für Rechte, Konservative und Fundamenatalisten.

Der Hintergrund:

Eine Transenfreundin von mir sagte mal: "Beverly ist konservativ". Klang irgendwie beunruhigend, aber anstatt zum Arzt zu gehen eröffne ich lieber diesen Strag.
In Wissenschaftsforum auf Politikforum.de meinte mal jemand, ich wäre religiös und einen Freund von mir habe ich mit Vernichtungsfantasien genervt, die eher zu einem Rechtsextremen passen würden.

Mir ist aber bei Diskussionen gegenüber Rechten, Konservativen und Religiösen oft folgendes aufgefallen:

Betrachte ich ihre Ansichten aus der linksliberalen und hedonistischen Sicht, gibt es da keine Schnittmengen, die Gegensätze etwa in der Sicht von Sexualität oder beim Umgang mit Einwanderern sind offenkundig.

Aber versuche ich, ihre Argumente aus ihrer eigenen Perspektive zu betrachten, wird die Sache nicht besser, sondern schlimmer! Ich habe dann den Eindruck, dass "rechts" die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch viel größer ist als in den anderen Lagern. Weil da die meisten Ansprüche und Forderungen an die Menschen gestellt werden, die Ansprüche fragwürdiger Natur sind und man ihnen selbst oft nicht gerecht wird.

Fangen wir mit der Erkenntnis der Wirklichkeit und des Menschen an. Da hält sich zumindest ein Teil der Rechten (zusammen mit den Liberalen) viel darauf zu gute, den Menschen erkannt zu haben wie er ist. Aber es hat sich immer wieder gezeigt, dass der Mensch auch homosexuell, bisexuell und promisk ist. Der Mensch ist halt ein sexuelles Wesen und Sexualität ist vielgestaltig und dient vielen verschiedenen Zwecken.
Die Sexualität des Menschen sehe ich nicht als Freibrief für Missbrauch oder auch nur Lebensuntüchtigkeit und Beziehungsunfähigkeit. Aber jedes Wertesystem, dass nicht sein eigenes Scheitern vorprogrammieren will, muss die Sexualität anerkennen, wie sie ist. Eine Rechte, die nach wie vor ihre Unterdrückung fordert und alles diffamiert, was nicht ihren eigenen Vorstellungen entspricht, ist schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt, weil sie den Menschen wie er ist, weder erkennt noch akzeptiert.

Damit sind wir zwangsläufig bei dem nächsten Punkt, wo es mit Rechten, Konservativen und Religiösen immer hinkommt: der Heuchelei. So praktizieren die Menschen in meiner Heimatregion eigentlich ein recht freies Sexleben. Die Nutte schafft im Wohnwagen an der Autobahn an, der Nachbar geht fremd auch wenn er seine Frau damit verletzt und im Bus vom Dorfkaff in die Stadt wurde ich über das innovative Puffkonzept aufgeklärt: Die Flatrate von ca. 1000 bis 2000 Euro mit Edelnutten (nicht solchen "Schabracken" wie in der Kreisstadt) und soviel Essen und Getränken wie man will. Auch für das schwule Leben ist gesorgt - aber es geschieht alles hinter der Fassader erlogener Scheinheiligkeit. Man kann schwul sein, aber einen schwulen Stammtisch darf es nicht geben! Man kann ficken und huren wie man will, muss aber nach außen den Schein wahren.
Die Arschkrampen, die hinter ihrer Fassade eh nur kleine Verbrecher, Lumpen und Intriganten sind, werden jetzt wohl lachen. Denn ich sehe die "Sünde" nicht in der "Wolllust", sondern in der Heuchelei! Ich würde einen öffentlichen Sexpark nicht einführen wollen, damit noch mehr gevögelt wird (obwohl das auch OK wäre), sondern damit die Heuchelei aufhört und es zumindest einen Ort gibt, wo die Menschen zu ihrer Sexualität stehen können.

So sind wir wohl beim Thema Werteorientierung angelangt. Wobei IMHO hier die Kluft zwischen "Links" und "Rechts" und auch die Missverständnisse am größten sind.
Soweit ich das nachvollziehen kann, haben Rechte, Religiöse und Konservative sehr wohl Werte, sie treten ja mit Eifer für sie ein und schrecken nicht davor zurück, sie notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Aber diese Werte scheinen mir immer Ergebnisse historischer und gesellschaftlicher Prozesse zu sein und auf Dingen wie "Tradition" zu basieren. Egal ob es um "Traditionen" im engeren Sinne geht oder die Normen der Religion. Religion wie etwa das Christentum erhebt zwar den Anspruchs des Universellen, aber wenn man da hinterschaut und sich die Genese ihrer Dogmen ansieht, ist das alles immer Ergebnis historischer Prozesse. Bei der säkularen Rechten zeigt sich das in ihrer Affinität zum Sozialdarwinismus - "Leben ist Kampf" - wo letztendlich nur das Recht des Stärkeren gilt. Das Volk oder die Ideologie und Religion haben Recht, die sich im Kampf gegen andere durchsetzen konnten. Werte scheinen da dazu zu dienen, die Menschen etwa qua Gehorsam, den Einhalten von Regeln oder Zusammenhalt in der Gruppe fit für diesen kollektiven Daseinskampf zu machen.
Da ist auch der Gott der Christen letztendlich nur der Nachfolger der nordischen Stammesgötter Odin, Wotan und Thor. Dass alle ein und denselben Gott anbeten hindert sie nicht daran, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen - der Gott der Christen ist ein Kriegsgott! Er ist nicht die menschenfreundliche Alternative zum Huitzipochtli der Azteken, Jupiter der Römer, Zeus der Griechen oder unserem Ex-Obergott Odin, sondern ihr Nachfolger! Der Satz "du sollst keine anderen Götter neben mir haben" ist die Kriegserklärung eines "eifersüchtigen Gottes" an die Welt. Die Geschichte des Monotheismus hat bewiesen, dass dieser Gott nicht gekommen ist, um Frieden zu stiften, sondern um Krieg und Hass zwischen den Völkern noch zu schüren!

