Umfrageergebnis anzeigen: Welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

Teilnehmer
51. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • 1. die USA

    13 25,49%
  • 2. die Europäische Union (EU)

    20 39,22%
  • 3. Russland

    2 3,92%
  • 4. die arabische und islamische Welt

    9 17,65%
  • 5. China

    0 0%
  • 6. Indien

    0 0%
  • 7. alle zugleich

    3 5,88%
  • 8. keiner

    3 5,88%
  • 9. kann mich nicht entscheiden

    1 1,96%
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Thema: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

  1. #11
    nicht ganz menschlich! Benutzerbild von Aldebaran
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Na, dann schau dir mal die Umfrage an. Derzeit ist da die EU im Contest der Untergangskandidaten führend - und das, obwohl sie im Vergleich zu allen anderen Global Playern die relativ besten Lebensbedingungen hat.
    Das hindert die User, die wohl alle in ihr leben müssen, aber nicht, von ihr absolut die Schnaue voll zu haben. Europa bietet ja so prickelnde Visionen nach dem Motto "was auf den Tisch kommt, wird gegessen". Wobei die Teller für viele immer leerer werden :rolleyes:

    Es sind aber zwei verschiedene Dinge, von etwas die Schnauze voll zu haben und es für nicht überlebensfähig zu halten. Ich bin auch kein großer Freund der EU, halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass sie sich weiter "durchwursteln" wird. Sie wird keine Weltmacht im engeren Sinne werden, aber ungefähr ihren Platz im weltweiten Konzert behalten, also ein "global player" bleiben. Der Euro wird mangels Alternativen zur zweiten Weltwährung, Deutschland wird mittelfristig noch der industrielle Motor bleiben und die Engländer und Franzosen ihre Atomwaffen behalten. Eine Erweiterung nach Osten (Ukraine) wäre wünschenswert, eine nach Südosten (Türkei) allerdings ganz und gar nicht.

    Hier fließt viel Wunschdenken in die Urteile ein.

  2. #12
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Aldebaran Beitrag anzeigen
    Es sind aber zwei verschiedene Dinge, von etwas die Schnauze voll zu haben und es für nicht überlebensfähig zu halten. Ich bin auch kein großer Freund der EU, halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass sie sich weiter "durchwursteln" wird. Sie wird keine Weltmacht im engeren Sinne werden, aber ungefähr ihren Platz im weltweiten Konzert behalten, also ein "global player" bleiben. Der Euro wird mangels Alternativen zur zweiten Weltwährung, Deutschland wird mittelfristig noch der industrielle Motor bleiben und die Engländer und Franzosen ihre Atomwaffen behalten. Eine Erweiterung nach Osten (Ukraine) wäre wünschenswert, eine nach Südosten (Türkei) allerdings ganz und gar nicht.
    Das liest sich wie gnadenloses Mittelmaß.

