Herrschaft des Verdachts II
geschrieben am Donnerstag 11 Oktober 2007
In Dresden erscheint eine Vierteljahres-Zeitschrift mit dem Titel Hier&Jetzt . Sie steht der NPD nahe, Herausgeber ist derJN-Landesvorsitzende von Sachsen, Jens Steinbach. Der leitende Redakteur, Johannes Nagel, ist nicht in der Partei.
Die aktuelle Ausgabe ist Anfang der Woche erschienen. Sie enthält neben einem Interview mit Udo Voigt und Texten über Ernst von Salomon, über die Herkunft und die Bedeutung der Farben Schwarz-Rot-Gold, über Stephen King und die Euthanasie (verfaßt von Angelika Willig) und das Konservative Minimum (rezensiert von Arne Schimmer) auch einen über die in Dresden deportierten, ermordeten und verschollenen Juden. “Verlorener Pfad - zerrissenes Band” heißt der Text von Gerry Hofmann, der den Untergang jüdischen Lebens als das beschreibt, was er war: eine wahnhafter, vernichtender Angriff auf größtenteils ganz normale Durchschnittsmenschen ihrer Zeit.
Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, diesen Text innerhalb von Hier&Jetzt zu lesen:
1. als notwendige und ebenso überraschende wie begrüßenswerte Positionsbestimmung einer kleinen Gruppe junger Nationalisten, die recht unerschrocken ganz ungewohntes Gedankengut in Richtung NPD senden;
2. als Feigenblatt, das die nationalsozialistische und antisemitische Grundausrichtung der Schreiber und Leser verdecken soll.
Wer sich für 2. entscheidet, sollte genau prüfen, ob er nicht auch im Stil einer “Herrschaft des Verdachts” argumentiert.
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