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Thema: Literatur: Diskussionen um alles

  1. #31
    l_osservatore_uno
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    Original von aphaeanDer ehemalige Senatspräsident der Freien Stadt Danzig, Hermann Rauschning, veröffentliche 1940 Gespräche, die er mit Hitler geführt hatte. In einer dieser Unterhaltungen äußerte sich Hitler über seine Prinzipien der Jugenderziehung.

    (Hermann Rauschning, Gespräche mit Hitler. Europa-Verlag, Zürich - New York 1940)
    Und doch: Ist das fragliche Zitat dort zu finden?

    Und dann: Wenn wir jedes privat gesprochene Wort eines Politikers - auch eines Politikers heutiger Tage - auf die Goldwaage legten ... dürft' Fischer z.B. nicht Außenminister sein!

    Stimmt das?

    Enzo

  2. #32
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    Ich versichere Dir, das Zitat ist dort zu finden.

    Falls Interesse herrscht - eine Abschrift des gesamten relevanten Abschnittes:

    Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muß weggehämmert werden. In meinen Ordensburgen wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. Jugend muß das alles sein. Schmerzen muß sie ertragen. Es darf nichts Schwaches und Zärtliches an ihr sein. Das freie, herrliche Raubtier muß erst wieder aus ihren Augen blitzen. Stark und schön will ich meine Jugend. Das ist das Erste und Wichtigste. So merze ich die Tausende von Jahren der menschlichen Domestikation aus. So habe ich das reine, edle Material der Natur vor mir. So kann ich das Neue schaffen.

    Ich will keine intellektuelle Erziehung. Mit Wissen verderbe ich mir die Jugend. Am liebsten ließe ich sie nur lernen, was sie ihrem Spieltrieb folgend sich freiwillig aneignen. Aber Beherrschung müssen sie lernen. Sie sollen mir in den schwierigsten Proben die Todesfurcht besiegen lernen. Das ist die Stufe der heroischen Jugend. Aus ihr wächst die Stufe des Freien, des Menschen, der Maß und Mitte der Welt ist, des schaffenden Menschen, des Gottmenschen. In meinen Ordensburgen wird der schöne, sich selbst gebietende Gottmensch als kultisches Bild stehen und die Jugend auf die kommende Stufe der männlichen Reife vorbereiten.

    Nun zu der Frage: Wie zuverlässig ist Rauschning als Quelle über Hitler?

    In den frühen 1930ern war Hermann Rauschning der Führer der Nationalsozialistischen Partei der Freien Stadt Danzig. Nachdem er Partei verließ und sich ins Ausland abgesetzt hatte, behauptete Rauschning, ein enger persönlicher Freund von Hitler gewesen zu sein, und schrieb das Buch, von dem das obige Zitat genommen worden ist. In jüngsten Jahren hat man gezeigt, daß Passagen in diesem Buch von Hitlers Reden oder anderen Quellen, nicht von Gesprächen mit Hitler, kompiliert wurden. Obwohl es keinen direkten Beweis gibt, daß das obige Zitat Rauschnings Erfindung ist, dürfte es, von keinen anderen Quellen bestätigt, schwer zu verifizieren sein. In seiner berühmten Biographie von Hitler, schrieb Ian Kershaw: Ich habe zu keiner einzigen Gelegenheit Hermann Rauschnings "Gespräche mit Hitler" zitiert, ein Werk mit so geringer Authentizität, daß es am Besten ist es vollkommen zu ignorieren.

    Danke Enzo für den Ansporn zur Recherche-Übung

  3. #33
    l_osservatore_uno
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    Original von aphaean
    [...] Ian Kershaw: Ich habe zu keiner einzigen Gelegenheit Hermann Rauschnings "Gespräche mit Hitler" zitiert, ein Werk mit so geringer Authentizität, daß es am Besten ist es vollkommen zu ignorieren.
    So 'ne Zusammenarbeit gefällt mir - unabhängig vom Ergebnis!

    Enzo

  4. #34
    Mitglied Benutzerbild von aphaean
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    @ enzo: a mutual pleasure - I'm sure :]

    Themawechsel

    Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen (Erinnerungen 1914-1933)

    Hat einer der Anwesenden dieses Buch gelesen?

