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Thema: China - Schon immer Alleinherrschaft der Kaiser ?

  1. #1
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    Standard China - Immer Alleinherrschaft der Kaiser ?

    Also, bei uns in Europa gab es zuerst das mittelalterliche System (Lehnswesen ?), der Monarch regierte, musste sich aber die Macht mit dem Adel und den Ständen, einer Art frühem Parlament (kann man das so sagen ?) teilen. Dann, in der frühen Neuzeit, begannen einige Theoretiker ein System zu entwickeln, dass dem Adel und den Ständen einen Großteil der Macht nahm und sie dem Monarchen übertrug. Der Absolutismus war geboren.
    Wie gesagt, so lief es in Europa. Wie aber lief es in China ? Dort hatte ja auch der Kaiser die alleinige Macht, basierend auf den Theorien des Konfuzius, nach denen alles in Einheit und Harmonie zu sein hatte, auch die Staatsführung, Demokratie oder Parlamentarismus, die auf einen Wettstreit der Menschen abzielen, sind also nicht unbedingt das, was der Konfuzianismus lehrt. Nur: War das schon immer so, hatte in China schon immer der Kaiser die alleinige Macht ? Da gab es doch sicher vorher auch mal eine Zeit, in welcher sich der Monarch seine Macht mit dem Adel und den Ständen teilen musste ? Weil die Alleinherrschaft des Kaisers wurde doch von Konfuzius konstruiert, also muss es doch vorher etwas anderes gegeben haben, ein Herrschaftssystem, in dem nicht der Kaiser die alleinige Macht hatte, sondern in dem sich Kaiser, Adel (Oberschicht) und Stände (oder ähnliche Versammlungen/frühe Parlamente) die Macht teilten und sich gegenseitig kontrollierten bzw. das Parlament darauf achtete, dass der Kaiser nicht zu mächtig wurde ?
    Und noch eine Frage zum Schluss: Haben in China die Aufklärung bzw. ihre Werte (Freiheit, Individualismus, Demokratie etc.) eine Chance ? Denn der Konfuzianismus, der in China eine sehr große Tradition hat, steht ja der Aufklärung nicht so positiv gegenüber bzw. betont andere Werte. Während die Aufklärung stark auf die Freiheit des einzelnen Individuums abstellt, zielt der Konfuzianismus auf die Rolle jedes Einzelnen im gesamtgesellschaftlichen Beziehungsnetzwerk ab.
    Geändert von Monarchist1985 (26.03.2008 um 11:26 Uhr)

  2. #2
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    Standard AW: China - Immer Alleinherrschaft der Kaiser ?

    Zitat Zitat von Monarchist1985 Beitrag anzeigen
    Nur: War das schon immer so, hatte in China schon immer der Kaiser die alleinige Macht ?
    Nein.
    Logischerweise erst, nachdem es ein Kaiserreich China gab.

    Da gab es doch sicher vorher auch mal eine Zeit, in welcher sich der Monarch seine Macht mit dem Adel und den Ständen teilen musste ?
    Nicht zwingend, nein.
    Es gab sicher Zeiten, in denen die Stellung des Adels stärker und andere, in denen sie schwächer war;
    und dies sowohl zur Zeit des Imperiums als auch zur Zeit der Einzelstaaten.

    Weil die Alleinherrschaft des Kaisers wurde doch von Konfuzius konstruiert
    M.W. wurde sie (auch) von ihm begründet, nicht entwickelt.

    Und noch eine Frage zum Schluss: Haben in China die Aufklärung bzw. ihre Werte (Freiheit, Individualismus, Demokratie etc.) eine Chance ? Denn der Konfuzianismus, der in China eine sehr große Tradition hat, steht ja der Aufklärung nicht so positiv gegenüber bzw. betont andere Werte. Während die Aufklärung stark auf die Freiheit des einzelnen Individuums abstellt, zielt der Konfuzianismus auf die Rolle jedes Einzelnen im gesamtgesellschaftlichen Beziehungsnetzwerk ab.
    China wird Europa nicht kopieren können, sowenig, wie Japan es konnte.
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

  3. #3
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    Standard AW: China - Immer Alleinherrschaft der Kaiser ?

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    China wird Europa nicht kopieren können, sowenig, wie Japan es konnte.
    Aber Japan orientiert sich doch relativ stark an der westlichen Welt (USA, Europa) bzw. ist doch irgendwie auch ein Teil von ihr ? Japan ist eine Demokratie, vertritt humanistische Werte etc. Warum sollte China das nicht auch können ?

  4. #4
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: China - Schon immer Alleinherrschaft der Kaiser ?

    Sicher, das asiatische Modell, der kollektive Mensch. Daher konnte dort auch der Kommunismus am ehesten Fuß fassen.

    Die Ostasiaten lieben die Volksgemeinschaft, was schon ihre ethnische Homogenität aussagt.

    Das nordische Naturell hingegen ist freiheitsstrebend, individualisiert, seit jeher, so wie der Freiheitsdrang der weissen Völker immer belegte.

    Wir waren niemals Sklavennaturen!


