Deutschland muss erstmals vor dem UN-Menschenrechtsrat Rechenschaft ablegen. Wie mächtig ist dieses Gremium und mit welchen Konsequenzen ist zu rechnen?
Die Bundesregierung muss an diesem Montag in Genf Rechenschaft darüber ablegen, ob Deutschland die Menschenrechte ausreichend achtet. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UN), das oberste globale Gremium gegen Unterdrückung, Diskriminierung, Gewalt und Folter, hat die Deutschen zum Rapport bestellt. Für die Bundesregierung reist der Parlamentarische Staatssekretär im Innenministerium, Peter Altmaier (CDU) an, aus dem Auswärtigen Amt Staatsminister Gernot Erler (SPD).
Offiziell gibt sich die Bundesregierung vor dem Termin in Genf gelassen. „Deutschland gehört weltweit zu den Ländern, in denen die Menschenrechte am besten geachtet und umgesetzt sind“, heißt es aus dem Umfeld des Auswärtigen Amtes.
Und Altmaier verweist darauf, dass Deutschland angesichts der vielen Bemühungen in der Ausländerpolitik – etwa der Einrichtung der Deutschen Islamkonferenz, dem Integrationsgipfel oder der Schaffung einer Bleiberechtsregelung – sehr gut dastehe.
Dennoch: Die Berliner müssen mit einer Reihe brisanter Fragen rechnen – etwa zu den Maßnahmen Deutschlands gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus, gegen den Handel mit Frauen und die Zwangsprostitution und ob Migrantenkinder in der Bundesrepublik die gleichen Bildungschancen wie deutsche Mädchen und Jungen haben.
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Wenn die Bundesregierung die Empfehlung akzeptiert, sollte sie die Empfehlung auch befolgen“, betonen Diplomaten. Ignoriert Berlin eine angenommene Empfehlung, droht das Image des Landes Schaden zu nehmen. Diplomaten betonen aber auch: Die Glaubwürdigkeit des Menschenrechtsrates hängt ebenfalls davon ab, ob die Staaten die von ihnen akzeptierten Empfehlungen umsetzen.
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Was die Kontrolle tatsächlich taugt, wird sich nach der Anhörung Deutschlands herausstellen. Denn im Februar müssen auch Kuba, Saudi-Arabien und China vor dem Menschenrechtsrat Rechenschaft ablegen – Länder, in denen keine Demokratie herrscht. Westliche Diplomaten warnen bereits: Peking und Moskau könnten auf Mitglieder des Menschenrechtsrates politischen Druck ausüben, um eine wohlwollende Beurteilung zu erhalten.
Ein Diplomat sagt ganz offen: „Natürlich kann man auch mit finanziellen Anreizen arbeiten.”