Wird es mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft immer so weiter gehen wie jetzt?

[Beverly]

Mich interessiert, ob das System unserer Tage, dass von seinen Protagonisten für alternativlos und ewig gehalten wird, wirklich so dauerhaft ist, wie es scheint.

Für mich gibt es sowohl Argumente dafür, zu sagen, dass es noch Jahrhunderte so weiter geht wie jetzt als auch Argumente dafür, dass jederzeit "Schluss mit lustig" (wenn es denn noch lustig ist) sein kann.

Da gibt es all jene, die von den jetzigen Zuständen irgendwie profitieren oder sich das auch nur einbilden. Und all die vielen Mitläufer und Duckmäuser, die hauptsächlich deswegen mitmachen, weil sie keine Alternative sehen und fürchten, es könne alles noch schlechter werden.

Auf der anderen Seite ist der status quo zu so einer geistlosen und primitiven und dabei mehr oder weniger brutalen Veranstaltung geworden, dass ich mich frage, wie überhaupt eine Mehrheit in diesem Land oder gar auf der Welt das noch mittragen kann.
Vermutlich trägt die Mehrheit das gar nicht mit. Sie ist nur zu zersplittert und ohne gemeinsames Konzept und Ressourcen, die nötig wären, um eine Alternative aufzubauen.
Einer formell und noch mehr informell wohl organisierten privilegierten Minderheit steht da ein riesiger Menschenbrei gegenüber, der völlig handlungsunfähig ist.

Irgendwie sehr stabil - weil da kein Potenzial für einen Umsturz da ist - und zugleich sehr instabil - weil es keine wirkliche Legitimation gibt. Als ob da jede Menge Pulverfässer herumstehen, die von den Herrschenden fleißig nassgespritzt werden, damit es nicht zur Explosion kommt.

Wie lange kann sowas weiter gehen?

Noch einige Jahre, dann ist Schluss mit lustig
Noch 100 Jahre - wir werden alle in diesem System sterben, ob uns das gefällt oder nicht
Das jetzige System wird noch Jahrhunderte überdauern

[ochmensch]

Betrachten wir allein die deutsche Gesellschaft, bräuchte sich das System überhaupt keine Gedanken zu machen. Wir sind hoffnungslos überaltert, was eine totale Unterordnung zur Folge hat. Die wenigen Jungen sind in Rechts und Links gespalten und bekämpfen sich gegenseitig.
Interessant wird nur die Gesellschaft der Einwanderer, welche ja eher jugendlich ist. Da sehen wir ja schon heute, dass diese Jugendlichen meist wenig gebildet, aber äußerst gewaltbereit sind. Deren Anteil wird natürlich weiter drastisch zunehmen und sie werden über kurz oder lang politische Ziele entwickeln.

[Beverly]

Ich habe mich für die Option "weiß nicht" entschieden, weil zwei widersprüchliche Dinge gegeneinander stehen:

1. Systemalternativen, die heute entweder durch Abwesenheit glänzen, systematisch tot geredet wurden oder der schiere, reaktionäre Müll sind. 1789 und 1917 ging den einschlägigen Aktionen ein jahrzehntelanger Diskurs voraus. Vor 1789 trug das Bürgertum im Kampf mit dem Adel noch die Ideen der Aufklärung mit. Vor 1917 hatte die Arbeiterbewegung die Aufklärung aufgegriffen und weiter entwickelt. Von Voltaire bis Marx zeigten die Philosophen, dass man die Welt zuerst erklären muss, um sie zu verändern und dass die Feder mächtiger ist als das Schwert, weil sie dem Schwert die Richtung vorgibt.
Heute ... die gnadenlose Geistlosigkeit der gegenwärtigen Diskurse zeigt nur eines: dass da kein Umsturz draus werden kann.

2. Fehlende Systemalternativen und kein vorrevolutionärer Diskurs führen eigentlich zu dem, was mir ein Bekannter in den 1990er Jahren sagte: ich werde in diesem System sterben.
Nur nahm ich die Zustände in der BRD und der Welt damals als bei weitem nicht so negativ, rigide und repressiv wahr wie ein Jahrzehnt später. Das System von 2008 ist schon nicht mehr das System der 1990er und schon deshalb kann ich nicht im System der 1990er sterben. Wenn das System nicht offen von außen angegriffen wird, zerstört es sich dadurch vielleicht um so wirksamer von innen?
Hat nicht der Druck des Sozialismus und der Arbeiterbewegung über Jahrzehnte im Westen das kapitalistische System nicht zerstört, sondern stabilisiert. Dass nur die Angst vor den "Roten" die Kapitalisten an selbstzerstörerischen Dummheiten gehindert hat, steht für mich fest. Jetzt sind die Roten weg oder an den Rand gedrückt und Bürgertum und Kapitalisten können sich austoben :rolleyes:

Das führt zu 3: einem System, dass zugrunde geht, weil es keinen Gegner mehr hat. Wäre nicht das erste Mal in der Geschichte :rolleyes: Die römische Republik ging zugrunde, nachdem sie Karthago dem Erdboden gleichgemacht hatte. Nun war da keiner mehr, der die Oligarchen zwang, "sich zusammenzureißen" und sie frönten so lange ihren Machtkämpfen, bis Cäsar kam, Augustun kam und Schluss mit lustig war ...
Auch die Bolschewiken gingen daran zugrunde, dass sie nach der Oktoberrevolution alle Gegner liquidiert hatten. Die Partei herrschte absolut, ihre Feinde waren tot, im Lager oder im Exil. Nur kam dann Stalin und leitete mit seiner Politik einen Prozess ein, der den Sozialismus von innen heraus zerstörte.