    Zitat Zitat von Aldebaran Beitrag anzeigen
    Hier fließt viel Wunschdenken in die Urteile ein.
    Das mag so sein :rolleyes: - aber vielleicht auch die Erkenntnis, dass Mittelmaß zur Katastohe führen kann - nämlich dann, wenn es gravierende Probleme schafft und zugleich den Druck nicht entstehen lässt, der zur Lösung dieser Probleme führen kann. Die EU scheint mir ein Kandidat für diese Art von Mittelmaß zu sein. Ja, sie wurstelt sich durch. Sie ist neoliberal, aber nicht so knallhart wie die USA. Sie ist groß, aber keine Weltmacht mit einer tragfähigen Vision für die Zukunft. Sie hat eine Bürokratie mit zentralistischen Tendenzen - erlaubt aber ihren Mitgliedsregierungen, ggfs. eigene Süppchen zu kochen. Durch ihre Existenz mag sie vorerst eine Selbstzerfleischung West- und Mitteleuropas verhindern - aber ebenso verhindert sie, dass Europa Impulse für eine menschenwürdige Weltordnung gibt, da sie "Zukunft" gnadenlos auf ihre eigene Zukunft reduziert. Sie hat eine gemeinsame Währung - aber dabei machen so viele Länder nicht mit, das schon deswegen das Unternehmen "Euro" ein schlechter Witz ist. Man kann in ihr reisen, ohne an jeder Staatsgrenze Reisepass oder Visum zücken zu müssen - nur kann sich nicht jeder das Reisen leisten. Sie leistet sogar einen Beitrag zur Raumfahrt - aber meines Wissens nutzt sie lieber russische Sojus-Raketen, anstatt eigene bemannte Trägersysteme zu entwickeln. Ihre Chefideologen faseln sogar von einer europäischen Identität - die besteht aber hauptsächlich darin, sowohl partikulare - Volk und Kultur - als auch universalistische Identitäten zu negieren. Schließlich vereint sie Europa - kann oder will aber nicht die Kluft zwischen Westeuropa und Russland überwinden. Sie ist groß, aber hält das flächen- und bevölkerungsmäßig größte Volk Europas außen vor. Es gibt eine Menge EU-Bestimmungen und die EU schreckt nicht davor zurück, in die Angelegenheiten ihrer Mitgliedsländer einzugreifen - aber trotzdem macht jedes Mitgliedsland im Zweifelsfall, was es will. Die EU ist nüchtern und pragmatisch - und das bis zum Schwachsinn X( ! Die EU mag uns noch lange erhalten bleiben - weil ihre Rivalen noch größerer Horror sind :rolleyes:
    Geändert von Beverly (02.05.2008 um 22:50 Uhr)

  3. #13
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Ende der ideologischen Konfrontation zwischen liberalem Kapitalismus und Staatssozialismus feierten unter dem Stichwort "Kampf der Kulturen" geopolitische Diskurse eine Wiederauferstehung. Die Welt wird dabei in folgende Regionen eingeteilt:

    1. Nordamerika mit den USA als einziger verbliebener Supermacht

    2. West- und Mitteleuropa mit der EU als neuer ökonomischer Supermacht

    3. Osteuropa mit einem unter Putin wieder erstarkenden Russland

    4. Die arabische und islamische Welt mit dem Islamismus, welcher die Stelle des Kommunismus als Systemalternative zum westlichen Liberalismus einnimmt

    5. Die "Schwellenländer" Ostasiens mit China als wirtschaftlichem Shooting Star der Globalisierung

    6. Südasien mit Indien als zweiten wirtschaftlichen Superstar der Globalisierung

    Lateinamerika, das seit Jahr und Tag von wirtschaftlichen Krisen geschüttelt wird, und das von Bürgerkriegen zerrissene Afrika spielen als Global Player nur untergeordnete Rollen. Diese beiden Kontinente werden als die "Verlierer" gehandelt. Wobei sich allerdings die Frage stellt, wann sich welcher der sechs o. g. Global Player ebenfalls zu den Loosern zählen darf. Oder ob sich hinter den Glitzerfassaden der Boomtowns und den geschönten Statistiken schon Millionen, wenn nicht Milliarden "Looser" drängen, die früher oder später das Potemkinsche Globale Dorf anstecken werden?
    Waren für viele, wenn nicht die meisten Menschen Gegenwart und Zukunftsperspektiven besser, als die USA einen Kriegsverbrecher anheuerten, um vor den Russen auf dem Mond zu landen, Nasser in Ägypten von der Nähnadel bis zur Rakete alles selbst produzieren wollte, China noch "Rotchina" hieß, Indien von einer machtgeilen Tussi regiert wurde, deren Namen und Gesicht aber jeder kannte, die BRD die soziale Marktwirtschaft praktizierte, weil der Sowjetkommunismus entschieden zu viel des Guten war?
    Verdecken gekaufte Journalisten und Intellektuelle, die rasante Entwicklung der Produktivkräfte und die sexuelle Liberalisierung nur einen schleichenden Niedergang auch bei den vermeintlichen Gewinnern der Globalisierung?

