hr eigener Vater verprügelte sie heftig und drohte, wenn sie sich weigere, den von ihm erwählten Faez Ali Thamer zu heiraten, würde sie vergewaltigt - und dann könnten ihr "weder das Gesetz noch ein Scheich in diesem Land helfen". Dem Kind blieb keine Wahl - die Hochzeit wurde gehalten, die Ehe vollzogen.
"Ich habe gebettelt und meine Eltern und eine Tante angefleht, mir bei einer Scheidung zu helfen. Sie sagten: 'Wir können nichts tun. Wenn du vor Gericht gehen willst, musst du selbst gehen.''' Genau das tat die Achtjährige: Anfang April floh sie aus dem Haus ihres 30-jährigen Ehemanns und wandte sich an das zuständige Gericht in der Hauptstadt Sanaa. Erst jetzt hat das Gericht die Ehe annulliert und die Familie der Kleinen zu einer Geldstrafe von 250 US-Dollar verurteilt.
Dass ein Mädchen öffentlich gegen die herrschenden Traditionen und die Scharia rebelliert, ist ein unerhörter Vorfall, den es in dieser Form im Jemen noch nicht gegeben hat. Als noch unerhörter kann die Reaktion des Richters gelten. Muhammed al-Qathi hatte offenbar Mitleid mit dem Kind und ließ sowohl den Vater als auch den Ehemann vorübergehend festnehmen - obwohl keine offizielle Strafanzeige vorlag, denn die darf Nojoud als Minderjährige gar nicht stellen. Das Mädchen brachte der Richter zunächst bei sich selbst und dann bei einem Onkel unter.
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Obwohl die Öffentlichkeit im Fall der achtjährigen Nojoud hilfreich sein kann, besteht wenig Hoffnung, dass das Kind ein neues Leben beginnen kann. "Nojoud hat durch ihr Verhalten die Familienehre befleckt. Es wir unendlich schwierig sein, sie in Zukunft vor den Verwandten zu schützen", weiß Böhmecke. Es erfordere viel Geld und Engagement, sie ein Leben lang anonym zu halten und zu verstecken, denn: "Alle Verwandten sind aufgefordert, sich zu rächen."
Nojoud fürchtet nicht nur um sich selbst - sie hat eine sechs Jahre alte Schwester, der dasselbe Schicksal bevorstehen könnte. Dabei hat das mutige Mädchen nur ein Anliegen: "Ich will einfach ein ehrenwertes Leben führen."