Zitat von
Maitre
Die Westprodukte waren halt exotisch. Von meinem und zum Teil dem Begrüßungsgeld meiner Eltern kriegte ich ein Kassettenradio. Was wurde ich damals um das Ding beneidet... Der Unterschied stellte sich später heraus: Die SKR-701 meiner Klassenkameraden sind zum größten Teil bis heute funktionstüchtig, während das Westding nach drei Jahren vollständig den Geist aufgegeben hatte. Das ist vielen Ostbürgern aber erst in der Folge ausgefallen. Ich kann mich auch noch gut an ein Interview einer Zeitschrift mit einem "Wiedereinrichter" erinnern, der sich einen jung gebrauchten Westtraktor gekauft hatte, weil er keinen Fortschritt-Traktor gebrauchen könne, der nur in der Werkstatt* stände. Gut, kurz nach dem Kauf musste er für 12 000,- die Hydraulik erneuern. In der Nachwendezeit hätte er dafür vier nagelneue ZT-323 kaufen können, weil die für 3000,- verramscht wurden. Die kauften in der Masse Holländer, die ob des Schnäppchens vor Lachen kaum in den Schlaf kamen.
* Apropos nur in der Werkstatt: In den frühen 90ern stellte so mancher Landwirtschaftsbetrieb erstaunt fest, dass die tollen Westmarken gar nicht für die erheblichen Belastungen (1600 - 2000 und mehr Bh im Jahr möglichst nahe an der Leistungsgrenze der Maschine arbeiten) der ostdeutschen Großflächenlandwirtschaft ausgelegt waren. Da habe auch ich öfter grinsend angesehen, wie ein alter Fortschritt-Traktor einen nagelneuen Westtraktor vom Feld und zur Werkstatt schleppte. Es gibt Geschichten von neuen Maschinen, die nach zwei Jahren völlig verschlissen waren. War eben auch nicht alles Gold, was so schön glänzte bzw. war es für die intensive Nutzung nicht gedacht. Unsere örtliche AG war schließlich schlau genug, sich für polnische Ursustraktoren tschechischer Konstruktion zu entscheiden, die das abkonnten.