    Geht es in Wirklichkeit um die Frage, bei wem aus dem schleichenden der rasante Niedergang wird? Muss man am Ende sogar den lauten und vernehmlichen Knall wünschen, weil er den Weg frei für Neues und Besseres macht?

    Deshalb die Frage: Welcher Global Player wird als erster untergehen?
    Glaubst wirklich bei irgendein "Kampf der Kulturen" um einen wirklichen Kampf um Kultur oder Religion. Sowas sind Gewöhnlicherweise Argumente für die Massen um sie für einen Krieg zu Sensiblisieren. Der der Profitiert ist der Kapitalist, schau dir doch die Kapitalfaschistischen Saudis einerseits unterstützen sie dieIslamisten Mit Öl und auf der anderen genauso auch ihre Freunde die USA. am Endeffekt sind die Saudis diejenigen die dadurch ihren Arsch vergoldet kriegen. Und das sicherlich nicht nur die Saudis sondern auch andere Kapitalisten. Ähnlich war es im Zweiten Weltkrieg In der Schweiz gab es viele Banken die beide Seiten Kredite für Kriegsunternehmen und sich dadurch ihren Arsch vergoldet kriegten. Ich glaube es war ein Industrieboss der mal nach dem ersten Weltkrieg sagte "Für mich war der Krieg wie eine Badekur". Es geht vor allem Macht und um Geld.

  4. #14
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Efna Beitrag anzeigen
    Glaubst wirklich bei irgendein "Kampf der Kulturen" um einen wirklichen Kampf um Kultur oder Religion.
    Daran glaube ich nicht, ich halte diese Thesen für Unfug. Ich glaube nicht daran, dass die von mir skizzierten Global Player zugrunde gehen, weil einer den anderen in einem Konflikt wie zwischen den imperialistischen Mächten vor 1945 oder dem "Kalten Krieg" zwischen USA und SU besiegt. Bei ihren "Kämpfen" schmeißen die Eliten der heutigen Machtblöcke doch allenfalls mit Wattebällchen, weil sie längst Teil ein und derselben Globalen Oligarchie sind.

    Ich glaube vielmehr, dass die "Global Player" hauptsächlich an ihren inneren Problemen zugrunde gehen. In allen von ihnen leben Menschen, die sagen "ich halte das nicht mehr aus" - egal aus welchen Gründen. Und in allen ist es den Herrschenden und ihren Ideologien egal, dass sie die Menschen leiden lassen.

  5. #15
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Daran glaube ich nicht, ich halte diese Thesen für Unfug. Ich glaube nicht daran, dass die von mir skizzierten Global Player zugrunde gehen, weil einer den anderen in einem Konflikt wie zwischen den imperialistischen Mächten vor 1945 oder dem "Kalten Krieg" zwischen USA und SU besiegt. Bei ihren "Kämpfen" schmeißen die Eliten der heutigen Machtblöcke doch allenfalls mit Wattebällchen, weil sie längst Teil ein und derselben Globalen Oligarchie sind.

    Ich glaube vielmehr, dass die "Global Player" hauptsächlich an ihren inneren Problemen zugrunde gehen. In allen von ihnen leben Menschen, die sagen "ich halte das nicht mehr aus" - egal aus welchen Gründen. Und in allen ist es den Herrschenden und ihren Ideologien egal, dass sie die Menschen leiden lassen.
    Genau das meine ich und gerade diese Oligarchen müssen gestürtzt werden!

  6. #16
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Efna Beitrag anzeigen
    Genau das meine ich und gerade diese Oligarchen müssen gestürtzt werden!
    Ich hatte sehr oft die Diskussion über das für und wider einer Weltregierung und eines Weltstaates. Das fing vor über 30 Jahren in der Mittelschule an, als uns die Lehrerin aus Kästners "Konferenz der Tiere" vorlas. Als Trickfilm wurde das damals im Fernsehen gezeigt. Weil die Menschen wieder einen Krieg machen, verordnen die Tiere im Interesse der Kinder eine Weltregierung.

