Wenn es die Linken noch wirklich und en masse und mit Macht anstatt Pfründen gäbe, wäre da sogar was dran. Schließlich war die SPD Anno 1914 und auch 1918/19 eher "für Deutschland" als für den Sozialismus und die SED hat in dem Überrest von Deutschland, den sie 40 Jahre beherrschte, einiges an Nationalismus konserviert. Woanders in der Welt sind viele Genossen zugleich Nationalisten. Eine authentische Linke würde so im Idealfall für eine reformierte UNO oder einen sozialistischen Völkerbund eintreten, aber im Großen und Ganzen vor der Exterminierung des eigenes Volkes und der eigenen Kultur zurückschrecken. Selbst Blutsäufer wie Stalin und Mao ändern daran nicht wirklich was. Eine linke Welt wäre letztendlich eine Welt von Völkern, die mehr oder weniger im Frieden, nebeneinander oder miteinander lebten. Vielleicht gäbe es auch mal Krach wie zwischen der SU und Rotchina. Aber änderte an der Nationalstaatlichkeit beider Staaten nichts - im Gegenteil, da wurde der sogar zu viel Gewicht gegeben.
Als wir noch dank des Einflusses und des Drucks der Linken im Westen die "soziale Marktwirtschaft" hatten, sah man das - EWG etc. - auch als System von Nationalstaaten. Nationalstaaten, die es aufgegeben hatten, sich gegenseitig zu zerfleischen. Hätten da alle Kästners "Konferenz der Tiere" gelesen und geschrien "Hurra, wir brauche eine Weltregierung!", hätte diese vermutlich über Nationalstaaten präsidiert, die nun als Bundesstaaten gelten.
Doch wir brauchen ja keine Linken mehr, die sind hirntote Vaterlandsverräter, wir haben ja die Globalisierung und den "Kampf der Kulturen" Globale Migration, globale Flexibilität, globale Konflikte in jedem Dorfkaff. So bekommt die Welt, so bekommen die Völker, so bekommen die Kulturen den globalen Rührer verpasst, ob sie wollen oder nicht. Den Einheitsmenschen, die so entstehen, erzählt man dann noch irgendwelchen Müll über Nation und Religion, der keine andere Relevanz mehr hat, als sie gegeneiander aufzuhetzen. Mir ist letztens bei einer Fahrt mit der Berliner S-Bahn der Gedanke gekommen, dass wie da die "Terraner" eigentlich schon haben. Wenn auch oft in einem Zustand, der grenzwertig ist. Eben weil man ihnen mit Traditionsmüll das Hirn verkleistert hat. All die Identitäten - und da haben die Foristen Recht, die für "Arschlöcher" gestimmt haben - scheinen es nur zu rechtfertigen, sich gegenüber anderen wie ein Arschloch zu benehmen.