio, be on time, love your neighbor's iPad, scream 'Deutschland!' or pull for North Korea, have no knowledge of what your family did during the war or call yourself Jewish, be very clean or very dirty, participate in one demonstration or another, discuss every detail of every issue until the other side gets a severe headache -- and you are German."
Indeed, the travelogue is a strangely entertaining portrayal of a German freak show, and yet Tenenbom wants the book to be seen as a dead-serious warning and indictment. "It will be much easier to make peace between Israelis and Palestinians, and between Arabs and Jews in general, than to uproot the Jew hate of the German," he writes. "Do I generalize? Yes, I do. I'm sorry, but this is what I saw."
When I met Tenenbom for the second time, in a Hamburg café in late October, we greeted each other, and it all seemed perfectly friendly -- until he was suddenly furious. Now that I was familiar with his entire book and not just the preface, he said, I should finally agree with him that anti-Semitism in present-day Germany is the same as it was during the Nazi era. I told Tenenbom that I still felt that his diagnosis was wrong.
"You won't admit it!" he said. "Because it's too painful for you! And because it's in your bones, too. German anti-Semitism!"
Rein aus Spaß müßte man jetzt noch amerikanische Rezensionen dieses Elaborats unter die Lupe nehmen, aber ich kann mir schon vorstellen welcher Tenor dort vorherrscht.
Der ganze schöne Schuldkult, die ganzen endlosen Selbsterniedrigungen, Rituale, Symbole, U-Boote und Zahlungen - alles für die Katz.
Der Deutsche ist eben der ewige Nazi, es liegt in seinem Genen.