Ich habe mich schon daran gewöhnt, dass mir bei den Äußerungen vieler Gäste in der Sendung „Anne Will“ höchst übel wird. Aber die gestrige Sendung schlug bei mir dem Fass den Boden aus. Erst die Wetterei gegen das Schulsystem, dass ja angeblich so viele Leute zurücklasse und die Hauptschule doch abgeschafft werden solle. Man möge mir meine Offenheit verzeihen, aber ich frage mich ernsthaft, ob Leute wie Günter Wallraff wirklich wissen, was in unserem Schulsystem vor sich geht. Nur die Aufteilung der Schulen schützt doch intelligente und lernwillige Kinder und Jugendliche überhaupt noch davor, in gänzlich überfüllten Klassen völlig unterzugehen. Und nebenbei bemerkt: Eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschule würde nur den Realschülern noch mehr Chancen auf Ausbildung nehmen. Warum akzeptiert man nicht einfach einmal, dass es Leute gibt, die einfach nicht lernwillig oder eben zu blöd zum Lernen sind? Gleichmacherei kann da nicht die Antwort sein. Ich will damit keineswegs sagen, dass alle Hauptschüler lernunwillig oder blöd sind. Allerdings gibt es für diese jungen Leute doch ausreichend Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Ich selbst habe nach dem Quali eine 2-Jährige Wirtschaftsschule besucht und dort eine Mittlere Reife mit gutem Ergebnis gemacht. Man sieht, es geht. Ich habe aber auch viele Leute kennengelernt, die schlicht nicht bereit waren, etwas für die Schule zu tun.
Noch mehr aufgeregt haben mich allerdings die Sofagäste. Wenn man von Hartz 4 abhängig ist, ist das sicher nicht schön. Aber ich muss sagen: so eine Forderungsmentalität wie bei diesen beiden habe ich noch nie erlebt. Wenn man anderen Menschen auf der Tasche liegt – und nichts anderes ist Hartz 4, weil jeder Euro ALG II erst von einem anderen Menschen als Steuer bezahlt werden muss – und man durch den Lohn aus einem Neben-, Ferien- oder was auch immer für einem Job zumindestens teilweise seinen Lebensbedarf decken kann, dann sollte das doch selbstverständlich sein. Aber die beiden Leute fordern anscheinend Solidarität von der Gesellschaft, sind aber selbst nicht bereit, diese Solidarität zurückzugeben - eben in dem man auf Staatshilfe verzichtet, die nicht benötigt wird. So eine Mentalität kann man eigentlich nur als unsozial, unsolidarisch und schlichtweg egoistisch bezeichnen. Ich will hier wiederum nicht alle Arbeitslosen als asozial oder ähnliches darstellen. Aber ich denke, dass man so eine Mentalität durchaus geißeln muss.