Zusammenhängend mit der IMHO strikten Bejahung partikularer Werte (Werte der Gruppe, der Nation, der eigenen Religion) und Verneinung universeller Werte ist die Vorstellung von einer IMHO grundsätzlichen Ungleichheit. Ungleichheit ergibt sich nicht durch eigenes Verdienst oder Versagen, sondern sie ist quasi "angeboren". Ungleichheit hat kein Maß und keine Grenze, sondern sie kann die extremsten und schlimmsten Formen annehmen. Homosexuelle dürfen sich immer auf Diffamierungen "freuen" und zwar unabhängig von ihrem Lebensstil (ein Grund findet sich ja immer). Juden werden auch in 1000 Jahren keine Deutsche sein und Schwarze von den Weißärschen in 10 000 Jahren nicht akzeptiert werden. Wohlgemerkt unabhängig vom Tun und konkreten Leben der für minderwertig erklärten Gruppen. Die Gruppen können auch an ihrem Los nichts ändern, Gott oder die Vorsehung haben sie nun mal für Sklaverei und Misshandlung, Entrechtung oder Tod bestimmt. Nur selten haben ihre Peiniger den Anstand, Menschen die sie nicht mögen, das Verlassen des Gemeinwesens zu erlauben oder sich selbst von ihnen abzuschotten. Ganz davon zu schweigen, dass es etwa für wegen ihres Lebensstils Verfolgte nicht unbedingt immer eine Zufluchtsmöglichkeit git, alldiweil das rechte Ungeziefer als Berufsmigrant um die Weltgeschichte reisen kann. In der Regel spielen sie mit ihnen ein grausames Katz-und-Maus-Spiel.

Ein rechtes Wertesystem mag in sich sogar geordnet sein, klare Regeln und Strukturen haben, aber es fußt letztendlich immer auf der Willkür und der Irrationalität. Weil sich seine Grundlagen der Hinterfragung und dem Zugriff durch die Menschen entziehen. Deswegen gibt es so oft die "religiöse Rechte" - da hat man mit einem Gott, der sich selbst nie zu Wort meldet, und alten Büchern, an denen man nichts ändern darf, eben seine "Fundamente". Dann will es halt Gott, dass ein Mob aus "Kreuzrittern" 1099 die Bewohner der Stadt Jerusalem abschlachtet oder ein anderer Mob Frauen und Schwule lyncht.

Anti-Universalismus und Anti-Humanismus sind letztendlich tragende Säulen aller rechten Wertesysteme. Hat jemals einer der Kameraden ein gutes Wort über die Menschheit verloren? Die mag oft oder meistens zwar eher Anlass für Wutanfälle sein, aber was haben wir an Halt und Orientierung noch, wenn wir unser Sein als Menschen negieren. Welcher Wert gilt noch, wenn die oberste seindsmäßige Kategorie - die Menschheit - ignoriert, negiert, ja lächerlich gemacht und durch den Schmutz gezogen wird. Was sind wir Menschen denn in den Augen der Rechten, wenn wir als Menschen nicht geachtet werden.
Siehe auch die Todesstrafe. Ich bin da nur zu oft in arger Versuchung, meine Ansicht zu ändern. Weil einfach zu viele Leute rumlaufen, die am Galgen entschieden besser aussehen als etwa mit Uniform oder Schlips und Krawatte Aber zumindest wenn der Anfall vorbei ist und ich den alternativ möglichen Strafvollzug in der Antarktis bedenke, lasse ich die Finger wieder davon.
Weil man mit der Exekution nicht nur ein Stück Abfall beseitigt, dass es - wenn es nur um es selbst geht - vielleicht so verdient hätte. Mit der Todesstrafe negiert man aber auch den fundamentalsten aller Werte, des es gibt: das menschliche Leben und den Menschen.
Trotz all ihrer Mängel und Missbräuche scheint aber bei harten Rechten und Konservativen die Todesstrafe dazu zu gehören und auch fundamentalistische Christen haben nichts viel dagegen einzuwenden. Komischerweise habe ich aber auch die Exekution von erwiesenem Menschenmüll nie als Signal für Recht und Gerechtigkeit verstanden. Im Gegenteil, bei mir kam als Botschaft immer an: "Da wird zwar ein Schwein exekutiert, aber gemeint sind wir alle. Uns Menschen wird so zu verstehen gegeben, dass wir nichts wert sind." IMHO appelliert die Todesstrafe nicht einmal bei den Opfern oder Hinterbliebenen an ihr Rechtsempfinden, sondern nur an ihre Rachsucht. Sie ist ein Terrorinstrument der Obrigkeit gegen alle Menschen. Ihre weltweite Ächtung wäre ein Schritt hin zu dem, wass ich bei Rechten und Konservativen sowie Fundamentalisten auf so krasse Weise vermisse: Werteorientierung.
Für den Strafvollzug bleibt noch immer die Antarktis :rolleyes:

Anbei ein Test für die eigene Werteorientierung