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Thema: Islamismus und "konservative Revolution"

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Leyla
    Gast

    Standard Islamismus und "konservative Revolution"

    Ist der islamische Fundamentalismus ein einzigartiges Phänomen - oder nur die orientalische Spielart eines rückwärts gewandten Denkens, das in allen Teilen der Welt einsetzt, wenn der soziale Fortschritt ausbleibt und nur eine Minderheit vom Fortschritt in Wissenschaft und Technik profitiert?

    Starke reaktionäre Tendenzen sind in allen Teilen der Welt zu beobachten.

    Jeder Kulturkreis hat seine spezielle Variante der "konservativen Revolution", die in Europa mit einer Mischung aus klerikalen Rollback-Phantasien und brauner Esoterik den Boden für den Faschismus bereitet hat.

    Je offensichtlicher die Unterdrückung und je aussichtsloser die soziale Lage in einer Region, desto empfänglicher scheinen große Teile der Betroffenen für religiöse oder esoterische Heilsversprechungen zu sein.
    Und desto (selbst-)zerstörerischer äußert sich ihr Fanatismus, wenn sie solchen Heilsversprechungen Glauben schenken (siehe Selbstmordattentäter in Palästina).

    In den USA macht sich unterdessen eine neue Form des christlichen Fundamentalismus breit. Interventionskriege sind angeblich von Gott gewollt und an der Heimatfront gibt es einen sprunghaften Anstieg von Teenager-Schwangerschaften und HIV-Neuinfektionen, weil "Neokonservative" den Aufklärungsunterricht an den Schulen torpedieren.

    In Afrika ist es das Aufleben von blutigen Stammeskonflikten (Tribalismus). Am Beispiel des Völkermordes in Ruanda 1994 wird deutlich, dass der Fanatismus der Protagonisten mit der Aussichtslosigkeit der sozialen Lage zunimmt. (Keine Entschuldigung, nur eine Feststellung!)

    All diese Irrationalismen haben sich meiner Beobachtung nach verstärkt, seit der globale Kapitalismus seinen irdischen Counterpart in Form des Realsozialismus verloren hat.

    Hat das Scheitern des ersten primitiven Versuchs, eine gerechtere Welt zu schaffen, ein Vakuum hinterlassen, das die Verlierer der kapitalistischen Globalisierug nun mit rückständigen Wahnvorstellungen zu füllen versuchen, weil es (scheinbar) keine fortschrittliche Alternative für Alle gibt?

    Hat der Status Quo eine Chance gegen den Rückschritt - oder hat das nur die soziale Revolution?
    Geändert von Leyla (30.12.2004 um 18:48 Uhr)

  2. #2
    GESPERRT
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    Bitte, wenn die Islamisten in ihren Ländern den Islamismus statt CocaCola haben wollen, wer sind wir sie daran zu hindern oder dabei zu beurteilen?

    Der Wille eines mehr oder minder selbstständigen arabischen Volkes muß doch mehr zählen als das was uns als Westliche Wertegemeinschaft von der globalen Wirtschaft vorgegeben wird zumal es uns nichtmal tangiert. Die gelegfentlichen terrorakte zielten ja ganz strategisch auf Zentren die diesen Status Quo bitter verteidigten.

    Solange wir sie machen lassen werden sie uns gewiss nicht anpissen. Ich kann diese Konservative Revolution nur begrüßen und hoffe, dass wir ebenfalls so weit kommen aber bevor sich unser Land auch in eine Wüste verwandelt hat.

  3. #3
    Leyla
    Gast

    Standard

    Zitat Zitat von walfiler
    Der Wille eines mehr oder minder selbstständigen arabischen Volkes muß doch mehr zählen als das was uns als Westliche Wertegemeinschaft von der globalen Wirtschaft vorgegeben wird zumal es uns nichtmal tangiert. Die gelegfentlichen terrorakte zielten ja ganz strategisch auf Zentren die diesen Status Quo bitter verteidigten.

    Solange wir sie machen lassen werden sie uns gewiss nicht anpissen.
    Diese Einschätzung teile ich, kann aber dieser konservativen Revolution trotzdem nichts abgewinnen. "Wir" sollten uns hauptsächlich deshalb nicht überall einmischen, weil es für mich schon mal gar kein "wir" gibt (ich identifiziere mich nicht mit dem Staat) - und weil durch Fremdherrschaft und unerwünschte Einmischung die reaktionären Säbelrassler nur noch mehr Zulauf bekommen. Die USA produzieren im Irak Massen von potentiellen Selbstmordattentätern; davon bin ich überzeugt.

  4. #4
    GESPERRT
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    Zitat Zitat von Leyla
    weil es für mich schon mal gar kein "wir" gibt (ich identifiziere mich nicht mit dem Staat)
    Du solltest dich nicht zwanghaft vom Staat abspalten, Menschen sind Herdenwesen, vereinsamen alleine und der Staat lebt vom Mittmachen, ist aber nur ein Rat.