    De facto haben wir diese "Weltregierung" und diesen "Weltstaat" schon. Wer hier über sie diskutiert, als ob es da um etwas noch zu Schaffendes (wenn dafür) oder zu Verhinderndes (wenn dagegen) geht, der hinkt 18 Jahre hinter der Entwicklung her. Damals habe ich in einem Artikel für die Zeitung der Berliner Grünen vor der Globalen Oligarchie gewarnt - jetzt haben wir sie. Damals hatte ich noch die Hoffnung, die Grünen könnten Teil eines Gegenprojektes für eine menschenwürdige Weltordnung sein - heute sind viele "Ökologen" nur noch Faschistenpack, das dieser Oligarchie hinten rein kriecht.

    Dass es die Weltregierung und den Weltstaat nicht formal gibt, macht ihn real um so repressiver. Formale, institutionalisierte Entitäten müssen wenigstens ab und zu etwas für die Menschen tun, denen gegenüber sie einen Machtanspruch haben. Sind sie dazu nicht willens oder fähig oder haben die Menschen ihre Tyrannei satt, werden sie früher oder später gestürzt. Eine formale Weltregierung, welche die Menschen so im Elend und Perspektivlosigkeit leben ließe wie es die "Global Player" tun, wäre schon lange nicht mehr im Amt.

    Da herrscht es sich informell doch viel bequemer, umfassender und gründlicher. Eine formale Weltregierung und ein formaler Weltstaat müssten sowohl in der einen oder anderen Art Sorge für die Menschen tragen, die wie ich einen technokratischen Weltstaat befürworten. Ein Weltstaat müsste auch irgendwie Zugeständnisse an seine Gegner - z. B. Nationalisten - machen, wenn er nicht an allen Ecken und Enden Aufstände haben will. Ich denke da an eine föderale Struktur und darunter selbst verwaltete Gemeinwesen. Ein Ende der Massenmigrationen und von "Multikulti", so wie es jetzt ist. Idealerweise sogar eine Welt, wo selbst verwaltete Gemeinwesen 80 bis 98 Prozent der Dinge regeln und die Weltregierung nur noch eine Restgröße ist. Ein "Büro für Sabotage" wie in einem Roman von Frank Herbert, dass die Entstehung herrschaftlicher Strukturen in der Art unserer Global Player verhindert. So ein Büro für Sabotage kann übrigens jede/r aufmachen. Man braucht dazu nur Argumentverstärker, einen klaren Kopf und eine ruhige Hand :]

    Denn jetzt ist die globale Klassengesellschaft mir ihren die Herrschaft stützenden Diskursen so:

    H E R R S C H E N D E K L A S S E

    Diskurs der Globalisierung und der Postmoderne

    USA - EU - RUSSLAND - CHINA - INDIEN - ISLAMISCHE WELT ....

    nationale und religiöse Diskurse

    B E H E R R S C H T E K L A S S E N

    Die herrschende Klasse nutzt die territorialen Entitäten, ohne sich ihnen irgendwie verpflichtet zu fühlen. Das Kapital kann jederzeit China und Indien fallen lassen, um dann den Kongo zu neuen Boomregion zu machen. Wenn der Kongo abgegessen ist, fließen die Kapitalströme vielleicht in die Arktis und die Antarktis.
    Für die beherrschten Klassen hat sich jede interessenmäßige und gefühlsmäßige Bindung an die territorialen Entitäten erledigt. Es sind entweder Kunstgebilde, wie der "melting pot" der USA oder Multikulti in der EU oder sie pflegen schon von jeher brutale Herrschaftstraditionen (Russland, China, Indien, Islamische Welt). Wer da bei den Beherrschten noch "Patriot" ist, leidet am Stockholm-Syndrom.

