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Thema: Waffenthread

  1. #8551
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    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Nach den Golfkriegen hat man das M4 der USA getestet, um zu sehen, ob die Wüstensandproblematik durch andere Gewehrtypen besser zu beheben sei. Letztendlich kamen ein paar Verbesserungen bei den Magazinen des M4 dabei hinaus, ansonsten lagen die getesteten Gewehre so nah beieinander, dass eine Umstellung für einer Verbesserung innerhalb des statistischen Fehlers nicht sinnvoll erschien. Alle derzeit etablierten Modelle sind hinreichend zuverlässig, im Rahmen dessen, was das Konzept eines Stumgewehrs an sich zulässt. Verbesserungen bei der thermischen Stabilität und anderen Problematiken werden oftmals durch ein höheres Gewicht (und Preis) erkauft, und sind daher primär bei Spezialkräften im Einsatz.

    Beim G36 gab es m.W. ganz deutliche Preisvorgaben, die sicherlich auch mit zu der Problematik beigetragen haben. Ich stimme dir jedoch zu, dass es i.d.R. besser ist, ein bestehendes Modell zu verbessern, da man dadurch nicht von neuen Problemen überrascht wird, und die gesamte Logistik und Wartung des Gewehres beibehalten kann. Ich verstehen ebenso nicht, was am G36 nun so unlösbar sein sollte. Es sei denn, es gibt sehr starre Anforderungen an das Gewicht und den Preis.
    Ein Vertreter des Herstellers bezeichnete den Anforderungskatalog an das G36 mal als "Katalog einer Polizeiwaffe", womit er explizit darauf angespielt hat, dass Präzision unter fortgesetztem Dauerfeuer nicht zu den Anforderungen gehört hat. Offenbar hat das G36 dann eine gewisse Schwäche, wenn es anhaltend Dauerfeuer oder Feuer in kurzen Intervallen abgeben muss, und das dann, wenn das ganze in einer "heißen" Umgebung statt findet. Mit anderen Worten: Ballereien mit den Taliban an einem Sommertag am Hindukusch sind eher nicht das Metier dieser Waffe. Die Commando-Version (G36A2), die mit einem etwas kürzeren, insgesamt aber stabileren Lauf ausgestattet ist, zeigt dieses Problem nicht. Ebenso ist dieses Problem in unseren Klimazonen schwer bis gar nicht reproduzierbar, weil dort auch die Wärmeabfuhr des regulären Laufes vollkommen ausreichend ist und er nie eine Temperatur erreicht, bei der es zu Veränderungen im Trefferbild kommen kann.

    Mit anderen Worten: Die BW hat genau die Waffe mit genau den Eigenschaften bekommen, die sie gewollt, bestellt und bezahlt hat. Nur war das zu einem Zeitpunkt, als niemand auch nur entfernt daran dachte, dass es mal z.B. in Afghanistan zum Einsatz kommen könnte, oder sonst irgendwo, wo regelmäßig und anhaltend die Tagestemperatur 35 Grad und mehr erreicht. Bedenkt man, für welche Aufgabe die Bundeswehr im Grunde aufgestellt und ausgerüstet worden ist, macht das durchaus Sinn. In ihrer neuen Verwendung als "internationale Friedenstruppe" kommen solche Einsatzprofile aber vor, und da wird es eben problematisch.

    H&K hatte sogar angeboten, die festgestellten Mängel in einer neuen Version A3 zu beheben und die vorhandenen Waffen A1 auf diesen Standard umzurüsten, nur eben halt nicht für Gotteslohn. Man war ja - und meiner Ansicht nach zu Recht - der Ansicht, dass das Problem erst durch die Verwendung der Waffe außerhalb der zuvor vorgegebenen Einsatzparameter entstanden ist, was H&K nicht zu verantworten hat. Das wäre mit Sicherheit noch immer deutlich billiger gekommen, als eine ganz neue Standardwaffe einzuführen. Dazu hätte es kein zusätzliches Training für die gebraucht, die mit den Dingern schießen sollen. Aber, warum auch immer, die BW wollte das auf keinen Fall.

  2. #8552
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    Zitat Zitat von OneDownOne2Go Beitrag anzeigen
    Ein Vertreter des Herstellers bezeichnete den Anforderungskatalog an das G36 mal als "Katalog einer Polizeiwaffe", womit er explizit darauf angespielt hat, dass Präzision unter fortgesetztem Dauerfeuer nicht zu den Anforderungen gehört hat. Offenbar hat das G36 dann eine gewisse Schwäche, wenn es anhaltend Dauerfeuer oder Feuer in kurzen Intervallen abgeben muss, und das dann, wenn das ganze in einer "heißen" Umgebung statt findet. Mit anderen Worten: Ballereien mit den Taliban an einem Sommertag am Hindukusch sind eher nicht das Metier dieser Waffe. Die Commando-Version (G36A2), die mit einem etwas kürzeren, insgesamt aber stabileren Lauf ausgestattet ist, zeigt dieses Problem nicht. Ebenso ist dieses Problem in unseren Klimazonen schwer bis gar nicht reproduzierbar, weil dort auch die Wärmeabfuhr des regulären Laufes vollkommen ausreichend ist und er nie eine Temperatur erreicht, bei der es zu Veränderungen im Trefferbild kommen kann.
    Dem muss ich zustimmen, jedoch ist dies m.E. keine spezielle Schwäche des G36, sondern ist ein Teil des Konzeptes des Sturmgewehrs. Ein etwas kürzerer Lauf mit einer höheren Wandstärke lässt das Problem etwas später auftreten, aber es wird letztendlich damit erkauft, dass der Lauf auch langsamer abkühlt, und die V0 einen Hauch geringer ist. Das Problem ist m.E. schon reproduzierbar, der Lauf muss einfach nur heiss genug sein. (Hier ein [Links nur für registrierte Nutzer], bei dem 10.000 Schuss innerhalb kurzer Zeit abgegeben wurden. Die Umgebung sieht nach Arizona aus.) Kurzum, auch die Munition hat einen deutlichen Einfluss, und es gab kein Gewehr, bei dem dieser Effekt nicht auftrat.

    Mit anderen Worten: Die BW hat genau die Waffe mit genau den Eigenschaften bekommen, die sie gewollt, bestellt und bezahlt hat. Nur war das zu einem Zeitpunkt, als niemand auch nur entfernt daran dachte, dass es mal z.B. in Afghanistan zum Einsatz kommen könnte, oder sonst irgendwo, wo regelmäßig und anhaltend die Tagestemperatur 35 Grad und mehr erreicht. Bedenkt man, für welche Aufgabe die Bundeswehr im Grunde aufgestellt und ausgerüstet worden ist, macht das durchaus Sinn. In ihrer neuen Verwendung als "internationale Friedenstruppe" kommen solche Einsatzprofile aber vor, und da wird es eben problematisch.
    Hier stimme ich vollkommen zu.

    H&K hatte sogar angeboten, die festgestellten Mängel in einer neuen Version A3 zu beheben und die vorhandenen Waffen A1 auf diesen Standard umzurüsten, nur eben halt nicht für Gotteslohn. Man war ja - und meiner Ansicht nach zu Recht - der Ansicht, dass das Problem erst durch die Verwendung der Waffe außerhalb der zuvor vorgegebenen Einsatzparameter entstanden ist, was H&K nicht zu verantworten hat. Das wäre mit Sicherheit noch immer deutlich billiger gekommen, als eine ganz neue Standardwaffe einzuführen. Dazu hätte es kein zusätzliches Training für die gebraucht, die mit den Dingern schießen sollen. Aber, warum auch immer, die BW wollte das auf keinen Fall.
    Das verstehe ich auch nicht. Aber wie schon gesagt, ich denke ebenso, dass hier jemand Erwartungen an das Konzept eine Sturmgewehres in 5.56x45mm hatte, die ganz generell so nicht erfüllbar waren.

  3. #8553
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    Zitat Zitat von wtf Beitrag anzeigen
    Saftladen. Paßt also zur Bundeswehr.
    Wer hat einen Wahlkreis in HK Land?

