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Thema: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

  1. #31
    Groß und blond Benutzerbild von Weathersby
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    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Zitat Zitat von Bärwolf Beitrag anzeigen
    Insgesamt sehr gelungene Analyse
    Ich finde, Bärwolf hat das Verhältnis zwischen Konservativismus und Kapitalismus in Deutschland weitgehend treffend beschrieben :]

    Mit seiner endgültigen Abkehr vom Monarchismus als Kernthese nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Konservativismus in (West-)Deutschland dezidiert sozialpolitische Positionen inkorporiert. Der Aufbau einer zwischen schrankenlosem Raubtierkapitalismus und kommunistischer Planwirtschaft angesiedelten Wirtschaftsordnung, die unternehmerische Entfaltungsfreiheit mit gerechter Teilhabe aller an wirtschaftlichen Entscheidungen und den erarbeiteten Erträgen verbunden hat, ist er zu einer breite Bevölkerungsschichten ansprechenden Bewegung geworden und hat die Basis für Dominanz von CDU und CSU in den ersten zwei Jahrzehnten der Bundesrepublik, sowie auch deren Rückkehr an die Regierung Anfang der 80-er Jahre geschaffen. Die Unionsparteien wurden zu tatsächlichen Volksparteien, deren Wahlerfolge stärker kapitalistisch orientierte konservative Parteien in anderen Ländern (etwa Großbritannien, USA) in einem Land mit Verhältniswahlrecht niemals hätten erreichen können.

    Und ich denke auch, dass die Mehrzahl der einfachen Mitglieder und Anhänger von CDU und CSU im Herzen noch immer stark sozialgebundene Konservative sind, nur die Parteispitze setzt sich mit zunehmender Radikalität von einer Politik des steten sozialen Ausgleichs ab und sprintet mit Siebenmeilenstiefeln nach Manchester. Das stürzt die Basis der Unionsparteien in ein trauriges Dilemma, zur Enttäuschung darüber, dass ihre Partei, mit der sie über lange Zeit zusammengewachsen sind plötzlich in essenziellen Punkten nicht mehr ihre Partei ist gesellt sich der Mangel an Alternativen: die FDP hat sich selbst längst zur neoliberalen Arbeitsgruppe für Wirtschaft und Finanzen der Union geschrumpft, fällt als Alternative also aus. Von der SPD und mehr noch den Grünen trennen einschneidende emotionale Unterschiede, die eine Identifikation ausschließen. Die Linke kommt auf Grund ihrer Geschichte, ihres Personals und ihrer radikalen Rhetorik sowieso nicht in Frage.

    Die Etablierung einer neuen, sozialen konservativen Partei ist praktisch unmöglich. Konstanz und Stabilität haben in der Bundesrepublik seit Anbeginn im Zweifel einen elementar höheren Stellenwert als Aufbruch und Veränderung, das etablierte Parteiensystem könnte man fast schon im Grundgesetz festschreiben. Einzig den Grünen ist es mühsam gelungen, sich ihren Weg in die erste Reihe zu bahnen. Die PDS stand etwas mehr als zehn Jahre nach der Wende schon am Rande des Exitus und vermochte sich nur durch das Zusammengehen mit der allein auch nicht überlebensfähigen WASG zu retten.

    Also bleibt den Anhängern des Konservativismus klassisch bundesrepublikanischer Prägung nichts anderes übrig, als zähneknirschend CDU bzw. CSU die Treue zu halten, in der Hoffnung, dass es nicht zur Katastrophe - Schwarz-Gelb - kommt. Solch eine Koalition im Bund wäre der Freifahrtschein in ein Land der Niedriglöhne, der Zweit- und Drittjobs, des Hire-and-fire, der 48-Stunden-Woche, der privatisierten Daseinsfürsorge, der unzureichenden Krankenversorgung, der Altersarmut, der überfüllten Obdachlosenheime, der Studiengebühren und Schulgelder. Das hat mit der Geschichte und den Idealen des Konservativismus in Nachkriegsdeutschland zwar nichts mehr zu tun, aber dem tonangebenden unteren Durchschnitt an der Parteispitze fallen eben keine anderen Antworten auf die wirtschaftliche Entwicklung Chinas, Indiens und anderer asiatischer Länder ein.