  7. #17
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Soeben hat schon wieder ein User für die EU als Untergangskandidaten gestimmt. Damit führt sie den Contest mit großem Abstand an - was mich doch einigermaßen erstaunt. Angesichts des so beliebten Muselbashens in diesem Forum hätte ich auf die islamische Welt als Favoriten getippt. Wenn da das Öl alle ist, gibt es schließlich in den Golfstaaten nur noch rostende Luxuswagen zu besichtigen.´

    Ich kann mir dieses Ergebnis nur so erklären, dass die allermeisten, wenn nicht alle Teilnehmer, in der EU leben und sie so gegen ihre alltägliche Misere stimmen.
    Würde die Abstimmung mit politisch bewussten Usern aus einem der anderen "Global Player" gemacht, würde da vermutlich derjenige Global Player zum Untergangskandidaten erklärt werden, in dem sie selbst leben müssen. Das vielleicht noch viel drastischer als es hier mit der EU geschieht. Gestern kam auf Phoenix eine Doku über zwangsweise verheiratete Frauen in Afghanisten, die sich aus Verzweiflung über ihr Leben selbst verbrennen. So sieht es bei unseren globalen Konkurrenten aus

  8. #18
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Das liest sich wie gnadenloses Mittelmaß.
    Das muss kein Nachteil sein. Immerhin kann man dann nicht so tief fallen.


    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Das mag so sein :rolleyes: - aber vielleicht auch die Erkenntnis, dass Mittelmaß zur Katastohe führen kann - nämlich dann, wenn es gravierende Probleme schafft und zugleich den Druck nicht entstehen lässt, der zur Lösung dieser Probleme führen kann. Die EU scheint mir ein Kandidat für diese Art von Mittelmaß zu sein. Ja, sie wurstelt sich durch. Sie ist neoliberal, aber nicht so knallhart wie die USA. Sie ist groß, aber keine Weltmacht mit einer tragfähigen Vision für die Zukunft. Sie hat eine Bürokratie mit zentralistischen Tendenzen - erlaubt aber ihren Mitgliedsregierungen, ggfs. eigene Süppchen zu kochen. Durch ihre Existenz mag sie vorerst eine Selbstzerfleischung West- und Mitteleuropas verhindern - aber ebenso verhindert sie, dass Europa Impulse für eine menschenwürdige Weltordnung gibt, da sie "Zukunft" gnadenlos auf ihre eigene Zukunft reduziert. Sie hat eine gemeinsame Währung - aber dabei machen so viele Länder nicht mit, das schon deswegen das Unternehmen "Euro" ein schlechter Witz ist. Man kann in ihr reisen, ohne an jeder Staatsgrenze Reisepass oder Visum zücken zu müssen - nur kann sich nicht jeder das Reisen leisten. Sie leistet sogar einen Beitrag zur Raumfahrt - aber meines Wissens nutzt sie lieber russische Sojus-Raketen, anstatt eigene bemannte Trägersysteme zu entwickeln. Ihre Chefideologen faseln sogar von einer europäischen Identität - die besteht aber hauptsächlich darin, sowohl partikulare - Volk und Kultur - als auch universalistische Identitäten zu negieren. Schließlich vereint sie Europa - kann oder will aber nicht die Kluft zwischen Westeuropa und Russland überwinden. Sie ist groß, aber hält das flächen- und bevölkerungsmäßig größte Volk Europas außen vor. Es gibt eine Menge EU-Bestimmungen und die EU schreckt nicht davor zurück, in die Angelegenheiten ihrer Mitgliedsländer einzugreifen - aber trotzdem macht jedes Mitgliedsland im Zweifelsfall, was es will. Die EU ist nüchtern und pragmatisch - und das bis zum Schwachsinn X( ! Die EU mag uns noch lange erhalten bleiben - weil ihre Rivalen noch größerer Horror sind :rolleyes:
    Genau das meine ich.

    Schauen wir uns mal die Probleme der EU an:

    Demographie? Nicht schlimmer als in Russland, Japan und bald auch China.