    Zitat Zitat von Leyla
    Die USA produzieren im Irak Massen von potentiellen Selbstmordattentätern; davon bin ich überzeugt.
    Das werden sie eiskalt so kalkuliert haben um einen Grund zum Weitermachen zu bekommen.

    Allerdings, das fällt mir nur gerade auf, handelt es sich auch dabei, vorallem was die Schuldfrage angeht, nur um die Machthaber bzw. die Verführer der USA, das Volk hat dort auch kaum was zu sagen und wird mindestens so von Propaganda bearbeitet wie wir hier.

  5. #5
    Leyla
    Gast

    Standard

    Zitat Zitat von walfiler


    Das werden sie eiskalt so kalkuliert haben um einen Grund zum Weitermachen zu bekommen.

    Allerdings, das fällt mir nur gerade auf, handelt es sich auch dabei, vorallem was die Schuldfrage angeht, nur um die Machthaber bzw. die Verführer der USA, das Volk hat dort auch kaum was zu sagen und wird mindestens so von Propaganda bearbeitet wie wir hier.
    Stimmt; das war aber nur eine verbale Ungenauigkeit meinerseits - der Unterschied ist mir bewusst.

    Was den Staat betrifft, dazu habe ich gerade in deinem Strang (Wesen des Menschen...) etwas geschrieben - die Herde schaue ich mir gerne näher an, bevor ich da mitlaufe.

  6. #6
    GESPERRT
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    Zitat Zitat von Leyla
    die Herde schaue ich mir gerne näher an, bevor ich da mitlaufe.
    Das brauchst du nicht, wenn das was deine Vorfahren gedacht haben und die Herde, die deine Vorfahren mit aufgebaut haben falsch ist kannst du es dir leisten ebenfalls falsch zu sein denn eigentlich gibt es richtig und falsch nicht, da jede Bewertung nur punktuell greift und einzig auf die Umstände des Bewertenden aufbaut.

    Die Kunst ist nur andere, die vom eigenen Umfeld als falsch bezeichnet werden so zu akzeptieren wie man es selbst möchte. Big J. war da ein gutes Vorbild aber damit darf man ja heute nicht mehr kommen.

  7. #7
    Leyla
    Gast

    Standard

    Nur weil der Begriff "Imperialismus" vom British Empire gebildet wurde, kann es imperialistische Absichten und/oder imperialistische Außenpolitik auch woanders geben. Selbst der Begriff "Vietnam-Syndrom", mit dem Kriegstraumata und die psychische Unfähigkeit von Ex-Soldaten, ins zivile Leben zurückzukehren, erstmals beschrieben worden sind, wird heute nicht nur für Vietnam-Veteranen verwendet.

  8. #8
    City on a hill Benutzerbild von moxx
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    ist es nicht vielleicht eher anders herum,
    also die starke bindung an religion gab es schon immer, die einzige region und gesellschaft die sich daraus etwas lösen konnte ist die gesellschaft in europa.
    deswegen ist es keine revolution, sondern nur etwas schon dagewesenes, welches seine mittel erweitert.
    will meinen:
    in afrika hat sich eigentlich nichts geändert, jedoch sind die mittel (moderne waffen usw.) andere. mit pfeil und bogen ließ sich keine wirklicher völkermord bewerkstelligen. aber die idee war schon vorher da (mfekane).

    ebenso in arabien, dort gab es schon immer eine starke religiöse bindung, aber durch das öl haben die araber macht erlang, wer würde sich für sie interessieren hätten sie das öl nicht.

  9. #9
    Leyla
    Gast

    Standard

    @ moxx
    ich betrachte deine Einschätzung, dass Europa sich endgültig vom Irrationalismus gelöst hat, als sehr optimistisch. Und ich meine damit nicht in erster Linie die christliche Religion, sondern auch allen möglichen esoterischen Aberglauben und diverse Verschwörungstheorien. Dinge, die einfach als Behauptungen in die Welt gesetzt werden - und wer sie nicht widerlegen kann, soll die Fresse halten.

    Meiner Beobachtung nach verstärkt sich dieser Trend gerade bei Menschen, die eine Weile gut gelebt haben und den wirtschaftlichen Absturz fürchten. Und das sind Viele.

    Übrigens gab es in Afrika zu Lumumbas Zeiten durchaus Lichtblicke - aber die wurden ziemlich brutal zunichte gemacht. Die "afrikanische Totenklage" ist trotz der Macho-Persönlichkeit des Autoren (Peter Scholl-Latour) ein lesenswertes Buch.

  10. #10
    City on a hill Benutzerbild von moxx
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    Standard

    naja aber mehr als ein lichtblick ist es nicht...die totenklage wird weitergehen.
    demnächst wird simbabwe dran sein, die haben jetzt alle farmer rausgeworfen und nun nichts mehr zu essen.
    danach werden sie nurnoch sich selbst haben, gegen den sie ihren hass wenden können.

    ansonsten, im gegensatz zu dem rest der welt, ist europa doch ziemlich mau in sachen glauben.

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