In seiner viel beachteten empirischen Studie Der Mythos von den Leistungseliten untersucht Hartmann die Bedeutung der sozialen Herkunft beim Zugang zu Elitepositionen in der Bundesrepublik Deutschland. Er kommt zu dem Ergebnis, daß sie eine erhebliche Bedeutung habe beziehungsweise die Chancengleichheit diesbezüglich erhebliche Defizite aufweise. Er arbeitet den großen Einfluss heraus, den die soziale Herkunft bei der Besetzung solcher Position spielt.
Michael Hartmann hat die Biografien von 6500 Doktoren der Promotionsjahre 1955, 1965, 1975 und 1985 in der Bundesrepublik Deutschland untersucht, um heraus zu finden, ob die soziale Herkunft bei Akademikern mit dem höchsten Bildungsabschluss für den Aufstieg in die Elite relevant ist. Dabei konzentrierte er sich wegen ihrer Bedeutung für die Herrschaftsstruktur in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Justiz und Politik auf Juristen, Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure.
Zum Einen stellt Hartmann fest, dass bereits die Promotion sozial hoch selektiv ist. Zum Anderen zeigt sich, dass bei Betrachtung des weiteren Karriereverlaufs der Promovierten Spitzenpositionen in den untersuchten Bereichen in überrepräsentativen Ausmaß von Kindern des Großbürgertums und des gehobenen Bürgertums besetzt werden.
Die in der strukturfunktionalistischen Schule der Eliteforschung vertretene Position, die Rekrutierung der Eliten erfolge vorrangig anhand der individuellen Leistung, hat sich insoweit nicht bestätigt. Auch die Hoffnungen von Ralf Dahrendorf und den meisten anderen Eliteforschern, die Bildungsexpansion mit ihrer sozialen Öffnung der Hochschulen werde an der Bedeutung der sozialen Herkunft bei der Rekrutierung der Eliten Wesentliches ändern, hätten sich dementsprechend nur unzureichend erfüllt. Zwar sei es zunächst durchaus zu einer Öffnung der Promotion für breitere Teile der Gesellschaft gekommen, doch habe bei den untersuchten Jahrgängen inzwischen eine weitere soziale Selektion bei der Verteilung von Spitzenpositionen eingesetzt.