Zitat von
dscheipi
ich hab gerne gefragt, immer gerne zugehört, wenn ossis erzählt haben. hatte nachbarn aus sachsen in den 90er jahren in niederbayern... der mann war hier erst kurz berufstätig im handwerk und fix und hin. er meinte, das wäre drüber alles leichter gewesen, halbes tempo usw.
eine krankenschwester erzählte mir, dass das drüben die doppelte arbeit gewesen wäre, wenn hier 3 auf schicht auf einer station waren (psychiatrie), dann hat sie das drüben alleine gemacht.
ein anderer, der 1 oder 2 jahre vor dem mauerfall ausreisen durfte mit familie als halbwüchsiger sagte, viele arbeitsplätze drüber hätten eine art verwahrcharakter gehabt.
ich wurde aus all dem nicht schlau. war leider nie, als die mauer stand, drüben, nicht mal in berlin. einmal hab ich bekannte besucht in mauernähe, das war hinter hof, das war ein sonniger tag und wir saßen da heraussen bei einem cafe. drüben sah man häuser, kein leben nix, kein mensch zu sehen. ich dachte mir damals "auweia, die dürfen nicht mal an einem sonnigen sonntag aus den häusern raus", bis mir später erklärt wurde, dass die leute an so einem tag in ihren schrebergärten waren.
wir hatten keine verwandtschaft, keine bekannten drüber, aus erster hand hab ich nie was erfahren.
ich bin nach wie vor der meinung, dass die wiedervereinigung, so wie sie abgelaufen ist, ein fehler war.
gibt ein interessantes buch dazu "was war die ddr wert".
ostern 2000 war ich bei einem größeren usertreffen in finsterwalde, ich erinnere mich an den bahnhof doberlug-kirchhain - da hats ausgesehen wie rumänien jahrzehnte vorher, kam ja da mit dem zug zweimal durch.
ein hoher glasturm stand dort, stockwerk um stockwerk, da drinnen fette autos in einer gegend, die nur nach bitterarm aussah. in der pension, wo wir untergebracht waren fragte ich, wieso denn dort so ein autohaus stehen würde, die nette bedienung sagte nur "das hat ein wessi hin gestellt". ich hab mich so geschämt dort, obwohl die leute nett waren. diese dame sagte dann beim weiteren plausch "wir wollten die einigung, nun haben wir sie".
wir hatten dort unser treffen von gründonnerstag abend bis ostermontag, es war hoch interessant. hab heute noch einen salzstreuer in orange-weiss, den ich im lokal der pension mitgehen ließ. als andenken und moralisch legitim, hab dort ordentliche zechen gemacht.
wir sind dort tagelang rum bei einem bilderbuchwetter, spreewald, sonstwas, eine wirklich schöne, interessante gegend. vergessen werde ich diese eindrücke von dort nie, das hängt mir tiefer drinnen als hongkong oder sonstwas, weil ich dort ja nur "aus versehen" war und mich das asiatische dauergegrinse fertig gemacht hat.