Dieses Bündnis Bürgertum-Rechte führte Deutschland in den Imperialismus und den Ersten Weltkrieg. Wobei ich mich bis heute frage, warum die nicht so um 1916 oder 1917 Frieden gemacht hatten, als das IMHO noch ohen Status- und Gebietsverlust möglich war. Ach ja, 1918 ff. wurden der Willy Zwo und all die anderen Fürsten entmachtet und man hatte seine Sündenböcke beim eh dysfunktional gewordenen Adel. Dann stimmte man ein großes Gezeter wegen des "Novemberverrats" an und hatte die Schuldigen bei den Arbeitern und einfachen Soldaten, die sich nicht länger verheizen lassen wollten. Und in der Weimarer Republik konnte man die schon im Kaiserreich gelegte Saat des Faschismus weiter düngen und keinem lassen.
Will sagen: es ist eine Bande von Heuchlern und Lügnern, weder links noch rechts, sondern unten durch!
Kann man als verarmte Aristokratin aus der Arbeiterschaft kommen? Dann passt es ja
Wenn ich das mal ernsthaft analysieren kann, ist es Folgendes: Qua Bildung und Neigungen müssten Menschen wie ich - ich bin da beileibe nicht die Einzige - eigentlich selbst Teil des Bürgertums sein. Elite/Aristokratie klingt zwar größenwahnsinnig, aber warum nicht? Oder zumindest unter Fähigen dienen anstatt unter Unfähigen zu leiden. Idealerweise den Quatsch mit Eliten und Hierarchein ganz lassen? Weil man dann nicht mehr zu einer "Elite" gehören muss, um ohne materielle Existenzängste leben zu können.
Womit wir uns auch den antibürgerlichen "Nichtmarxisten" vergangener Epochen nähern dürften. Waren da nicht viele, die sich schlichtweg "ausgesperrt" fühlten. Obwohl sie sich durch Bildung und / oder Herkunft zu Höherem berufen fühlten? Die aber stattdessen in der zugigen Dachkammer Frust schoben? Wobei da eher die Situation Vorbild ist, als die Konsequenzen, die sie daraus gezogen haben. Bei einem Dr. Goebbels mag der antibürgerliche Affekt nur so lange gereicht haben, bis ihm das von ihm zuvor verachtete System Posten und Pomp anbot. Da hetzte er dann lieber gegen die Juden als gegen die Bourgeoisie.
Wenn sich die "Bürger" aber heute durch ihre Ausgrenzung gerade der ökonomisch funktionslosen Gebildeteten da selbst anstatt eines Dr. Goebbels ein Dutzend oder mehr züchten und wenn denn diese Dr. Goebbels sich nicht mehr kaufen lassen - naja, sie haben es so gewollt :rolleyes:
Nicht Fortschritt, aber die Illusion von Fortschritt. So ein Geschäftsgebaren nach dem Prinzip: man nimmt den Menschen etwas weg, was sie schon mal hatten oder von dessen Existenz sie zumindest wussten und gibt es ihnen dann Epochen später mit viel Pomp und Trara und Gedöns wieder. Sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, stand sinngemäß schon in der Edda. Warum musste Kant das 2000 Jahre später mit so einem Aufwand wieder verkünden?
Das Bürgertum und das bürgerliche Zeitalter leben von Wissenschaft und Technik. Sie sehen in ihnen aber IMHO nur Mittel, um mehr Macht zu haben, länger und besser zu leben. Wissen und Macht ohne Weisheit - die Folgen davon werden schon in diversen Märchen beschrieben oder in der Science Fiction. Aber damit, dass sie sich Wissenschaft und Technik zunutze machen, haben sie selbst den Geist aus der Flasche gelassen, der ihnen zum Verhängnis werden mag. Weil Wissenschaft und Technik auch Mittel der Erkenntnis und der Weisheit sein können.
Deswegen bin ich bei all meiner eigenen Geschichtskritik auch kritisch gegen bürgerliche Fortschrittskritik. Denn da ist der Geist aus der Flasche immer so lange prima, wie er Schätze ranholt und die Feinde zerschmettert. Wenn der Geist aber nun kritische Fragen stellt oder zu den Sternen blickt, zetern sie rum. Aber er bräuchte sich nur wieder in seine Flasche zurück zu ziehen und die Bürgerlichen so mit dem Lebenstandard von Kaisern und Päpsten im Hochmittelater sitzen zu lassen, dann kämen sie sofort wieder an.
Linke Protagonisten des autoritären Sozialismus sind ebenso fies wie Rechte, siehe Lenin vs. Mussolini, Stalin und Mao vs. Hitler. Das Verleugnen "rechter" Affekte hilft da nicht weiter. Es ist nur so, dass mir Linke, die sich nicht zu totalitären Herrschaftssystemen zusammenrotten, sondern in einer "freien" Gesellschaft leben, da viel lieber als die meisten "Rechten" sind. Linke brauchen die Staatspartei mit Führer ("Generalsekretär"), um zu Arschlöchern zu werden, alldiweil ich Rechte wie Fundamentalisten in Verdacht habe, an einer Art Grassroot-Totalitarismus zu arbeiten. Wobei sie sich da mit den Bürgerlichen treffen.
Wie sähe denn dieses anders aus?
Ich für mein Teil fürchte eher das "weiter so" :rolleyes: