Man stelle sich folgendes Szenario vor:
Eine Gruppe von zunächst mehreren tausend Menschen gründet ein eigenes Gemeinwesen. Es ist politisch und wirtschaftlich autonom und kann ohne fremde Hilfe überleben und sogar wachsen. Ihnen stehen alle Erkenntnisse unserer modernen Zivilisation und alle oft leidvollen historischen Erfahrungen der Menschheit zur Verfügung. Wobei es an ihnen liegt, ob und wie sie sie nutzen und anwenden.
Schwere Handikaps wie Land zu beanspruchen, wo schon andere Menschen leben, oder ständiger Krieg mit Nachbarn (wie bei Israel) gibt es dabei nicht. Die Menschen lassen sich an einem Ort nieder, wo entweder noch niemand wohnt oder wo sie von den Bewohnern willkommen geheißen werden. Das kann auf einem anderen Planeten sein oder in einer dünn besiedelten Gegend Deutschlands. Lebensweise und Ideologie des Gemeinwesens mögen an sich auch nicht so entscheidend für Erfolg oder Misserfolg sein - solange beides zu den Menschen passt, mag es funktionieren.
Dann stellen sich zwei Fragen:
1. Was ist unerlässlich, damit das Gemeinwesen Erfolg hat?
2. Kann es überhaupt Erfolg haben?
Dem Roman resp. Film "Der Herr der Fliegen" von William Golding zufolge ist das Scheitern vorprogrammiert. In "Der Herr der Fliegen" verschlägt es eine Gruppe Schüler auf eine abgelegene und unbewohnte Insel. Da sind sie unter sich, niemand redet ihnen rein und als Schüler eines Internats verfügen sie auch über Wissen und Erfahrungen - sei es aus dem eigenen Leben, sei es aus Büchern. Anstatt zumindest bis zu ihrer Rettung ohne die lästigen Pauker einmal ausgiebig Ferien zu machen, machen sie sich das Leben zur Hölle. Käme nicht im letzten Moment die Rettung durch Erwachsenen, hätten sie sich gegenseitig umgebracht. Aus für Utopia im Kleinen!
Dem steht aber der Lebensbericht eines entflohenen französischen Sträflings gegenüber. Der floh von der Hölle einer Sträflingslkolonie in der französischen Karibik und wurde im Dschungel von einem Indianerstamm aufgenommen. Die Aufnahme war so herzlich und gastfreundlich, dass sie nahelegt, dass auch die Indianer untereinander in relativ harmonischen Verhältnissen lebten. Zwar kein perfektes Utopia, aber auch nicht jene Überfülle sinnlosen Leids, was sich heute Zivilisation schimpft. Nur wollte der Idiot zurück in eben diese Zivilisation und baute da einen Scheiß nach dem anderen X( !
Das führt zu den Schluss: was die Indianer im Amazonas können, können moderne Menschen auch. Wenn sie keine schweren Fehler machen. Wenn sie aus ihrer Zivilisation Nutzen ziehen, anstatt sich weiter von ihr deformieren zu lassen.
Also, was wird nun aus unserem Gemeinwesen? Wie gesagt, Ideologie und Lebensweise an sich ist bei der Beantwortung der Frage egal und jede/r mag die Frage mit Bezug auf ein Projekt beantworten, wo er oder sie selbst gern dabei wären. Sei es die Nazi-Kommune Wahlhalla in Vorpommern oder eine Feministinnensiedlung