    Sicherheitshalber hofft man an der Basis darauf und glaubt man daran, dass es schon nicht so brutal käme wie von oben gefordert, außerdem ja nur für eine Übergangszeit, und redet sich ein, dass es wohl wirklich keine Alternativen mehr gäbe, so schrecklich es auch ist.
    "Der Kapitalismus als vermeintlich logische Folge des Liberalismus lastet auf ihm wie eine Hypothek. Die Befreiung des Liberalismus aus seiner Klassengebundenheit und damit vom Kapitalismus ist daher die Voraussetzung seiner Zukunft. " (Karl Hermann Flach)

  2. #32
    marc
    Gast

    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Aber wie kommt es, dass gerade viele harte "Vollzeit-Konservative" ihren kritischen Blick auf den Wandel so völlig einbüßen, wenn es um den Kapitalismus geht.
    Möglichkeiten wären:

    1.) Dummheit
    Diverse Linke haben ihre Nazikeule ja schon so verinnerlicht, dass sie oft gar nicht mehr fragen, was richtig oder falsch seien könnten, sondern in erster Linie darum bemüht sind, auf keinen Fall etwas zu thematisieren, das auch Rechte interessiert.
    Ich erinnere mich z.B. an Katja Kipping, die in einer Sendung auf Christian Wulff stieß. Nachdem dieser gesagt hatte, dass es auf Kommunalebene oft nicht möglich sei, die NPD zu ignorieren, weil man ja nicht gegen ein behindertengerechtes Klo am Bahnhof stimmen könnte, nur weil die NPD einen Antrag darauf gestellt hat, kreischte dieser Gendermensch dazwischen und rief, dass die CDU mit Nazis zusammenarbeiten würde.

    Andererseits haben aber auch viele Rechte ihre Gutmenschenkeule im Kopf und sind fest davon überzeugt, dass Kapitalismuskritik nur etwas für die Gutmenschen wäre. Von der Konservativen Revolution und deren Kapitalismuskritik haben sie wohl noch nie etwas gehört, genauso von Papst Leo XIII. Von Julius Evola, der das schöne Wort von der "Theokratie der Rentabilität" gefunden hat, wohl auch nicht. Und von wem dieses Zitat hier stammt, wissen sie vermutlich auch nicht:

    "In eben dem Maße, in dem die Wirtschaft zur bestimmenden Herrin des Staates aufstieg, wurde das Geld der Gott, dem alles zu dienen und vor dem sich jeder zu beugen hatte. Immer mehr wurden die himmlischen Götter als veraltet und überlebt in die Ecke gestellt und statt ihnen der Weihrauch dem Götzen Mammon dargebracht."

    2.) Heuchelei
    Ist oft ein Resultat von Dummheit und geht auch Hand in Hand mit ihr: wenn sich Jugendliche an MTViva aufgeilen und angetrunken davon säuseln, dass sie lieber irgendein Gülcan ficken würde, anstatt das Heimatland zu retten, dann ist das schröcklich dekadent - wenn ein Manager die Abfindung nach seiner Katastrophenpolitik dazu nutzt, um mit fünf russischen Fickschlampen Champagner aus einem mit Diamanten verzierten Stöckelschuh zu säufeln, dann wäre Kritik daran ja nur etwas für ... Gutmenschen.

    3.) Sozialdarwinismus
    Im Kopfe manches Rechten ist dieser alte Kadaver ja in Form des Kapitalismus auferstanden, und ob die unsichtbare Hand nun dazu führt, dass dem Wohle aller gedient ist, oder mit dieser unsichtbaren Hand Millionen erdrosselt werden, interessiert dann auch nicht mehr, weil es ja eigentlich nicht um Ökonomie mehr geht, sondern um Sozialdarwinismus.

