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Thema: Zeit

  1. #1
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard Zeit

    Jetzt, wo die Tage wieder länger werden, sinniere ich wieder über den Schwung des Weltrades nach. Ist denn die Welt ein Rad, das sich unermüdlich drehen muss? Sicher, alles sind Kreise, Ellipsen: Tiefpunkte, Höhepunkte, Wendepunkte. Die Zeit, ein ständiges sich drehen und damit sich wiederholen.

    Wenn ich nichts von der Zeit wüsste, wäre sie mir egal.

    Was ich über sie weiss, muss ich eher glauben. So muss ich glauben, daß die Erde 4 1/2 Milliarden Jahre alt ist, und man erklärt es mir mit Isotopen und anderen Indirektheiten. Aber nicht jeder glaubt daran, da sich jeder sich die Zeit nur anderes auslegt.

    Das Ur-U-Ur meiner Ahnenlinie verstummt in dem Moment, wo die Erinnerung an sie verblasst. Was sind die Ahnen der Vorzeit, ohne ihren Verkünder?

    So wie Dietrich im Nebel der Zeit verwand, so ist Zeit ein Nebelschleier, dessen Anfang und Ende man nicht sieht, der die Dinge entrückt, egal, in welche Richtung man geht. Und der Standpunkt des individuellen Jetzt ist die absolute Zeitlosigkeit. Absolutes Vergessen.

    Zeit ist somit Vorstellung, reine Gedankenwelt. Sie ist ein Gefühl, wie Trauer und Hoffnung. Zeit ist Sehnsucht, nach dem Vergangenen und dem Zukünftigen.

    Es dreht sich, das Weltrad. Es schwingt auf und ab. Es nimmt und gibt, wie die Wellen am Strand. Man geht noch ein Weilchen, und dann ist es einem egal, welche Welt da anbrandet, und welches Leben man gerade lebt. Denn Zeit ist eine Illusion, und man hat es erkannt.


    ---
    "Groß ist die Wahrheit, und sie behält den Sieg" (3. Esra)

  2. #2
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    Standard AW: Zeit

    Zeit ist wie wir seit Einstein ja wissen nichts absolutes, unabhängiges mehr. Es ist eine Dimension wie Raum.

    Ich finde es ganz anschaulich, es sich so vorzustellen, als sei Zeit eine weitere Achse im Achsensystem. Wir sind determiniert, da mit einer bestimmten Geschwindigkeit in die eine Richtung zu schlittern. Die Unendlichkeit stelle ich mir als ein Aufbrechen dieser Determiniertheit vor. "Früher" oder "später" sind dem menschlichen Sinneswahrnehmungssystem angepasste Begriffe, die an sich nicht existieren müssen.
    Deine Ausführungen zum Weltrad habe ich glaube ich nicht ganz verstanden...

  3. #3
    nicht ganz menschlich! Benutzerbild von Aldebaran
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    Standard AW: Zeit

    Zitat Zitat von Chanan Beitrag anzeigen
    Zeit ist wie wir seit Einstein ja wissen nichts absolutes, unabhängiges mehr. Es ist eine Dimension wie Raum.

    Ich finde es ganz anschaulich, es sich so vorzustellen, als sei Zeit eine weitere Achse im Achsensystem. Wir sind determiniert, da mit einer bestimmten Geschwindigkeit in die eine Richtung zu schlittern. Die Unendlichkeit stelle ich mir als ein Aufbrechen dieser Determiniertheit vor. "Früher" oder "später" sind dem menschlichen Sinneswahrnehmungssystem angepasste Begriffe, die an sich nicht existieren müssen.
    Deine Ausführungen zum Weltrad habe ich glaube ich nicht ganz verstanden...

    Tatsächlich beschränkt die Relativitätstheorie uns nur auf den "Lichtkegel", aber auch sie ist wie alle anderen physikalischen Theorien symmetrisch in der Zeitrichtung, verbietet also im Prinzip keine Rückwärtsbewegung in der Zeit.

