In einem originell formulierten Aufsatz lästert der Autor über die zunehmende - von Staat und Medien durchgesetzte - Reglementierung der Sprache nach pol.-korr. Vorgaben.

(Auszug)

Vom Sprachdiktat zum Orwellstaat


Viktor Farkas

Da in den USA eine einzige unbedachte Bemerkung zur Vernichtung der eigenen Existenz führen kann und sich auch in der »Alten Welt« Ähnliches anzubahnen droht, muss im Grunde eine neue Sprache gelernt werden, um der geforderten Korrektheit gerecht zu werden.

Leicht ist das allerdings nicht, wovon beispielsweise ein harmloser Traktorbesitzer ein Lied singen konnte. Wie eine Zeitung berichtete, wurde er 2006 von einem Landesratsamt zur Kraftfahrzeugzulassungsstelle beordert, wo ihm mitgeteilt wurde, das seit 30 Jahren anstandslos geführte Nummernschild »HEF-KZ 44« müsse ausgetauscht werden, denn die Kürzel HJ, KZ, NS, SA, SD und SS »hätten aus der Geschichte heraus eine belastete Bedeutung«. Ein ironisch gehaltener Protest verpuffte.

Hingegen erweiterte die Stadtverwaltung das Verbot der erwähnten Kürzel um die Buchstabenkombinationen AH, BH und HH. Bei AH und HH kann sich der Geübte vorstellen, was man hier hintanhalten wollte, aber bei BH? Gab es seit neuestem rechtsradikale Büstenhalter? Mitnichten. BH stünde für Blood and Honour. Alles klar? Es reicht der Platz nicht, um zu erklären, welche geheime rechte Bedeutung die Autonummern 14, 18 und 88 haben, die mittlerweile auch nicht mehr vergeben werden. Stattdessen der Kommentar eines Zynikers: Brecht meinte 1955 in seiner Kriegsfibel: »Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch«, hat ihn aber nicht näher lokalisiert. Jetzt könnte er offenbar geworden sein: Es ist die Kfz-Zulassungsstelle.
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