    4.) Aristokratie
    Abgeschwächte Form von Punkt Drei: Beispiel dafür sind heutige "Christdemokraten" die es als Populismus verschimpfen, wenn Linke fordern, Arbeitslosen zu Weihnachten etwas Geld zu überweisen, aber stattdessen salbungsvolle Reden über "christliche Werte" schwingen.
    Das Christentum verkommt dann zu Opium und Scharniermittel. Ich glaube eigentlich nicht, dass es das von sich aus ist - aber es wird oft dazu gemacht, wird dazu mißbraucht: Von angeblichen "Christdemokraten", die immer weniger an Gott glauben und stattdessen an die "Theokratie der Rentabilität" (Gut, Evola war auch kein Christ, aber so what.)

    5.) Überzeugung
    Ist für manche natürlich deckungsgleich mit Punkt Eins.
    Ich selber habe auch geglaubt, oder glaube gelegentlich daran, dass es doch möglich seien müsste, den Kapitalismus als bloße Wirtschaftsoption zu benutzen und die negativen Begleiterscheinungen zu dämpfen. Aber ich gewinne immer stärker den Eindruck, dass es einfach unmöglich ist, eine kapitalistische Wirtschaftsform zu etablieren, ohne auch die Gesamtgesellschaft nach dieser auszurichten. Das fängt bei dem Bildungssystem an, geht über die Kulturindustrie und landet bei Armut, Angst und Unfreiheit. ?(

    6.) Sonstiges
    Bei NeoCons ärgere ich mich auch oft. Bill O'Reilly z.B. ein cholerischer Hexenmeister, der jedes Blut, das nicht von Christus stammt sofort erschnüffelt und dann eine wild gewordene Häretikerjagd veranstaltet, aber wenn es irgendejemand suboptimal findet, dass er in einer Villa residiert und sich an vergoldeten Marienstatuen ergötzt, während die Frau, die sein Büro putzt sich kaum den Zahnarzt und eine umfassende Krankenversicherung leisten kann, dann heißt es sofort SOCIALISM!

    Aber apropos Socialism: das ist ein wichtiger Punkt. Wenn es nicht möglich ist, einen dritten Weg auf Basis des Kapitalismus zu finden (Siehe Punkt 5), dann gibt es ja nur noch die Wahl zwischen Kapitalismus und Nicht-Kapitalismus. Hm. ?(

    Naja, wie auch immer. Bei Rechten kann ich mir vieles noch erklären, aber bei Christen versetzt mich das selbst manchmal in Staunen. Liegt vielleicht auch daran, dass diejenigen, die Alternativen propagieren entweder linke oder rechte Christenfeinde sind. Andersrum in Südamerika z.B. - da ist dann die Armut so groß, die Ignoranz oft ebenfalls, dass viele Christen in die Arme von genderbolschewistischen Rattenfängern laufen, die dann aber auch das Christentum abschaffen wollen.
    Geändert von marc (03.12.2008 um 21:00 Uhr)

  3. #33
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    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    Wenn man als Konservative all jene ansieht, die sich selbst so bezeichnen, ist das mit Abstrichen richtig.
    Für meinen Begriff jedoch ist ein Großteil von denen unter "Liberale" zu verbuchen, und in dem, was nach Abzug dieser Menge verbleibt, ist in meinen Augen mehr erheblich mehr Verstand vorhanden, als man nach Erfahrungen mit der Menge VOR dem Abzug zu hoffen wagt.
    Ich frage mich da, was für ein Verständnis von "Freiheit" da viele reitet? Die Freiheit des Einzelnen und des einfachen Menschen kann es kaum sein. Die werden nur zu oft durch den täglichen Existenzkampf und wirtschatlich begründete Abhängigkeitsverhältnisse zunichte gemacht.