    "Islamisierung"? Wirklich amüsant finde ich, dass viele derjenigen, die Westeuropa dem Islam anheimfallen sehen, ausgerechnet Russllandfans sind, obwohl der Moslemanteil in Putins Reich mindestens doppelt so hoch ist wie in der EU. Und im Vergleich zu der Herausforderung, vor der die Amerikaner angesichts von wohl mehr als 100 Millionen Latinos im Jahr 2050 stehen, sind die europäischen Migrationsprobleme zumindest quantitativ noch relativ harmlos.

    Wirtschaft und Technologie: Immerhin schafft es Europa dank des mittlerweise monströsen deutschen Leistungsbilanzüberschusses, nicht "auf Pump" zu konsumieren wie die USA. Der Euro wird als Handels-, Anlage- und Reservewährung interessanter, was die Reichen und Superreichen der Welt zusätzlich zu den Schweizer Konten an Europa bindet. Und in fast allen Bereichen von Forschung und Technologie ist Europa mit an der Spitze: Es baut Flugzeuge aller Größenordnungen, Raketen und die modernsten Kernkraftwerke, in Europa werden bald vieleicht die ersten menschengemachten Schwarzen Löcher enstehen und in ein paar Jahren die erste Kernfusion mit positiver Energiebilanz stattfinden.

    Ressourcen: Europa mag es an Öl und Gas mangeln, dafür besitzt es aber viel fruchtbares Ackerland und recht viel produktive Waldbstände, was neuerdings ja wieder wichtiger geworden ist. Und es entwickelt die Technologien, um von Öl und Gas unabhängig zu werden. Es ist alles eine Frage des Wollens, also der Politik. Eine idiotische Anti-Atompolitik, die ein Land wie Italien mittlerweile völlig abhängig vom Erdgas gemacht hat und dies auch in Deutschland zu verbrechen droht, wäre natürlich eine Katastrophe.

    Sicher ist Europa außenpolitisch nur im Schlepptau der Amerikaner handlungsfähig, aber solange die USA noch handlungsfähig sind, reicht das eben aus.

    Natürlich können wir es versauen. Wir können weiterhin eine dumme Energiepolitik betreiben und uns in immer tiefere Abhängigkeit zu Russland und den nordafrikanischen Staaten begeben. Wir können weiterhin eine suizidale Migrationspolitik betreiben nach dem Motte: Qualifiziert ist, wer es irgendwie schafft, hineinzukommen. Wir können uns mit einem kopflosen Rückzug aus Afghanistan zu einem unzuverlässigen Bündnispartner stempeln, auf den sich besser nicht verlässt, wenn man nicht als "Kollaborateur" unter dem Richtschwert irgendwelcher Taliban enden will. Wir können uns mit der Türkei die Probleme des Mittleren Osten ins Haus holen. Wir können auch die Konkurrenzfähigkeit der Exportwirtschaft zerstören und die Arbeitslosigkeit steigern, indem wir selbst im Angesicht der demographischen Probleme den Sozialstaat bis an die absoluten Grenzen der Finanzierbarkeit ausbauen.

    Hoppla, alles linke Themen! Dann wissen wir ja, wer bekämpft werden muss, wenn Europa nicht untergehen soll.
    Geändert von Aldebaran (03.05.2008 um 20:11 Uhr) Grund: inakzeptabler Tippfehler

  9. #19
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Soeben hat schon wieder ein User für die EU als Untergangskandidaten gestimmt. Damit führt sie den Contest mit großem Abstand an - was mich doch einigermaßen erstaunt. Angesichts des so beliebten Muselbashens in diesem Forum hätte ich auf die islamische Welt als Favoriten getippt. Wenn da das Öl alle ist, gibt es schließlich in den Golfstaaten nur noch rostende Luxuswagen zu besichtigen.´

    Ich kann mir dieses Ergebnis nur so erklären, dass die allermeisten, wenn nicht alle Teilnehmer, in der EU leben und sie so gegen ihre alltägliche Misere stimmen.
    Würde die Abstimmung mit politisch bewussten Usern aus einem der anderen "Global Player" gemacht, würde da vermutlich derjenige Global Player zum Untergangskandidaten erklärt werden, in dem sie selbst leben müssen. Das vielleicht noch viel drastischer als es hier mit der EU geschieht. Gestern kam auf Phoenix eine Doku über zwangsweise verheiratete Frauen in Afghanisten, die sich aus Verzweiflung über ihr Leben selbst verbrennen. So sieht es bei unseren globalen Konkurrenten aus

    Die Schwäche des Islams ist gleichzeitig seine Stärke.