Das führt mich zu folgender Vermutung: selbst ohne äußeren Feind und mit Bündelung aller Ressourcen in den Händen des Systems ist dieses spätestens nach einigen Jahrzehnten erledigt, auf welche Weise auch immer.
Jedes Aufbegehren abzuwürgen, klein zu reden, zu kanalisieren, die Kader oppositioneller Bewegungen zu kaufen und ihre Basis zu marginalisieren, mag kurz und mittelfristig den status quo sichern und die Systemlinge sogar davor bewahren, einfache Zugeständnisse zu machen. Langfristig ist es der um so sicherere Weg in den Untergang. Je erstarrter ein Sysem ist, desto eher bricht es an einem bestimmten Punkt.
Sollte ein äußerer Feind auftauchen, könnte das System jederzeit zusammenbrechen - morgen oder im Jahr 2016. Bis dahin - noch viel Spaß beim Untergehen

[Beverly]

Betrachten wir allein die deutsche Gesellschaft, bräuchte sich das System überhaupt keine Gedanken zu machen. Wir sind hoffnungslos überaltert, was eine totale Unterordnung zur Folge hat. Die wenigen Jungen sind in Rechts und Links gespalten und bekämpfen sich gegenseitig.
Interessant wird nur die Gesellschaft der Einwanderer, welche ja eher jugendlich ist. Da sehen wir ja schon heute, dass diese Jugendlichen meist wenig gebildet, aber äußerst gewaltbereit sind. Deren Anteil wird natürlich weiter drastisch zunehmen und sie werden über kurz oder lang politische Ziele entwickeln.

Es müsste etwas sein, was die heterogengen und gegeneinander stehenden Kräfte vereint. Das sehe ich in keiner der überkommenen Ideologien, weil die in der Regel nur auf bestimmte Menschengruppen zugeschnitten sind. Eine Ideologie, die im Prinzip alle Menschen anspricht und noch schon von vornherein bestimmte Gruppen ausschließt, könnte aber großen Einfluss gewinnen, wenn sie Grenzen überspringt, die jetzt Gesellschaften und die Welt als Ganzes teilen.

[ochmensch]

Es müsste etwas sein, was die heterogengen und gegeneinander stehenden Kräfte vereint. Das sehe ich in keiner der überkommenen Ideologien, weil die in der Regel nur auf bestimmte Menschengruppen zugeschnitten sind. Eine Ideologie, die im Prinzip alle Menschen anspricht und noch schon von vornherein bestimmte Gruppen ausschließt, könnte aber großen Einfluss gewinnen, wenn sie Grenzen überspringt, die jetzt Gesellschaften und die Welt als Ganzes teilen.

Die Rechtsextremen haben, soweit ich weiß, die Querfrontideen aufgegeben. Mit den Ausländern klappt es nicht, die vermöbeln sogar Antifas. Ich seh denn Ball eigentlich nur noch auf der Seite der Linken, aber die haben sich ja meistens gut eingerichtet, in diesem System.

[McDuff]

Das System steuert im Rahmen des Machterhaltes immer mehr in eine totalitäre Richtung. Eine Art "Diktatur light" mit scheindemokratischen Zügen. Damit versucht das System, den Deckel auf dem Topf zu halten. Das wird aber nur so lange gelingen, bis die Not in der Bevölkerung einen Punkt überschritten hat der die Sedierung mit Hartz4 und Verdummungsfernsehen unwirksam macht. Dann wird entweder ein Bürgerkrieg oder eine echte Diktatur folgen.

[Der kritische Denker]

Es gibt keinen Status Quo, alles ändert sich fortwährend.

[Beverly]

Die Rechtsextremen haben, soweit ich weiß, die Querfrontideen aufgegeben. Mit den Ausländern klappt es nicht, die vermöbeln sogar Antifas. Ich seh denn Ball eigentlich nur noch auf der Seite der Linken, aber die haben sich ja meistens gut eingerichtet, in diesem System.

Das System korrumpiert seit Jahrzehnten sehr erfolgreich die führenden Kader der Linken und zersetzt so jede Opposition oder selbst unpolitische Selbstorganisation in deren Reihen - das ist das Elend
Aber das "sich einrichten, ohne noch verändern zu wollen" ist einer der entscheidenden Faktoren, die langfristig zum Untergang führen werden.

[Beverly]

Es gibt keinen Status Quo, alles ändert sich fortwährend.

Ja, immer wieder irgendwo ein Krieg oder ein Bürgerkrieg, ab und zu ein Regierungswechsel oder auch ein Putsch, Dauerzoff mit Russland sowieso - wozu haben wir schließlich den Problembären?
Sagte nicht schon der Fürst von Salina in den Film [Links nur für registrierte Nutzer]: "Die Dinge müssen sich ändern, um die Gleichen zu bleiben"?
Es fragt sich nur, wie lange die Scharade noch funktioniert germane und wann die Menschen von dem ständigen Ändern, mit nur alles gleich - nämlich die Oberen oben und die Unteren unten - gehalten werden soll, die Schnauze voll haben.

[miname]

naja irgendwie muss es ja irgendwann kolabieren.