Ach Leute, das Leben ist kein Wunschkonzert und euer guter alter mente hat die letzten vier Stunden im Aufsichtsrat "seiner" Stadtwerke verbracht. Neben leckeren Schnittchen gab es auch jede Menge Zeugs zu hören und das war nicht nur vergnügungssteuerpflichtig. Denn es war auch wieder einmal über die künftigen Strompreise zu sprechen und es gibt keine guten Nachrichten.
Hier erstmal der Chart der Futures von der EEX (Energiebörse). Es handelt sich um den 2009er Future, einmal um der Base und einmal um den Peak. Dabei ist Base der Strom, der zwischen 20 und 8 Uhr verbraucht wird, Peak der zwischen 8 Uhr und 20 Uhr. Und Peak ist entsprechend teurer.
Der Chart zeigt deutlich das allmähliche Ansteigen bis zum März und dann die "Sommerrallye". Inzwischen fällt der Strompreis wieder.
Aus diesem Chart lässt sich erkennen, weshalb viele Stromversorger in den nächsten Wochen die Strompreise anheben müssen - und werden. Denn aufgrund des liberalisierten Marktes hat jeder Stromversorger in seinem Gebiet inzwischen Konkurrenten, er hat also sein ursprüngliches Monopol verloren. Daher kann er nicht mehr jeden Preis verlangen, weil er sonst Kunden verliert. Soweit so gut. Abgesehen von den großen Versorgern, wie E.on, RWE, EnBW, Vattenfall sind es nur wenige Stromanbieter, die slebst Strom erzeugen. Die meisten, vor allem die größte Zahl der Stadtwerke, müssen den Strom über die EEX einkaufen. Und das können sie natürlich tagesaktuell machen, dann haben sie immer den Einkaufspreis des Tages - aber sie können diesen nicht an ihre Kunden weitergeben, denn Stronpreise müssen von den Regulierungsbehörde genehmigt und sechs Wochen vor Inkrafttreten öffentlich und den Bestandskunden mitgeteilt werden. Daher kauft man den künftigen Stromabsatz über einen längeren Zeitraum verteilt ein. 18 Monate ist ein üblicher Wert hierbei. Die Strommenge, die man als Versorger also 2009 verkaufen will, hat man dann seit vielen Monaten scheibchenweise eingekauft zu den dann gültigen Preisen. Aus den vielleicht 10 oder 15 Einzelkäufen bildet man den Mittelwert und hat seinen Einstandskurs für die Strommenge 2009.
Im konkreten Fall bedeutet dies, dass - siehe Charts - die Strommenge für 2009 scheibchenweise eingekauft wurde und damit auch zu den teuren Kursen im Frühjahr/Sommer. Und wie der Chart zeigt, sind die Preise selbst auf dem jetzt wieder ermäßigten Niveau noch deutlich über denen des Vorjahres. Und DAS ist der Grund, warum trotz inzwischen fallender Einkaufspreise für Strom die Strompreise für den verbraucher doch noch erstmal weiter steigen werden. Und wohl auch nicht deutlich fallen werden in 2009, denn die Strommengen sind ja nun eingekauft und bezahlt - und müssen über den verkauf wieder verdient werden.
Aber es wäre nicht der mente, hätte er nicht auch Positives zu berichten: für 2010 ist wohl mit deutlichen Preissenkungen zu rechnen, weil sich die Kursabschläge in den Einkaufspreisen der Versorger niederschlagen.
Fazit: das richtige Geld wird beim Strom in der Erzeugung verdient, die reinen Händler haben mit schwachen Margen zu kämpfen - und tragen das Risiko, sich zu verspekulieren, wenn sie zu aggressiv an den Markt gehen. Denn wer zu teuer einkauft, kann die Preise nicht am Markt durchsetzen. Dafür gibt es schon zu viel Konkurrenz direkt vor Ort und das Wechseln ist kinderleicht.