Umfrageergebnis anzeigen: Deine ideologische Orientierung

Teilnehmer
69. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Ich bin NUR rechts bzw. konservativ

    12 17,39%
  • Ich bin NUR liberal bzw. in der Mitte

    3 4,35%
  • Ich bin nur links bzw. Sozialist

    2 2,90%
  • meine Weltanschauung enthält Anteile verschiedener Ideologien

    48 69,57%
  • keine oder andere Meinung

    4 5,80%
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Thema: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

  1. #1
    Mitglied
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    Fragezeichen "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Die Geschichte der Moderne lässt sich als der Kampf dreier geistiger Hauptströmungen verstehen, wobei dieser Kampf alles andere als abstrakt ist, sondern das reale Geschehen bestimmte oder zumindest widerspiegelte. Da sind

    Rechts und Konservative
    Steht für Tradition, Pessimismus (der Mensch ist schlecht, Geschichte ist kein Fortschritt). Eher gegen als für Veränderungen oder Veränderungen nur, um das Alte besser erhalten zu können. "Die Dinge müssen sich wandeln um die gleichen zu bleiben", sagt der italienische Fürst im Film "Der Leopard" angesichts der Einigung Italiens im 19. Jahrhundert.
    Ferner haben wir da Autoritarismus, Ungleichheit der Menschen, die Ableitung von Werten aus dem Überkommenen. Werte und Normen werden stark aus der Tradition abgeleitet, positive und lebbare Gesellschaften sieht man in mit der Zeit "gewachsenen" Gemeinwesen. "Heimat" zählt, "Familie" und "Volk", "Utopie" nicht.

    Mitte und Liberale
    Steht für den Prozess als solchen, was sich dann in Sichtweisen wie Luhmanns Systemtheorie niederschlägt. "Panta rei" - alles fließt und es fließt um des Fließens willen. Da ist in der Geschichte weder der stille See der Konservativen noch das utopische Meer der Linken, da ist nur der Fluss. Außer dem, was er zu seiner eigenen Erhaltung braucht, hat der Liberalismus eigentlich keine Werte. Das Sollen wird konsequent aus dem Sein abgeleitet. So gibt es nur deswegen keinen liberalen "Führer" oder "Generalsekretär", weil so eine hypertrophe Machtballung das "freie Spiel der Kräfte" zum Erliegen bringen würde. In diesem freien Spiel mag so viel Ungleichheit generiert werden wie es will - damit hat der Liberalismus kein Problem. Aber anstatt "Stand" als eine Spielart konservativer Ungleichheit gibt es nur Individuen und Einzelkämpfer, welche die Plätze in den Hierarchien immer neu auskämpfen. Auch der Liberale mag Familie, Heimat und Volk haben, aber die sind den Individuen keinesfalls übergeordnet. Oft sogar nachrangig. Der Liberale sieht Geschichte als Fortschritt, da in ihr die erstarrten Strukturen vormoderner Gesellschaften aufgebrochen wurden. Aber dieser Fortschritt hat kein Ziel, er ist ein immer gleiches "Fort-Schreiten".

    Linke, Sozialisten, Utopisten
    Zumindest Linke in Reinform gelten als die großen Optimisten unter den drei Ideologien. Schließlich ist die Geschichte nicht nur Fortschritt, sondern sie führt auch an ein Ziel. Der Überwindung von Entfremdung als Teil einer gnadenlosen Natur und von Entfremdung als Opfer selbstreferenzieller sozialer Prozesse. Alle Menschen sind gleich und alle Menschen werden Brüder und Schwestern. Werte und Normen der Linken werden sehr stark aus dem Sollen abgeleitet. Die Tradition wird oft als unmenschlich und repressiv verworfen und der soziale Prozess als solcher generiert keine Normen, sondern Normen müssen ihm entgegen gesetzt werden, damit er nicht zum Schaden aller Menschen außer Kontrolle gerät. Linke Gesellschaftsentwürfe - als "Utopien" gibt es sie seit der frühen Neuzeit - werden nicht aus der Tradition oder dem freien Spiel der Kräfte abgeleitet, sondern quasi am Reißbrett gezeichnet.

    Alle drei Ideologien, die sich die vergangenen 250 Jahre ausgetobt haben, wo die eine als Gegenreaktion auf die andere entstanden ist und die einen "Sieg" nur zu oft dazu benutzten, um das von ihnen beherrschte Gemeinwesen krachend gegen die Wand zu fahren, lassen allerdings Fragen offen.

    1. Entsprechen sie noch den historischen Erfahrungen des Jahres 2008? Oder sind sie alle drei Altlasten des 20. Jahrhunderts, an die etwas Neues treten muss.

    2. Kann man sich guten Gewissens NUR zu EINER Ideologie bekennen oder muss selbst und gerade bei aller Verbundenheit zu einer Ideologie zugeben, dass man ohne geistige Anleihen bei den Rivalen nicht weiter kommt, sogar Unheil anrichtet?

  2. #2
    Mitglied
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Ich habe mich für "meine Weltanschauung enthält Anteile verschiedener Ideologien" entschieden.