  4. #8554
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    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Dem muss ich zustimmen, jedoch ist dies m.E. keine spezielle Schwäche des G36, sondern ist ein Teil des Konzeptes des Sturmgewehrs. Ein etwas kürzerer Lauf mit einer höheren Wandstärke lässt das Problem etwas später auftreten, aber es wird letztendlich damit erkauft, dass der Lauf auch langsamer abkühlt, und die V0 einen Hauch geringer ist. Das Problem ist m.E. schon reproduzierbar, der Lauf muss einfach nur heiss genug sein. (Hier ein [Links nur für registrierte Nutzer], bei dem 10.000 Schuss innerhalb kurzer Zeit abgegeben wurden. Die Umgebung sieht nach Arizona aus.) Kurzum, auch die Munition hat einen deutlichen Einfluss, und es gab kein Gewehr, bei dem dieser Effekt nicht auftrat.
    Natürlich, man bekommt jede automatische Waffe „heißgeschossen“, das ist gar keine Frage. Wichtig ist dabei eigentlich nur, passiert das bereits im vorgesehenen Regelbetrieb, oder muss ich dazu eine „irrwitzige“ Anzahl Schüsse im fortgesetzten Dauerfeuer abgeben, am besten am heißesten Punkt im Death Valley? Im letzteren Fall hätte das keine echte Bedeutung für den regulären Einsatz der Waffe.

    ...

    Das verstehe ich auch nicht. Aber wie schon gesagt, ich denke ebenso, dass hier jemand Erwartungen an das Konzept eine Sturmgewehres in 5.56x45mm hatte, die ganz generell so nicht erfüllbar waren.
    Ich kann sowieso nicht nachvollziehen, wieso es ein im Vergleich so „kleines“ Kaliber sein musste. Das bringt aus meiner Sicht mehr Nachteile mit sich, als es überhaupt an Vorteilen bieten kann. Aber gut, das ist natürlich meine persönliche Präferenz. Ich finde das G36 nicht schlecht, besonders, wenn man es mit seinem Vorgänger G3 vergleicht. Dazu ist es bereits im Bestand, es ist in die Logistik integriert, und es ist im Regelbetrieb unproblematisch. Wenn ich einen Fehler, der bei zuvor so nicht vorgesehener Verwendung auftritt, beheben kann, indem ich die Laufgruppe ersetze, ist das eigentlich eine „perfekte Lösung“. Für die BW offenbar zu perfekt...

  5. #8555
    Haßkrimineller Benutzerbild von wtf
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    Zitat Zitat von ich58 Beitrag anzeigen
    Wer hat einen Wahlkreis in HK Land?
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    "When the people fear the government, that´s tyranny. When the government fears the people, that´s freedom." Thomas Jefferson

  6. #8556
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    Zitat Zitat von OneDownOne2Go Beitrag anzeigen
    Natürlich, man bekommt jede automatische Waffe „heißgeschossen“, das ist gar keine Frage. Wichtig ist dabei eigentlich nur, passiert das bereits im vorgesehenen Regelbetrieb, oder muss ich dazu eine „irrwitzige“ Anzahl Schüsse im fortgesetzten Dauerfeuer abgeben, am besten am heißesten Punkt im Death Valley? Im letzteren Fall hätte das keine echte Bedeutung für den regulären Einsatz der Waffe.
    Ich sehe das gesagt eher umgekehrt, d.h. reguläre Armeen benutzen dieses Gewehr eher defensiv, d.h. vom Scharfschützen “aufwärts” werden ganz andere Kaliber benutzt. Ich hatte mal eine Zugführer der US Infantrie in dieser Hinsicht befragt, und ein gezielter offensiver Gebrauch dieser Gewehre kam so gut wie nicht vor.
    Anders ausgedrückt, das schnelle Einzelfeuer oder der vollautomatische Modus zu defensiven Zwecken ist meines Erachtens der Regelbetrieb, auch wenn er so vielleicht nicht vorgesehen wurde.

    Wird die Waffe korrekt gewartet und gepflegt, so kommt es abgesehen von der Schusszahl wirklich auf den Gasdruck und die Temperatur beim Verschleiss des Laufes an. (In dem Sinne ist auch klar, warum der Lauf eines .30-30 Unterhandrepetierers oder einer Schwedenmauser ewig hält.)

