Als Napoleons Grande Armée vor 200 Jahren nach Moskau zog, waren auch 80.000 Polen dabei. Doch was ein nationaler Befreiungskrieg werden sollte, wurde zu einer eisigen Tragödie.
"Gott teilt seine Macht mit Napoleon", verkündete 1812 ein Spruchband in Warschau. Kein zweites Volk in Europa hatte den Kaiser bei seinem Zug durch Europa so begeistert willkommen geheißen wie die Polen. Für sie war er der Befreier, nicht der Besatzer. Als im Herbst vor zweihundert Jahren der Rückzug der Grande Armée begann, zitterten auch Zehntausende polnische Soldaten um ihr weiteres Schicksal.
Mit etwa 450.000 Mann war Napoleon nach Russland aufgebrochen, rund 100.000 Ersatzmannschaften sollten folgen. Die Polen stellten unter den ausländischen Hilfstruppen das mit Abstand größte Kontingent, vor Preußen, Österreichern und Bayern. Beim litauischen Kaunas überschritt das Heer die Grenze zum Zarenreich. 80.000 polnische Soldaten kämpften in Russland für Napoleon. Doch schon als sie Moskau erreichte, war der Hauptverband der Grande Armée auf 100.000 Mann zusammengeschmolzen.
Nicht umsonst galt Napoleon für die Polen als Hoffnungsträger. Wenige Jahre zuvor hatten Preußen, Österreich-Ungarn und Russland die polnische Adelsrepublik restlos unter sich aufgeteilt. Wenig später wurden in Italien Zehntausende Soldaten Österreich-Ungarns von französischen Truppen gefangen genommen, darunter viele Polen.
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