    Es ist für mich absolut unerklärlich, wieso dieses Werk solange hochgejubelt und gepriesen wurde. Sebastian Haffner stellt sich selber als den "kleinen, anonymen, unbekannten Privatmann" im Duell gegen den "überaus mächtigen, starken und rücksichtslosen Staat". Nach diesem hochtrabenden Prolog erwartete ich ein Buch des heroischen deutschen Widerstands à la Weisse Rose und Stauffenberg. Was fand ich? Eine Sammlung von Erinnerungen und Interpretationen eines egozentrischen Biedermannes.

    Krankt das kollektive deutsche Gewissen noch derart, daß der aufgebauschte Bericht eines Vorzeige Deutschen als erhaben über jegliche Kritik gilt? Oder lesen Literaturkritiker einfach nicht mehr die von ihnen beurteilten Bücher?

  5. #35
    in memoriam Benutzerbild von Klaus E. Daniel
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    Ich bedanke mich, aphaean !


    K.E.D.

  6. #36
    l_osservatore_uno
    Gast

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    Original von Klaus E. Daniel
    Ich bedanke mich, aphaean !


    K.E.D.
    ... Erkenntnis ziehen Sie aus aphaeans Recherche-Ergebnis, Herr Daniel?

    Freundlichen Gruß!

    Enzo

  7. #37
    in memoriam Benutzerbild von Klaus E. Daniel
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    Original von aphaean
    @ enzo: a mutual pleasure - I'm sure :]

    Themawechsel

    Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen (Erinnerungen 1914-1933)

    Hat einer der Anwesenden dieses Buch gelesen?

    Es ist für mich absolut unerklärlich, wieso dieses Werk solange hochgejubelt und gepriesen wurde. Sebastian Haffner stellt sich selber als den "kleinen, anonymen, unbekannten Privatmann" im Duell gegen den "überaus mächtigen, starken und rücksichtslosen Staat". Nach diesem hochtrabenden Prolog erwartete ich ein Buch des heroischen deutschen Widerstands à la Weisse Rose und Stauffenberg. Was fand ich? Eine Sammlung von Erinnerungen und Interpretationen eines egozentrischen Biedermannes.

    Krankt das kollektive deutsche Gewissen noch derart, daß der aufgebauschte Bericht eines Vorzeige Deutschen als erhaben über jegliche Kritik gilt? Oder lesen Literaturkritiker einfach nicht mehr die von ihnen beurteilten Bücher?
    Vermurlich hat er das zu Lebzeiten nicht veröffentlichen wollen. Man sehe sich nur den geistigen Werdegang von Haffner an,

    Gruß

    Klaus E. Daniel

  8. #38
    l_osservatore_uno
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    Original von aphaeanHat einer der Anwesenden dieses Buch gelesen?
    Leider nein!

    Ich hab', falls ich mich recht erinnere, von Haffner "Die Deutschlandakte" gelesen - vor 30 Jahren ungefähr?

    Mal sehen, vielleicht find' ich das dünne Bändchen ja wieder und kann dann mitreden?!

    Enzo

  9. #39
    Mitglied Benutzerbild von aphaean
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    @ enzo: Die Deutschlandakte stammt von Professor Wolffssohn. Leider habe ich mich noch nicht durchgerungen es zu lesen. Ich verweise aber auf das l'osservatore'sche Profil zwecks Zitat.

  10. #40
    l_osservatore_uno
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    Original von aphaean
    @ enzo: Die Deutschlandakte stammt von Professor Wolffssohn. Leider habe ich mich noch nicht durchgerungen es zu lesen. Ich verweise aber auf das l'osservatore'sche Profil zwecks Zitat.
    Du hast ja bestimmt bemerkt, daß ich mir nicht so ganz sicher bin. Ich hab' das Bändchen aber noch vor meinem geistigen Auge ... weißer Einband mit Reichsadler. Werd' mich mal auf die Suche machen.

    Enzo

    PS: Was hat mein Profil damit zu tun? Achso?! Du meinst vielleicht, mir rieselt schon der Kalk aus'm Hosenbein?

    Wenn ich's recht bedenk': Möglich ist das schon!

    "Der Verrat"

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    Aber das Büchlein fehlt mir immer noch! X(

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