    Ich selbst lebe an einem Breitengrad ungefähr auf der Höhe der Türkei, und selbst bei einem langsamen Schiessen im Sommer begrenzt die Schlierenbildung der Luft über dem Lauf irgendwann den Spass. Zuvor weiten sich die Gruppen um etwa 30%, aber der Lauf kühlt schlicht nicht ab.

    Im Gegensatz zum Wettbewerb ist die Frage jedoch: Merkt der Infanterist überhaupt, ob sein Gewehr 1 MOA, 2 MOA oder 3 MOA schiesst?
    Ich weiss nicht, ob du mal .223 so quer über den Acker bei Wind und Wetter geschossen hast. Auf 100m ist sowas gar kein Problem, die PET-Flasche triffst du eigentlich immer. Dann versuchen wir dies auf 300m, und die Frage wird interessant. Es braucht vielleicht 3 Schüsse, bis man den richtigen Haltepunkt hat. Die .223/5.56 lebt von seiner Geschwindigkeit, und wird für all diese Efekte deutlich anfälliger, je mehr das v0 sinkt, was eben auch sehr stark vom Zustand des Laufes abhängt.

    Ich denke, dass dieses Problem immer schon bestand, und für die BW in Afghanistan erst deutlich wurde.

    Ich kann sowieso nicht nachvollziehen, wieso es ein im Vergleich so „kleines“ Kaliber sein musste. Das bringt aus meiner Sicht mehr Nachteile mit sich, als es überhaupt an Vorteilen bieten kann. Aber gut, das ist natürlich meine persönliche Präferenz. Ich finde das G36 nicht schlecht, besonders, wenn man es mit seinem Vorgänger G3 vergleicht. Dazu ist es bereits im Bestand, es ist in die Logistik integriert, und es ist im Regelbetrieb unproblematisch. Wenn ich einen Fehler, der bei zuvor so nicht vorgesehener Verwendung auftritt, beheben kann, indem ich die Laufgruppe ersetze, ist das eigentlich eine „perfekte Lösung“. Für die BW offenbar zu perfekt...
    Das moderne Sturmgewehr ersetzt auch die Maschinenpistole. Das geht mit dem G3 schlicht nicht, der vollautomatische Modus war ein Witz, denn dafür war es in dem Kaliber zu leicht. Umgekehrt war es jedoch zu schwer, als dass der normale Soldat das Ding verlässlich freihändig schiessen konnte. Die ganze Klasse dieser Gewehre (M14, FN-FAL, G3) ist ja aus gutem Grunde verschwunden, oder wurde durch spezialisierte Versionen für Squad Designated Marksmen (SDM) ersetzt.

  7. #8557
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    ...
    Anders ausgedrückt, das schnelle Einzelfeuer oder der vollautomatische Modus zu defensiven Zwecken ist meines Erachtens der Regelbetrieb, auch wenn er so vielleicht nicht vorgesehen wurde.
    ...
    Das mag ja sein. Ich frage mich allerdings, ob die Präzision des Gewehrs in Relation zu der des Schützen / der Betriebsart noch relevant ist.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  8. #8558
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    Zitat Zitat von FranzKonz Beitrag anzeigen
    Das mag ja sein. Ich frage mich allerdings, ob die Präzision des Gewehrs in Relation zu der des Schützen / der Betriebsart noch relevant ist.
    Prinzipiell ja, denn es wird nicht ausschliesslich so gebraucht, und die Fehler summieren sich. Zudem sinkt mit dem Verschleiss des Laufes auch die Geschossgeschwindigkeit, die bei so einem leichten Kaliber sehr relevant ist.

    Nachtrag: Aber ja, das sollte der BW natürlich klar sein, und es ist eine Frage des Gesamtkonzeptes. Ein G29 wurde ja auch nicht grundlos angeschafft.
    Geändert von Haspelbein (12.10.2020 um 14:14 Uhr)

  9. #8559
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    Zitat Zitat von Haspelbein Beitrag anzeigen
    Ich sehe das gesagt eher umgekehrt, d.h. reguläre Armeen benutzen dieses Gewehr eher defensiv, d.h. vom Scharfschützen “aufwärts” werden ganz andere Kaliber benutzt. Ich hatte mal eine Zugführer der US Infantrie in dieser Hinsicht befragt, und ein gezielter offensiver Gebrauch dieser Gewehre kam so gut wie nicht vor.
    Anders ausgedrückt, das schnelle Einzelfeuer oder der vollautomatische Modus zu defensiven Zwecken ist meines Erachtens der Regelbetrieb, auch wenn er so vielleicht nicht vorgesehen wurde.