    ----
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  5. #5
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    Standard AW: China - Schon immer Alleinherrschaft der Kaiser ?

    @ Monarchist1985

    Orientieren ist nicht kopieren.


    @ Klopperhorst

    "Sklavennatur" ist unhöflich.
    Soll doch bitteschön jeder so, wie er kann und mag.
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  6. #6
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    Standard AW: China - Immer Alleinherrschaft der Kaiser ?

    Zitat Zitat von Monarchist1985 Beitrag anzeigen
    Also, bei uns in Europa gab es zuerst das mittelalterliche System (Lehnswesen ?), der Monarch regierte, musste sich aber die Macht mit dem Adel und den Ständen, einer Art frühem Parlament (kann man das so sagen ?) teilen.
    Jein.
    Ein Parlament im heutigen Sinne war es nicht, aber man kann ganz einfach sagen, dass die Macht geteilt war. Genaugenommen bestand das gesamte mittelalterliche System in einem Partikularismus aus Kleinstgebieten, die miteinander konkurrierten, womit auch einzelne Herrscher nie in der Lage waren, sonderlich große Macht anzuhäufen.

    Dann, in der frühen Neuzeit, begannen einige Theoretiker ein System zu entwickeln, dass dem Adel und den Ständen einen Großteil der Macht nahm und sie dem Monarchen übertrug. Der Absolutismus war geboren.
    Die Theorie war gar nicht so wichtig.
    Im Grunde waren es Fortschritte in der Militärtechnologie und Änderungen in der Staatsverwaltung, die dies möglich machten. So konnte man Beamte jetzt bezahlen (weil man Geld hatte) ein Land zu verwalten und musste es nicht als Lehen einem Adeligen geben, der dort dann eine eigene Machtbasis hat und eine gewisse Eigenständigkeit genießt.
    Darüber hinaus wurde Militärtechnologie teuerer und besser, wodurch nur noch große Staaten über die nötige Finanzkraft verfügten ein Heer auszurüsten (und stehen zu haben), was um 1200 prinzipiell jeder Adelige in kleinerem Massstab konnte.

    Wie gesagt, so lief es in Europa. Wie aber lief es in China ? Dort hatte ja auch der Kaiser die alleinige Macht, basierend auf den Theorien des Konfuzius, nach denen alles in Einheit und Harmonie zu sein hatte, auch die Staatsführung, Demokratie oder Parlamentarismus, die auf einen Wettstreit der Menschen abzielen, sind also nicht unbedingt das, was der Konfuzianismus lehrt.
    Nur: War das schon immer so, hatte in China schon immer der Kaiser die alleinige Macht ? Da gab es doch sicher vorher auch mal eine Zeit, in welcher sich der Monarch seine Macht mit dem Adel und den Ständen teilen musste ?
    China hatte immer wieder Phasen und Momente, als es in einzelne kleinere Staaten zerfiel, die sich dann bekämpften. Intern war die Machtteilung auch sehr viel ausgeprägter, als man oberflächlich vermuten würde. So hatten die Beamten oftmals mehr Bedeutung als der eigentliche Kaiser.
    Weil die Alleinherrschaft des Kaisers wurde doch von Konfuzius konstruiert, also muss es doch vorher etwas anderes gegeben haben, ein Herrschaftssystem, in dem nicht der Kaiser die alleinige Macht hatte, sondern in dem sich Kaiser, Adel (Oberschicht) und Stände (oder ähnliche Versammlungen/frühe Parlamente) die Macht teilten und sich gegenseitig kontrollierten bzw. das Parlament darauf achtete, dass der Kaiser nicht zu mächtig wurde ?
    Konfuzius schrieb (wie die meisten Harmonieprediger) in einer Zeit des massiven Krieges vor der ersten Reichseinigung. Damals gab es einige
    Und noch eine Frage zum Schluss: Haben in China die Aufklärung bzw. ihre Werte (Freiheit, Individualismus, Demokratie etc.) eine Chance ?
    Sowohl Taiwan als auch Hongkong legen Nahe, dass China und Menschenrechte /Demokratie sich nicht ausschließen.

    Denn der Konfuzianismus, der in China eine sehr große Tradition hat, steht ja der Aufklärung nicht so positiv gegenüber bzw. betont andere Werte. Während die Aufklärung stark auf die Freiheit des einzelnen Individuums abstellt, zielt der Konfuzianismus auf die Rolle jedes Einzelnen im gesamtgesellschaftlichen Beziehungsnetzwerk ab.
    Prinzipiell ist fast jede vormoderne und auch noch einige moderne Staatsphilosophien eher kollektivistisch als individualistisch. Die Aufklärung ist ja bei uns auch erst langsam entstanden und hat sich nur langsam durchgesetzt. Und nur weil der Konfuzianismus große Tradition hat (die die momentanten Machthaber gelegentlich instrumetalisieren, aber doch nicht sehr schätzen), heißt es nicht, dass er unbedingt eine große Zukunft hat.
    Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage »was ist deutsch?« niemals ausstirbt.
    Friedrich Nietzsche

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