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Es droht schon die nächste Finanzkrise
Wissen Sie noch, wie die Finanzkrise ihren Anfang genommen hat?
Zigtausenden Amerikanern waren grosszügige Kredite auf ihre Immobilien gewährt worden - bis die Blase implodierte. Ein Desaster, das sich bald wiederholen könnte: Millionen US-Konsumenten haben auf ihren Kreditkarten einen enormen Schuldenberg angehäuft.
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Mit 900 Milliarden Dollar in der Kreide: Die Angst vor dem Platzen der nächsten Schuldenblase wächst. (Bild: Keystone)
Weiteres Milliardenpaket für US-Wirtschaft
Dem ohnehin am Boden liegenden Finanzsystem droht nach dem Platzen der Immobilien-Blase der nächste Milliardenschock. Mit ungedeckten Forderungen aus Kreditkartenverträgen steht US-Banken womöglich eine zweite grosse Abschreibungswelle bevor.
Wie der deutsche «Tagesspiegel» berichtet, könnte das Ausfallrisiko ähnliche Dimensionen annehmen wie im Fall der geplatzten Hypotheken. Die Abwärtsspirale der US-Konjunktur verstärkt die Gefahr eines Totalausfalls bei Kreditkarten-Schulden zusätzlich.
Im Falle einer tiefen Rezession und einem damit verbundenen Anstieg der Arbeitslosenzahlen wären überschuldete US-Verbraucher nicht mehr in der Lage, die Rückzahlungen zu leisten. Wenn das der Fall ist, droht die Kreditkartenblase genau wie die Immobilienblase zu platzen.
Über 900 Milliarden Dollar Kreditkartenschulden
Das Finanzloch ist riesig: Bereits im Sommer des Vorjahres überschritt der Schuldenstand der US-Bürger bei Kreditkarten die Marke von 900 Milliarden Dollar. Neben den Kreditkartenschulden sollen in den USA auch Autokredite über rund 100 Milliarden Dollar «faul» sein.
Dem Wall Street Journal zufolge werden bereits jetzt in einem durchschnittlichen US-Haushalt pro verdientem Dollar 15 Cent für die Rückzahlung von Hypotheken, Autokrediten, Kreditkarten- oder anderen Schulden aufgewendet. Im Falle einer Rezession würden wohl viele US-Konsumenten zahlungsunfähig. Zahlreiche Schuldpapiere wären auf einen Schlag wertlos.
«Es sind mit Sicherheit nicht alle betroffenen US-Haushalte davon bedroht, die ausstehenden Schulden nicht mehr begleichen zu können. Eine angesichts der steigenden Schuldenlast voraussichtlich restriktivere Kreditkartenausgabe durch die Banken würde jedoch einen zusätzlichen Dämpfer für die US-Konjunktur mit sich bringen», meint Stefan Kooths, Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Die Abchreibung zahlreicher, wohl wertloser Schuldscheine «wird zu einem für die Wirtschaft denkbar ungünstigen Zeitpunkt erforderlich», unterstreicht der Experte die missliche Lage. Nur mit ernomen, weltweiten Anstrengungen und hunderten Milliarden schweren Garantien scheint es den Staaten zu gelingen, die Finanzkrise in den Griff zu bekommen. Ein neuerlicher Schock würde wohl für einige Finanzinstitute mehr das endgültige Aus bedeuten.
Schulden als Anlageprodukt
Wie könnte sich das auf den gesamten Finanzmarkt auswirken? Viele Kreditkartenanbieter und Banken haben ihre Forderungen gebündelt und weiterverkauft. Wie bei den Ramschhypotheken wurden dabei Risiken gemischt und in komplizierte und intransparente Wertpapiere umgewandelt.
Angaben der Ratingagentur Moody's zufolge beträgt das Volumen der Anlageprodukte, die auf Forderungen aus US-Kreditkarten basieren, bis zu 450 Mrd. Dollar. Die Risiken forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities) würden zwar aus den Bilanzen einiger Finanzinstitute verschwinden, nicht aber aus dem Finanzsystem insgesamt.
Ein Platzen der Kredite, die diesen Papieren zugrunde liegen, könnte also erneut eine gefährliche Kettenreaktion auslösen.
(pte)
Der Kaufrausch auf Pump geht zu Ende.
Banken können kein neues Geld nachschieben.
Ohne Geld kein Konsum.
Wirtschaft im Abschwung verschlimmert das Ganze. ?(