    Vielleicht hat es auch was mit der Gewichtung der drei Aspekte des Liberalismus zu tun:

    1. wirtschaftlicher Liberalismus > Kapitalismus
    2. politischer Liberalismus > Parteiensystem und parlamentarische Demokratie
    3. gesellschaftlicher Liberalismus > Freiheit des Einzelnen

    Die Wertigkeit gewichte ich so: zuerst 3., dann 2. und zum Schluss 1. Will sagen: ich kann zur Not ohne Kapitalismus und Parteiengezänk leben, aber kaum ohne persönliche Freiheit.
    Gerade in der Grauzoene zwischen Konservativen und Liberalen scheint es oft umgekehrt zu sein: Zuerst kommt der Kapitalismus, auf den kann nicht verzichtet werden. Dann die Demokratie, ist gut für Schönwetterzeiten, aber wohl nicht soooo unverzichtbar (siehe Lateinamerika in den 1960ern und 70ern) und die Freiheit des Einzelnen (so er nicht zu den herrschenden Schichten gehört) ist nicht mehr so wichtig.
    Hier im Forum unterscheiden sich da die einschlägigen Pro-Kapital-Hardliner der "Demokratischen Rechten" und der "Liberalen" kaum voneinander. Wobei es in beiden Fraktionen am anderen Ende auch halbwegs vernünftige Menschen gibt, die nicht jeden Unfug schönreden wollen.

  4. #34
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    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Ich stehe eindeutig auf der Rechten Seite und natürlich auch auf der Seite des Kapitalismus. Allerdings habe ich hier in diesem Forum nie verheimlicht, das der globalisierte Raubtierkapitalismus, der Europa knapp vor dem Ende des vorigen Jahrtausends heimgesucht hat, schon einen schwereren finanziellen Schaden in den Taschen eines Großteils der Bevölkerung verursacht hat, als der 2 Weltkrieg.
    Ironischer Weise haben auch die Linken einen gehörigen Anteil daran. Schließlich beherschten sie damals überwiegend die Parlamente Europas. Und die sogenannten Gewerkschaften haben sich ihre Zustimmungen sehr gut persönlich bezahlen lassen.

    Der Kapitalismus als solches ist, wenn er gewisse Regeln einhält, die einzige Möglichkeit für einen Wohlstand für den Großteil der Bevölkerung.

    Im übrigen bin ich der Meinung das der Massenimport von Sozialhilfeschmarotzern in erster Linie den Großkonzernen und Großkapitalisten nutzt. Hier gibt es ebenfalls ein Zusammenspiel unterschiedlicher Ideologien (Links/Rechts) jedoch aus unterschiedlichen Motiven.
    Geändert von WIENER (03.12.2008 um 22:56 Uhr)

  5. #35
    Mitglied Benutzerbild von Cash!
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    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Alle Alternativen zum Kapitalismus sind gescheitert. Es ist also wie mit der Demokratie. Nicht perfekt, aber das beste was wir haben!

  6. #36
    Patriot Benutzerbild von Alion
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    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Zitat Zitat von WIENER Beitrag anzeigen
    Ich stehe eindeutig auf der Rechten Seite und natürlich auch auf der Seite des Kapitalismus. Allerdings habe ich hier in diesem Forum nie verheimlicht, das der globalisierte Raubtierkapitalismus, der Europa knapp vor dem Ende des vorigen Jahrtausends heimgesucht hat, schon einen schwereren finanziellen Schaden in den Taschen eines Großteils der Bevölkerung verursacht hat, als der 2 Weltkrieg.
    Ironischer Weise haben auch die Linken einen gehörigen Anteil daran. Schließlich beherschten sie damals überwiegend die Parlamente Europas. Und die sogenannten Gewerkschaften haben sich ihre Zustimmungen sehr gut persönlich bezahlen lassen.

    Der Kapitalismus als solches ist, wenn er gewisse Regeln einhält, die einzige Möglichkeit für einen Wohlstand für den Großteil der Bevölkerung.