    Wird die Waffe korrekt gewartet und gepflegt, so kommt es abgesehen von der Schusszahl wirklich auf den Gasdruck und die Temperatur beim Verschleiss des Laufes an. (In dem Sinne ist auch klar, warum der Lauf eines .30-30 Unterhandrepetierers oder einer Schwedenmauser ewig hält.)

    Ich selbst lebe an einem Breitengrad ungefähr auf der Höhe der Türkei, und selbst bei einem langsamen Schiessen im Sommer begrenzt die Schlierenbildung der Luft über dem Lauf irgendwann den Spass. Zuvor weiten sich die Gruppen um etwa 30%, aber der Lauf kühlt schlicht nicht ab.

    Im Gegensatz zum Wettbewerb ist die Frage jedoch: Merkt der Infanterist überhaupt, ob sein Gewehr 1 MOA, 2 MOA oder 3 MOA schiesst?
    Ich weiss nicht, ob du mal .223 so quer über den Acker bei Wind und Wetter geschossen hast. Auf 100m ist sowas gar kein Problem, die PET-Flasche triffst du eigentlich immer. Dann versuchen wir dies auf 300m, und die Frage wird interessant. Es braucht vielleicht 3 Schüsse, bis man den richtigen Haltepunkt hat. Die .223/5.56 lebt von seiner Geschwindigkeit, und wird für all diese Efekte deutlich anfälliger, je mehr das v0 sinkt, was eben auch sehr stark vom Zustand des Laufes abhängt.

    Ich denke, dass dieses Problem immer schon bestand, und für die BW in Afghanistan erst deutlich wurde.
    Ich habe schon .223 "an der Luft" geschossen, aber nie auf mehr als 100 Meter,soweit ich mich erinnern kann. Tatsächlich ist das auf diese Distanz kein Problem, es sei denn, der Schütze stellt sich dusselig an. Ich denke allerdings auch, dass 300 Meter nicht unbedingt die Kampfentfernung sind, für die diese Gewehre gedacht sind, auf 300 Meter muss man schon genau sein, wenn man verlässlich treffen will, auch größere Ziele als eine PET-Flasche, und das dürfte "im Gefecht" in den meisten Fällen nur schwer bis gar nicht drin sein. Selbst, wenn der Schütze ruhig Blut bewahrt, wenn das Ziel zurückschießt, nimmt man sich kaum die Zeit, lange zu zielen. Ich hab bei der BW mal "gelernt", dass das G3 eigentlich gedacht ist für irgend etwas zwischen 50 und maximal 200 eher 150 Metern. Und ich wüsste nicht, dass sich das mit Einführung des G36 geändert hätte. Wenn ich an die Ergebnisse auf der Schießbahn denke, dann ist der Feind in 300 Meter Entfernung am ehesten durch "Zufallstreffer" gefährdet.

    Das generell dieses Kaliber auf Geschwindigkeit statt Masse setzt, ist mir schon klar. Ebenso, dass V0 abnimmt, wenn der Lauf (zu) heiß wird, ausgeschossen ist oder sonst irgendwie keine vernünftige Gasdichtigkeit herstellen kann. Ich stimme dir allerdings darin zu, dass das bei den typischen Kampfentfernungen nur eine nachgeordnete Rolle spielt, wenn überhaupt eine. All zu viele, längere Gefechte hatte die BW ja nun auch nicht, zumindest nicht, soweit man hört, ich wüsste jetzt aus dem Stand eigentlich nur von einem einzigen.