    "Der Islam" hat eigentlich nur zwei Karten auszupielen, die ihn zum global player machen: Das Öl und die Migration.

    Gerade die verheerenden sozialen Zustände in den islamischen Ländern schaffen ja erst den Migrationsdruck. Hinzu kommen die Bürgerkriege, die regelmäßig ein Tor in den Westen schaffen, durch den Zehn- oder Hunderttausende von neuen "Flüchtlingen" einen neuen Brückenkopf in Europa oder Nordamerika schaffen können. Die kehren nämlich auch nach dem Ende des Bürgerkrieges nicht zurück, sondern bleiben und vermehren sich durch eine hohe Geburtenrate und das allgemein bekannte Heiratsverhalten, das den "Familiennachzug" zum Dauerzustand macht, ziemlich schnell. Wie sonst etwa wären Somalis nach Schweden, Norwegen, Maine oder Minnesota gekommen?

    Auf der anderen Seite der Arbeitsteilung stehen die reichen Golfstaaten, die zwar wenig gegen die soziale Not in den islamischen Ländern, dafür aber umso mehr für die Pflege der islamischen Religion nicht zuletzt in den westlichen Ländern tun.

    Die größte Gefahr für den Islam sehe aber ausgerechnet in den Golfstaaten, nämlich in deren schleichender Amerikanisierung. Die Abhängigkeit von den USA, die materiellen Freuden des petrodollarfinanzierten Wohllebens und der hemmungslose Kapitalismus à la Dubai lässt jetzt schon ein gewisses Erlahmen im Hinblick auf die arabische und islamische Sache erkennen. Saudi-Arabien fürchtet jetzt schon mehr den Iran als Israel und hat zu diesem bisher so verhassten Fremdkörper real mittlerweile bessere Beziehungen als zum "Bruderland" Syrien.

    So ist der Hauptverbündete des Islams letztlich die Dummheit der anderen global player - und das heißt im Fall des Westens: Die Linke.
    Geändert von Aldebaran (05.05.2008 um 18:40 Uhr) Grund: Natürlich kehren sie ni c h t zurück!

  10. #20
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    Standard AW: "Krampf der Kulturen" - welcher "Global Player" wird als erster untergehen?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Na, dann schau dir mal die Umfrage an. Derzeit ist da die EU im Contest der Untergangskandidaten führend - und das, obwohl sie im Vergleich zu allen anderen Global Playern die relativ besten Lebensbedingungen hat.
    Da ist der Wunsch Vater des Gedanken. Viele wünschen sich die Zeit zurück, in der die Nationalstaaten ohne EU (oder ähnlichem) agiert hatten.

    Nur das die EU (noch) kein Global Player. Die EU tritt nach außen nirgendas als Einheit auf. Noch machen die einzelnen Staaten (mehr oder weniger) ihr eigenes Ding. In Punkto Irak macht jedes EU-Land was es will. Bei den plympischen Spielen gibt es auch Aktionen einzelner Länder. Aber nirgends die EU als ganzes.

    Das hindert die User, die wohl alle in ihr leben müssen, aber nicht, von ihr absolut die Schnaue voll zu haben. Europa bietet ja so prickelnde Visionen nach dem Motto "was auf den Tisch kommt, wird gegessen". Wobei die Teller für viele immer leerer werden :rolleyes:
    Und für viele bieten sie auch Entwicklungsmöglichkeiten. Für die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland ist die EU nicht verantwortlich.

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