Zitat von
Beverly
Hier geht es um Verhaltensmuster, die mir nicht nur in diesem Forum immer wieder aufgefallen sind:
Veranstalten irgendwelche "rechten" Schläger in irgendeinem Kaff ein kleines Pogrom, stehen die postenden "Bürger" dieses Forums schenkelklopfend dabei und grölen virtuellen Applaus. Braune Schläger und gelbes Publikum, ein Abklatsch jener Zeiten, als die Faschisten für die Bourgeoisie die Drecksarbeit erledigten.
Umgekehrt ist es so, dass "Rechte" die Diskurse, Denkweisen und Argumentationsmuster des bürgerlichen Lagers übernehmen, als ob es ihre eigenen wären. Der "Bürger" ist Antikommunist und Linkenhasser, weil die Linken seine Macht und seinen Besitz in Frage stellen. Der Rechte übernimmt diesen Antikommunismus und verschärft ihn noch. Beim Rassismus gegen Menschen schwarzer Hautfarbe ist die Übernahme eines bürgerlichen Diskurses durch die Rechten so weit gediehen, dass heute jeder meint, der Hass gegen Afrikaner komme von den Rechten. Weil die ihn noch lautstark hinaus grölen, alldiweil das Bürgertum, das Afrika über Jahrhunderte zu einem Schlachthaus und Sklavenmarkt gemacht hat, nun auf Toleranz macht.
Ebenso beim modernen Antisemitismus. Der hatte politische und wirtschaftliche Gründe. Die Juden in Westeuropa wurden halt in der Politik und der Wirtschaft zu erfolgreich und mussten weg! Die Drecksarbeit für die Bürger besorgte dann der A. H. und seine Verbrecherbande und noch heute glauben selbst und gerade die Rechten, dass Antisemitismus rechts ist. Warum eigentlich? Viele Jude waren stramme Deutschnationale oder auch in anderen Länder Patrioten und warum sollen Rechte ihre eigenen Gesinnungsgenossen ermorden?
Die erste Antwort auf diese Frage ist, dass Rechte Teil des bürgerlichen Projektes der letzen 200 bis 250 Jahre sind. Sie wollen es in eine bestimmte, "harte", autoritäre und hierarchische Richtung lenken. Sie mögen da auch Fraktionskämpfe austragen und bei solchen Kämpfen wird dann halt auch gemordert und über die Gründe und wahren Schuldigen hinterher gelogen.
Eine positive Antwort auf diese Frage würden allen Linken und selbst Liberalen, die "gegen Rechts" sind, aber klar machen, dass sie auch gegen die bürgerliche Gesellschaft sein müssen.
Zudem ist es nicht ganz so einfach. So wird in der Geistes-, Ideen- und Ideologiengeschichte auch und gerade "Rechten" immer wieder Hass auf die bürgerliche Gesellschaft attestiert. Leider ist das auch für nicht-Rechte nur zu verständlich :rolleyes: - der Ekel vor den "feinen Leuten", ihrer Hinterlist und Prinzipienlosigkeit halt.
Für eine Sichtweise, in der die Welt und die Menschen Scheiße sind, man in der Politik am liebsten "dreinschlägt" und im Zweifels autoritär herrscht und die Demokratie zum Teufel jagt, dürfte die "bürgerliche Gesellschaft" eher Beleg für "alles ist Scheiße" sein, denn das Ideal, dass es gegen die Linken zu verteidigen gilt. Egal ob das nun "rechts" ist, ich habe oft so eine Sichtweise. Der "Wirtschaftsbürger" als Unternehmer und Gewerbetreibender ja, aber nur unter Aufsicht. "Bildungsbürger" sogar gern, das sollten alle werden. Aber das politische "bürgerliche Lager", die Bauchredner und Schergen seiner unsinnigen Diskurse, seine steht ökonomisch motivierte Hetze, seine Lügen und es dann anderen anhängen - das muss ersatzlos gestrichen werden. Bürger haben entweder alle zu sein, sei es als Unternehmer oder kleinbürgerlicher Arbeiter, oder keine. Eine elitäre bürgerliche Klasse, die in ständigem Krieg gegen die übrige Gesellschaft liegt, ist nutzlos und schädlich!
So fragt sich, was Rechte davon haben, Seit an Sei mit diesem bürgerlichen Lager zu stehen. Ist es die Abwesenheit eines eigenen Projektes und die Unfähigkeit, für das 21. Jahrhundert ein Projekt zu entwickeln, bei dem nicht alle davon laufen?
Als Linke kann ich bei aller Skepsis noch die Linkspartei in Hessen unterstützen - ein Rechter hat nur den Roland Koch.
Halten sich Kleinbürger und Polit-Punks, die sogar mit Schlips und Krawatte noch einen Provo-Faktor rüberbringen, wirklich für einen Teil der bürgerlichen Gesellschaft? Nun ja, diesen Fehler haben viele gemacht - ich auch :rolleyes: Und es ist mit viel Frustrationen und dem Verbrauch von Kopfschmerztabletten verbunden, einzusehen, dass es sinnlos ist, Teil davon zu sein und es denen Recht zu machen. Wenn sie ihren Nutzen erfüllt haben, würden da auch Rechte mit einem Tritt verabschiedet werden. Das macht das bürgerliche Lager sogar mit seinen eigenen Leuten, wenn sie zu mächtig geworden sind.
Angeblich sollen Rechte für "Zucht und Ordnung" sein und extrem klare Strukturen bevorzugen. Der Schaden, den sie anrichten, wird immer darin gesehen, dass sie mit Zwang und Gewalt Normen durchsetzen wollen, die den Menschen nicht gerecht werden.
Dann ist ihre Affinität zum bürgerlichen Lager richtig geil, weil das Bürgertum seit seiner Machtübernahme in der Folge von 1776 und 1789 die Welt immer mehr ins Chaos stürzt. Ihre "Marktordnung" überfordert die Menschen gnadenlos und ist die Antithese zu jeder Art von Ordnung. Seien es nachvollziehbare Normen, seien es dauerhafte Gemeinwesen.
Also: gehören Rechte und Bürgerliche zusammen oder nicht?