    Meine Gründe:

    1. Laut einer Umfrage sind ein Drittel der Deutschen links, über die Hälfte mittig oder liberal und 11 Prozent rechts. Da mag der Mitte-Anteil zu groß sein, aber ich halte das sogar einschließlich einer Portion rechten resp. ehrlichen Zynismus für eine gesunde Mischung.
    Zum "Dank" dafür werden die Deutschen von Ideologen terrorisiert, die sich nur einer Ideologie verschrieben haben. Von Union über FDP und SPD bis zu Grünen streiten sie sich hauptsächlich darum, wer die mittigste Mitte hat. Die NPD ist zu nahezu 100 Prozent rechts und hat nur dank bei den Linken geklauter Parolen ab und zu bei Wahlen Erfolg.
    Am ehesten versucht sich die Linkspartei noch mit einer Mischung genuin linker und liberaler Anteile. Die DDR will da nur eine Minderheit 1 zu 1 wiederhaben, man macht auf "demokratischen Sozialismus". Läuft aber Gefahr, als "linke Mitte" oder "linksliberal" zu enden.

    2. Nach 1917 hielten es die Bolschewisten nicht für nötig - oder hatten andere Sorgen - sich über Konzessionen an "Rechts/Konservativ" und "Liberal/Bürgerlich" Gedanken zu machen. Alles sollte knallrot und links sein und wer da nicht reinpasste, musste die Klappe halten, landete im Exil oder in den Klauen der Tscheka. Zar und Kirche und die Bürgerlichen um Kerenski mögen sich das selbst eingebrockt haben und mit ihrer Entmachtung habe ich kein Problem. Aber IMHO haben die Bolschewiken v. a. unter Stalin ein System etabliert, dass mit seinem Führertum und seinen Hierarchien, dem Autoritarismus "rechte" Anteile hatte. Es war also nicht einmal 100% links, nur haben sich die Genossen da herumgelogen.
    So kam es zu einem real existierendem Sozialismus, wo sich offen linker Autoritarismus mit latend rechtem Autoritarismus verbanden. Zu selbstreferenziellem Autoritarismus und Ordnungswahn. Die liberalen Anteile waren am Geringsten ausgeprägt oder gar nicht vorhanden. So wenig ich auch den jetzigen ideologischen Hexensabbat der Liberalen mag, so muss ich doch zugeben, dass er auch eine extreme Gegenreaktion auf das Raussäubern jeder Form von Liberalität aus den Ostblockstaaten war. Was im Falle des heutigen Russslands zu einem System führte, dass die Menschen nach wie vor wie Dreck behandelt alldiweil sich die Liberalen nun in der Wirtschaft - aber NUR DORT - austoben dürfen. Und der Wirtschaftsliberalismus eine neue Erscheinungsform jahrhundetealter repressiver Herrschaft darstellt.

    3. Wer durch eigenes Leben und Fühlen oder die Berichte anderer in der Wirklichkeit angekommen ist, kann beim besten Willen nicht eine Ideologie in Reinform kultivieren. Und sei es nur der NPD-Forist, der merkt, dass er dann am meisten Aufmerksamkeit kriegt, wenn er die Diskurse der Linken benutzt, um den Neoliberalismus zu bashen.
    Andererseits lässt die Wirklichkeit vom Optimismus der Linken nicht allzuviel übrig. Der Linke muss der Wirklichkeit zwar weiterhin seine Ideale entgegenhalten, um sich treu zu bleiben und die Welt vor sich selbst und ihrer Zerstörung zu retten. Aber man ist da nicht mehr wie vor hundert Jahren auf einer Station des Zugs durch die Zeit mit Endstation Utopia, sondern kriecht eher aus den Trümmern eben dieses Zuges.

    4. Last but not Least gehört es zu den schlimmsten Entgleisungen des herrschenden mittigen Mainstreams, nur noch sich selbst zuzulassen. In den Parlamenten am besten nur Mittparteien, Mittte, Mitte, Mitte und wer damit nicht klarkommt, an der Gschaftlhuberei verzweifelt oder beim Überlebenskampf schlechte Karten gezogen hat, ist selbst schuld. Als bösartige Satire auf den vorangegangenen Totalitarismus der Roten und Braunen ist das Treiben der politischen Mitte sogar genial. Realsatire vom Feinsten, ich weiß oft nicht, wie ich die noch toppen kann Aber das auch noch zu glauben und sich dann "Realist" oder "ideologiefrei" zu nennen, wirft nur die Frage auf, ob Satire wirklich alles darf. Oder ob der Vorhand fallen muss, wenn die Schauspieler Bühne und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden können?

  3. #3
    INFOKRIEGER Benutzerbild von scanners
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Die Probleme dieser Welt lassen sich nicht mit links oder rechts lösen.

    Das sind veraltete Strukturen.
    Argumente zählen, welche eine Verbesserung herbeiführen können.

    Dazu ist es aber erst mal nötig zu erkennen, was uns überhaupt so belastet.