    Sehr attraktiv ist immer noch der Gedanke Hawkings, dass in der realen Welt nur die Entropie bzw. deren stetiges Anwachsen den "Zeitpfeil" erzeugt. Die Zeit schreitet demnach also voran, weil reale Vorgänge irreversibel sind.

    Das ist schlimmer als ein Verbrechen, das ist ein Fehler!

    (Talleyrand)

  4. #4
    Tod den Eliten Benutzerbild von Rikimer
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    Standard AW: Zeit

    Ich persönlich glaube das die Zeit in höheren Dimensionen keine Rolle mehr spielt. Nur für uns Wesen der Dritten Dimension.

    Die unmittelbare Gegenwart ist wichtiger als Vergangenheit und Zukunft. Denn nur das ist entscheidend, nicht das was war oder noch kommt.

    MfG

    Rikimer
    „Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, doch dem Volke zum Spott! Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott!“
    (Theodor Körner 1791-1813)

  5. #5
    nicht ganz menschlich! Benutzerbild von Aldebaran
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    Standard AW: Zeit

    Zitat Zitat von Klopperhorst Beitrag anzeigen
    Das Ur-U-Ur meiner Ahnenlinie verstummt in dem Moment, wo die Erinnerung an sie verblasst. Was sind die Ahnen der Vorzeit, ohne ihren Verkünder?

    Vor einigen Tagen erst habe ich etwas gelesen, was mir dazu gerade wieder in den Sinn kommt. Es ist die Beschreibung afrikanscher Zeit- und "Jenseits-" Vorstellungen, die der Autor als Modell für die Erklärung der Kollektivgräber im 4. Jt. v.Chr. in Mitteleuropa anführt:


    Für die zwei Zeitebenen schlägt er die Suaheli-Begriffe sasa und samani vor. Sasa umfasst die nicht abgeschlossenen Prozesse der Gegenwart. Darin ist alles beinhaltet, was in der Vergangenheit begonnen wurde, sowie die unmittelbaren, sicheren Folgen dieser Handlung.

    Die Projektion des Gegenwartsbereiches in die Zukunft umfasst höchstens zwei Jahre. Sobald ein Prozess als abgeschlossen zu betrachten ist, wird er zum samani. Dabei bewegen nicht wir uns in der Zeit in die Zukunft, sondern werden vielmehr irgendwann selbst samani werden. „Es [samani] ist der Friedhof der Zeit, die Endstation, die Dimension, in der alles seinen Ruhepunkt findet“ (Mbiti 1974, 29).

    Dabei sind sasa und samani zwei in sich abgeschlossene Zeitsphären, die sich jedoch rein temporal überschneiden. Der Wechsel von der einen zur anderen ist als Übergang zu verstehen. Für das Totengedenken spielt dieser Zeitfluss eine wichtige Rolle. Denn solange seine Verwandten und Freunde leben und seiner Person gedenken, ist der Tote Teil des sasa. Und damit wird er als noch nicht wirklich tot betrachtet, sondern existiert zwischen dem Bereich der Lebenden und dem Bereich der Toten (Mbiti 1974, 32).

    Während dieser Zeitspanne befindet sich der Lebend-Tote im Zustand der persönlichen Unsterblichkeit. Erst mit dem Übergang zum samani stirbt er wirklich. Aber dadurch ist seine Existenz nicht beendet, vielmehr erreicht er jetzt den Status der kollektiven Unsterblichkeit Solange eine Person noch im sasa weilt, sind ihr Name und ihre sterblichen Überreste noch von Bedeutung, sie werden als Individuen angesehen, doch mit Übergang ins samani werden Name und Leichnam bedeutungslos (Mbiti 1974, 34).
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    Das ist schlimmer als ein Verbrechen, das ist ein Fehler!