    Das moderne Sturmgewehr ersetzt auch die Maschinenpistole. Das geht mit dem G3 schlicht nicht, der vollautomatische Modus war ein Witz, denn dafür war es in dem Kaliber zu leicht. Umgekehrt war es jedoch zu schwer, als dass der normale Soldat das Ding verlässlich freihändig schiessen konnte. Die ganze Klasse dieser Gewehre (M14, FN-FAL, G3) ist ja aus gutem Grunde verschwunden, oder wurde durch spezialisierte Versionen für Squad Designated Marksmen (SDM) ersetzt.
    Nun, man musste das G3 schon "sehr gut festhalten", wenn man damit mehr als einen kurzen Stoß abgeben wollte. Dazu war es alles andere als ideal. Und um freihändig genau damit zu sein, ja, musste man schon die nötigen Muckies in Armen und Oberkörper haben, das war lange nicht bei allen der Fall. Ich weiß schon, dass das G36 - und andere Waffen seiner Generation - auch die MPi ersetzen soll(t)en, das ist aber meiner Ansicht nach generell ein Fehler, die MPi wird ja nicht nur durch kontrollierbares Dauerfeuer definiert, für Kämpfe unter räumlich engen Bedingungen ist auch das G36 in seiner Standard-Form im Grunde zu lang und unhandlich, da wäre mir jede Uzi lieber, eine MP5 sowieso, auch wegen das Kalibers.

    Die andere Seite ist natürlich die Logistik, die freuen sich über jede Waffe und jedes Kaliber, dass sie nicht direkt greifbar haben müssen. Da macht ein Zwischending zwischen einem richtigen Gewehr und einer MPi sicher Sinn. Ich will mir auch nicht anmaßen, es besser als die Experten der BW zu wissen, die das irgendwann mal so entschieden haben. Zumal sie ja lange nicht die einzigen sind, die zu so einem Ergebnis kamen. Ich kann halt nur sagen, was ich gerne dabei hätte, wenn ich in einen echten Kampfeinsatz müsste. Und da stunde irgend etwas in 5.56 NATO nicht sehr weit oben auf meiner Wunschliste.

  10. #8560
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    Zitat Zitat von OneDownOne2Go Beitrag anzeigen
    Ich habe schon .223 "an der Luft" geschossen, aber nie auf mehr als 100 Meter,soweit ich mich erinnern kann. Tatsächlich ist das auf diese Distanz kein Problem, es sei denn, der Schütze stellt sich dusselig an. Ich denke allerdings auch, dass 300 Meter nicht unbedingt die Kampfentfernung sind, für die diese Gewehre gedacht sind, auf 300 Meter muss man schon genau sein, wenn man verlässlich treffen will, auch größere Ziele als eine PET-Flasche, und das dürfte "im Gefecht" in den meisten Fällen nur schwer bis gar nicht drin sein. Selbst, wenn der Schütze ruhig Blut bewahrt, wenn das Ziel zurückschießt, nimmt man sich kaum die Zeit, lange zu zielen. Ich hab bei der BW mal "gelernt", dass das G3 eigentlich gedacht ist für irgend etwas zwischen 50 und maximal 200 eher 150 Metern. Und ich wüsste nicht, dass sich das mit Einführung des G36 geändert hätte. Wenn ich an die Ergebnisse auf der Schießbahn denke, dann ist der Feind in 300 Meter Entfernung am ehesten durch "Zufallstreffer" gefährdet.
    Doch, die Waffen sind für diese Entfernungen gedacht, und sie sind auf ungeschützte Ziele auf diese Entfernungen auch wirksam. Die .223 (und ihr Vorgänger .222) werden in den USA in dem Bereich zur Jagd benutzt, und das klassische Training der US-Armee geht von Entfernungen von 100m bis 400m aus. (Sowas gibt es auch in reduzierter Form, d.h. kürzere Distanzen mit verkleinerten Zielen. Es trainiert auch die Übergänge zwischen den verschiedenen Positionen sehr gut.)

    Sobald ich wusste, wie stark ich für den Wind kompensieren musste, konnte ich die Flaschen auf die Distanz beliebig “bekämpfen”. Sind das Gewehr und Kaliber für die Entfernung konzipiert? Bei der Visierung des Gewehrs eher nicht, aber das Kaliber schon. Man muss aber eben auch entsprechend trainieren, und da wird man oftmals komisch angeguckt, zumindest auf regulären Schiessständen. Auch das G3 kamm auf deutliche weitere Distanzen eingesetzt werden. Aber neben der Übung des Schützen, der Abschätzung der äusseren Einflüsse, dann primär auch die Identifikation des Ziels hinzu. (Andere Aspekte der Wundballistik sind noch eine andere Frage, vor allen Dingen, wenn Flakwesten usw. ins Spiel kommen.)