    Wer mich kennt , kennt auch schon meine Meinung.

    1. Ja, der Zins-Kapitalismus ist Schuld, global gesehen.
    2. National gesehen kommt dann die Globalisierung erschwerend hinzu.
    3. Um uns den Rest zu geben, werden wir noch überfremdet.

    Dies alles diehnt dem Ziel einer Weltregierung und Weltzinswährung um uns noch besser ausbeuten zu können.
    EU und Euro sind nur der erste Schritt.

    Ein Systemwechsel ist dringend nötig !!
    www.wahrheitskrieg.de

    -------------------------------------------------------------
    Ignor: PeterH, pV

  4. #4
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    man muss sich mischen um nicht ideologischen inzest zu betreiben, was allerdings zu sehr ulkigen resultaten führt.

  5. #5
    Vorstand der Stammchatter Benutzerbild von Mark Mallokent
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Am liberalen Wesen soll die Welt genesen.
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
    Mitglied der FDL

  6. #6
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Zitat Zitat von Mark Mallokent Beitrag anzeigen
    Am liberalen Wesen soll die Welt genesen.
    das ist doch nur ein Witz - oder nicht :rolleyes: ?

  7. #7
    Mitglied Benutzerbild von Humer
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Das Rechts-Links Schema gleicht einer Sackgasse. Die Einordnung geschieht aufgrund einiger Reizwörter und schon ist der Gegner dingfest gemacht. Ich wünsche mir dass neue Wege ausprobiert werden, es gibt sie.
    Man stelle sich vor wieviele Möglichkeiten es gibt, einen Firma, eine Gemeinde, einen Verein zu organisieren. Unzählige Varianten sind denkbar. In der nationalen Politik soll es dann nur 2, 3 Möglichkeiten geben. Das ist unlogisch.

    Leider fehlt dem gegenwärtigen Mainstram und damit meine ich den Neoliberalismus eine Utopie. Ich meine damit die Beschreibung eines Zieles, das die Anstrengung lohnt, selbst wenn man sich ihm nur annähert.
    Das ist so, trotz des allumfassenden Anspruch des Marktes, den sonst nur Religionen haben. Es wird mehr Leistung bei geringerer Entlohnung verlangt, sozusagen eine (innerweltliche) Askese. Aber wo ist das Ziel ? Leistungsteigerung als Selbstzweck, das ist eine Form von (innerweltlicher) Hölle.

  8. #8
    nicht ganz menschlich! Benutzerbild von Aldebaran
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Wo trägt man sich ein, wenn man ein liberaler Rassist ist?

    Gilt das noch als liberal mit einer Ausnahme oder landet man dann schon bei den Mischungen? ( - was für einen Rassisten ja ziemlich peinlich wäre. )

  9. #9
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Zitat Zitat von Aldebaran Beitrag anzeigen
    Wo trägt man sich ein, wenn man ein liberaler Rassist ist?

    Gilt das noch als liberal mit einer Ausnahme oder landet man dann schon bei den Mischungen? ( - was für einen Rassisten ja ziemlich peinlich wäre. )
    es ist eine Mischform - wobei die allermeisten komischerweise Mischungen sind

  10. #10
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    Standard AW: "100% pur oder gemischt" - eure ideologische Orientierung?

    Zitat Zitat von Humer Beitrag anzeigen
    Das Rechts-Links Schema gleicht einer Sackgasse. Die Einordnung geschieht aufgrund einiger Reizwörter und schon ist der Gegner dingfest gemacht. Ich wünsche mir dass neue Wege ausprobiert werden, es gibt sie.
    Man stelle sich vor wieviele Möglichkeiten es gibt, einen Firma, eine Gemeinde, einen Verein zu organisieren. Unzählige Varianten sind denkbar. In der nationalen Politik soll es dann nur 2, 3 Möglichkeiten geben. Das ist unlogisch.
    wobei sich die vielen real vorhandenen Formen auf wenige Grundmuster zurückführen lassen oder wenige Grundmuster - rechts, links, mitte - sich in vielen verschiedenen Formen realisieren lassen

    Zitat Zitat von Humer Beitrag anzeigen
    Leider fehlt dem gegenwärtigen Mainstram und damit meine ich den Neoliberalismus eine Utopie. Ich meine damit die Beschreibung eines Zieles, das die Anstrengung lohnt, selbst wenn man sich ihm nur annähert.
    Das ist so, trotz des allumfassenden Anspruch des Marktes, den sonst nur Religionen haben. Es wird mehr Leistung bei geringerer Entlohnung verlangt, sozusagen eine (innerweltliche) Askese. Aber wo ist das Ziel ? Leistungsteigerung als Selbstzweck, das ist eine Form von (innerweltlicher) Hölle.
    Hier beschreibst du doch selbst einen von dir richtig erkannten realen Zustand, der sich sehr schön aus dem ideologischem Grundmuster des Liberalismus erklären lässt. Der Liberalismus als Feind jeder Welterklärung und Sinngebung - das hatte schon Donoso Cortes vor 150 Jahren erkannt.

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