    Im übrigen bin ich der Meinung das der Massenimport von Sozialhilfeschmarotzern in erster Linie den Großkonzernen und Großkapitalisten nutzt. Hier gibt es ebenfalls ein Zusammenspiel unterschiedlicher Ideologien (Links/Rechts) jedoch aus unterschiedlichen Motiven.

    Sehr guter Beitrag, dem ich mich voll inhaltlich anschließe. Gibt ein Pünktchen fürs Konto.

    MfG
    Alion
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  7. #37
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    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Gerade in der Grauzoene zwischen Konservativen und Liberalen scheint es oft umgekehrt zu sein: Zuerst kommt der Kapitalismus, auf den kann nicht verzichtet werden. Dann die Demokratie, ist gut für Schönwetterzeiten, aber wohl nicht soooo unverzichtbar (siehe Lateinamerika in den 1960ern und 70ern) und die Freiheit des Einzelnen (so er nicht zu den herrschenden Schichten gehört) ist nicht mehr so wichtig.
    Siehe auch [Links nur für registrierte Nutzer]. Die Antikommunisten von gestern schwärmen plötzlich für China, kaum das dessen politische Führung das Diktum begriffen hat, dass im Kapitalismus Menschen Menschen unterdrücken und es im Kommunismus andersherum ist.

    Im Bücherregal habe ich noch "Freedom, prosperity and the struggle for democracy" stehen, ein von der Friedrich-Naumann-Stiftung herausgegebens Klagelied, dass in den westlichen Demokratien vielfach linke Parteien als Streiter für die persönliche Handlungsfreiheit des Einzelnen angesehen werden, rechtsliberale Parteien aber so gut wie nie. Ich habe es dem vermutlich hauptamtlichen Mitarbeiter in der Parteizentrale, der meine Rückantwort auf das Schreiben der FDP, dass man meinen Austritt bedauert und gerne die Gründe erfahren würde, bearbeiten durfte höhnisch als Bettlektüre empfohlen. Worüber beschweren die sich eigentlich?
    "Der Kapitalismus als vermeintlich logische Folge des Liberalismus lastet auf ihm wie eine Hypothek. Die Befreiung des Liberalismus aus seiner Klassengebundenheit und damit vom Kapitalismus ist daher die Voraussetzung seiner Zukunft. " (Karl Hermann Flach)

  8. #38
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    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Um Erfolge wirklich messen zu können, braucht man eine Messlatte, die nicht Teil des Gemessenen ist. Das ist heute schwer, wo der Kapitalismus alles durchdringt und auch die Messlatte z. B. von der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" gefertigt und skaliert wird.

    Ein anderes System als Vergleichsmaßstab haben wir seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Und davor? Die entwickelten Länder des Westens achteten immer darauf, besser zu sein als der Ostblock. Seitdem es den nicht mehr gibt, ist nicht nur jeder Vergleichsmaßstab futsch, es geht auch bergab.

    Um wirklich Erfolge oder Misserfolge messen zu können, bräuchten wir schon andere technische Zivilisationen zum Vergleichen. Die gibt es nur in der Science Fiction. Wo wäre da unsere kapitalistische Welt des Jahres 2008? Irgendwo zwischen Wohlstandtotalitarismus und Horror, schätze ich. Je nachdem, ob in der BRD oder einem Slum in der Dritten Welt gemessen würde.
    Es geht mit dir bergab ? Selbst schuld, wenn du ein Schlaffi bist.
    Es gibt genug Vergleichsmassstäbe in unserer Geschichte, an dem man die Erfolge unsres Systems messen kann.
    Wohlstandstotaliarimsus ? Was ein dummes Geschwurbel. Jeder entscheidet für sich, wie er leben will, mit viel oder wenig Konsum.
    Du scheinst zu der Fraktion " Hauptsache alles anders, egal wie " zu gehören.