    Das generell dieses Kaliber auf Geschwindigkeit statt Masse setzt, ist mir schon klar. Ebenso, dass V0 abnimmt, wenn der Lauf (zu) heiß wird, ausgeschossen ist oder sonst irgendwie keine vernünftige Gasdichtigkeit herstellen kann. Ich stimme dir allerdings darin zu, dass das bei den typischen Kampfentfernungen nur eine nachgeordnete Rolle spielt, wenn überhaupt eine. All zu viele, längere Gefechte hatte die BW ja nun auch nicht, zumindest nicht, soweit man hört, ich wüsste jetzt aus dem Stand eigentlich nur von einem einzigen.
    Mich wunderte eh, worauf die BW ihre Einschätzung des G36 aufbaut. So viele Erfahrungswerte sollte es doch nicht geben. Die USA setzten vermehrt aufgerüstete M1A/M14 neben den neueren Scharfschützengewehren ein. Dies lag an der grösseren Kampfentfernungen, die es tatsächlich in Afghanistan gab, aber das war halt das SDM Konzept.

    Nun, man musste das G3 schon "sehr gut festhalten", wenn man damit mehr als einen kurzen Stoß abgeben wollte. Dazu war es alles andere als ideal. Und um freihändig genau damit zu sein, ja, musste man schon die nötigen Muckies in Armen und Oberkörper haben, das war lange nicht bei allen der Fall.
    Das ging nur sehr schwer. Ich habe ja selbst eine halbautomatische Version zuhaus, und man muss das wirklich trainieren. Man kann damit durchaus vernünftig schiessen, und ich kenne Leute, die freihändig mit einer FN-FAL unheimlich gut sind, aber es ist schlicht eine andere Kategorie, und das habe ich beim Bund nicht gelernt, und musste es mir später selbst erarbeiten. Das muss man leider so sagen.

    Ich weiß schon, dass das G36 - und andere Waffen seiner Generation - auch die MPi ersetzen soll(t)en, das ist aber meiner Ansicht nach generell ein Fehler, die MPi wird ja nicht nur durch kontrollierbares Dauerfeuer definiert, für Kämpfe unter räumlich engen Bedingungen ist auch das G36 in seiner Standard-Form im Grunde zu lang und unhandlich, da wäre mir jede Uzi lieber, eine MP5 sowieso, auch wegen das Kalibers.
    Die M4 der US-Armee haben noch einen etwas kürzeren Lauf als ihre zivilen Genossen. Das geht als Kompromisslösung schon, und man kann das M16/M4 im Dauerfeuer recht gut beherrschen, und ich kann auf die relevanten Entfernungen schon damit treffen. Es bleibt ja immer das Problem, dass man generell nur eine Langwaffe mitführt, mit der man im Zweifelsfalle schnell in ein Fahrzeug rein, oder auch wieder raus muss.

    Die andere Seite ist natürlich die Logistik, die freuen sich über jede Waffe und jedes Kaliber, dass sie nicht direkt greifbar haben müssen. Da macht ein Zwischending zwischen einem richtigen Gewehr und einer MPi sicher Sinn. Ich will mir auch nicht anmaßen, es besser als die Experten der BW zu wissen, die das irgendwann mal so entschieden haben. Zumal sie ja lange nicht die einzigen sind, die zu so einem Ergebnis kamen. Ich kann halt nur sagen, was ich gerne dabei hätte, wenn ich in einen echten Kampfeinsatz müsste. Und da stunde irgend etwas in 5.56 NATO nicht sehr weit oben auf meiner Wunschliste.
    Mit einem M4 und der entsprechenden Munition ist man ganz anders beweglich als mit einem G3 und der 7.62x51mm Munition. Ein heutiger Soldat wird im Gegensatz zum kalten Krieg deutlich mehr Schutzkleidung mitführen. Je nach Einsatzart sind diese eher großkalibrigen Gewehre deshalb für die körperlich fittesten Soldaten vorbehalten. Ohne zu wissen worum es geht könnte ich keine Aussage treffen, welchen Gewehrtyp ich lieber hätte.

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