    (Talleyrand)

  6. #6
    Mitglied Benutzerbild von Kreuzbube
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    Standard AW: Zeit

    "Aber wir alle können in der Zeit reisen; mit unseren Erinnerungen in die Vergangenheit - und mit unseren Träumen in die Zukunft."

    Der Führer der Morlocks in "Die Zeitmaschine"(Neuverfilmung) während einer kurzen Anwandlung von Melancholie, Tiefsinn und Traurigkeit.

    "Lieber entdeckte ich einen Satz der Geometrie, als daß ich den Thron von Persien gewänne!"
    Thales von Milet (Philosoph, Staatsmann und Mathematiker 624 v.u.Z. - 546 v.u.Z.)

  7. #7
    GESPERRT
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    Standard AW: Zeit

    Ewig dreht das Rad des Schwachsinns-und grüßt das Murmeltier!

  8. #8
    Druschbah/ Freundschaft Benutzerbild von SteveFrontera
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    Standard AW: Zeit

    Zitat Zitat von Klopperhorst Beitrag anzeigen
    Jetzt, wo die Tage wieder länger werden, sinniere ich wieder über den Schwung des Weltrades nach. Ist denn die Welt ein Rad, das sich unermüdlich drehen muss? Sicher, alles sind Kreise, Ellipsen: Tiefpunkte, Höhepunkte, Wendepunkte. Die Zeit, ein ständiges sich drehen und damit sich wiederholen.

    Wenn ich nichts von der Zeit wüsste, wäre sie mir egal.

    Was ich über sie weiss, muss ich eher glauben. So muss ich glauben, daß die Erde 4 1/2 Milliarden Jahre alt ist, und man erklärt es mir mit Isotopen und anderen Indirektheiten. Aber nicht jeder glaubt daran, da sich jeder sich die Zeit nur anderes auslegt.

    Das Ur-U-Ur meiner Ahnenlinie verstummt in dem Moment, wo die Erinnerung an sie verblasst. Was sind die Ahnen der Vorzeit, ohne ihren Verkünder?

    So wie Dietrich im Nebel der Zeit verwand, so ist Zeit ein Nebelschleier, dessen Anfang und Ende man nicht sieht, der die Dinge entrückt, egal, in welche Richtung man geht. Und der Standpunkt des individuellen Jetzt ist die absolute Zeitlosigkeit. Absolutes Vergessen.

    Zeit ist somit Vorstellung, reine Gedankenwelt. Sie ist ein Gefühl, wie Trauer und Hoffnung. Zeit ist Sehnsucht, nach dem Vergangenen und dem Zukünftigen.

    Es dreht sich, das Weltrad. Es schwingt auf und ab. Es nimmt und gibt, wie die Wellen am Strand. Man geht noch ein Weilchen, und dann ist es einem egal, welche Welt da anbrandet, und welches Leben man gerade lebt. Denn Zeit ist eine Illusion, und man hat es erkannt.


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    Schön! Du hast auch eine lyrische Ader! Zeit ist wirklich eine Illusion.
    "Böse Menschen haben keine Lieder! Haben die Russen etwa keine Lieder ?" aus "Menschliches Allzumenschliches" von Friedrich Nietzsche

  9. #9

    Standard AW: Zeit

    Oh mann, Kalle - sei mir nicht bös, aber lies lieber weiter Schopenhauer. :]

    mfG
    Wenn meine Frau Klöße zubereitet, dann sind sie leicht und bekömmlich.

  10. #10
    Mitglied Benutzerbild von Klopperhorst
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    Standard AW: Zeit

    Zitat Zitat von Sophisticated Beitrag anzeigen
    Oh mann, Kalle - sei mir nicht bös, aber lies lieber weiter Schopenhauer. :]

    mfG
    Hab schon alles durch, jetzt ist mir langweilig.


    ---
    "Groß ist die Wahrheit, und sie behält den Sieg" (3. Esra)

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