  9. #39
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    Standard AW: Frage (nicht nur) an die Konservativen: warum verteidigt ihr den Kapitalismus?

    Zitat Zitat von Cash! Beitrag anzeigen
    Alle Alternativen zum Kapitalismus sind gescheitert. Es ist also wie mit der Demokratie. Nicht perfekt, aber das beste was wir haben!
    Wenn wir so denken, machen wir uns zu den Geiseln derer, die Kapitalismus und Demokratie gleichermaßen herunter wirtschaften. Die "Alternativen" kommen dann doch, weil die Menschen irgendwann die Faxen dicke haben oder ihr Leben so mies geworden ist, dass sie weder Staatssozialismus noch Diktatur groß fürchten.

  10. #40
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    Zitat Zitat von Weathersby Beitrag anzeigen
    Also bleibt den Anhängern des Konservativismus klassisch bundesrepublikanischer Prägung nichts anderes übrig, als zähneknirschend CDU bzw. CSU die Treue zu halten, in der Hoffnung, dass es nicht zur Katastrophe - Schwarz-Gelb - kommt. Solch eine Koalition im Bund wäre der Freifahrtschein in ein Land der Niedriglöhne, der Zweit- und Drittjobs, des Hire-and-fire, der 48-Stunden-Woche, der privatisierten Daseinsfürsorge, der unzureichenden Krankenversorgung, der Altersarmut, der überfüllten Obdachlosenheime, der Studiengebühren und Schulgelder. Das hat mit der Geschichte und den Idealen des Konservativismus in Nachkriegsdeutschland zwar nichts mehr zu tun, aber dem tonangebenden unteren Durchschnitt an der Parteispitze fallen eben keine anderen Antworten auf die wirtschaftliche Entwicklung Chinas, Indiens und anderer asiatischer Länder ein.

    Sicherheitshalber hofft man an der Basis darauf und glaubt man daran, dass es schon nicht so brutal käme wie von oben gefordert, außerdem ja nur für eine Übergangszeit, und redet sich ein, dass es wohl wirklich keine Alternativen mehr gäbe, so schrecklich es auch ist.
    Es ist bezeichnend, dass man sich als Anhänger sozialer Politik in einer Partei wünschen muss, die möge keine Regierung mit ihrem Wunschpartner bilden können. Denn das ist die FDP für die Union (siehe Bayern, auch die CSU hat sich die Gelben angelacht). Mir als Anhängerin und Wählerin der Linkspartei geht es aber ebenso: sie möge zweistellig in den nächsten Bundestag einziehen, aber keine Koalition mit SPD und Grünen eingehen. Weil dann das von dir skizzierte Horrorszenario nur mit anderer Begleitmusik kommt. Der noch immer nicht aufgehobene Bann gegen die Linken ist da von großem Vorteil: denn ich halte viele ihrer Kader für so schwach und korrupt, dass sie sich SPD und Grünen an den Hals schmeißen würden, ohne einen Politikwechsel zu erreichen. Die Verhältnisse selbst sorgen dafür, dass die Linke in der Opposition und halbwegs auf Kurs bleibt. Irgendwann kapieren dann auch noch so dröge Genossen, dass Marx mit dem Untergang des Kapitalismus Recht hatte und dass es nichts Schöneres gibt, als dem als Linken-Kader zuzuschauen. Und am Kabinettstisch nur noch Offiziersposten auf einem Schiff verteilt werden, dass mit Volldampf voraus in den Eisberg rast.
    Die Union hat es da schwerer, weil sie größer ist und der Drang untauglicher Kader an die Fleischtöpfe der Regierung nicht so leicht zu stoppen ist. Und die "Regeneration" in der Opposition von 1998 bis 2005 alles nur noch schlimmer gemacht hat. Kohl ging, Stoiber scheiterte, Merkel kam und die Führung hofft eben auf Schwarz-Gelb. Oder wenn das nicht reicht, nimmt man noch die Grünen dazu :rolleyes:

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