Unser Umgang mit Muslimen bedroht die Gesellschaft
Der Aufmarsch europäischer Rechter wird in Köln bis zum letzten Bierdeckel bekämpft. Dafür lieben wir die Frohsinnskapitale am Rhein. Doch es passt schlecht zu einer liberalen Gesellschaft, wenn sie ihre Gegner nicht zu Wort kommen lässt. Es ist Zeit zu begreifen, dass nicht Muslime unsere Gesellschaft bedrohen, sondern der Umgang mit ihnen.
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Zu viel Hoffnung nach diesem kölschen Wochenende? Ein bisschen können wir sie, demoskopisch abgesichert, auf jeden Fall auf Kölns genius loci setzen. Wenn man einer neuen US-Studie glauben darf, dann sind überzeugte Gläubige in der Regel auch tolerant gegen Andersgläubige. Ohne nun Kurzschlüsse auf eine besondere Intoleranz von Atheisten und Agnostikern zu ziehen: Vielleicht war das katholische Köln ja die perfekte Kulisse für eine Demonstration, die zeigte, dass auch die Mehrheitsgesellschaft nicht nur aus Integrationsverweigerern besteht. Schade nur, dass Kölns Polizei sich lieber von anderen Überzeugungen leiten ließ. Dass die Kundgebung der Rechten am Samstag „aus Sicherheitsgründen“ verboten wurde, schafft denen nicht nur Märtyrer, sie passt auch schlecht zu einer liberalen Gesellschaft. Die ist am sichersten und demonstriert am eindrucksvollsten Stärke, wenn sie auch ihre Gegner zu Wort kommen lässt. Und nimmt ihnen, wenn sie sie daran hindert, sich zu versammeln, ein Recht, das historisch noch viel älter ist als das auf Wahl und freie Rede.
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"...diese Gesellschaft, die immer noch viel zu weiß, männlich, europäisch dominiert ist, um in einer globalisierten Welt erfolgreich zu bleiben, sich mit dem Ausschluss des „Anderen“, der Muslime, der Migranten, um wichtige Chancen bringt, sich zu erneuern und, ja auch, zu modernisieren."