In einem Gerichtsverfahren will der türkische Staat das christliche Kloster Mor Gabriel enteignen. Alle Pressevertreter und Menschenrechtsvertreter wurden aus dem Saal gewiesen. Dieser Aufforderung der Behörden widersetzten sich die Vertreter der christlichen Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI). Dadurch wurden sie zu Zeugen eines Scheinprozesses mit juristisch fragwürdigen Vorwürfen.
(firmenpresse) - Beobachter vor Ort Heinz Gstrein
Mittwoch, 11. Februar 2009: Der Prozess gegen das christliche Kloster Mor Gabriel findet nicht in der Hauptstadt Ankara statt, sondern in der Kleinstadt Midyat in der Südosttürkei. Zivilkläger ist die türkische Staatskasse und strafrechtlicher Kläger das türkische Innenministerium. Mit für unsere westlichen Ohren unhaltbaren Vorwürfen wird ein Enteignungsverfahren angestrengt:
Das in der Mitte des vierten Jahrhunderts erstellte Kloster sei auf den Fundamenten einer Moschee erbaut worden – lange bevor der Islam überhaupt existierte! Ein anderer zweifelhafter Anklagepunkt: Das Brachland innerhalb und ausserhalb der Klostermauern sei Staatswald, den sich die Mönche unrechtmässig angeeignet hätten. Als am ersten Prozesstag eine grössere Zahl ausländischer Journalisten und Menschenrechtsorganisationen in den Gerichtssaat drängt, werden die Behörden nervös.
Hinaus aus dem Gerichtssaal!“, schreit der türkische Polizist. Um seinem Befehl Nachdruck zu geben, packt er einen der beiden Prozessbeobachter von „Christian Solidarity International“ (CSI) an der Windjacke. „
Wenn ihr nicht verschwindet, werden das die Christen, für die ihr euch einmischt, zu spüren bekommen. Machen Sie bitte keine Schwierigkeiten“, flötete beschwörend eine Dolmetscherin. Schauplatz dieser Auseinandersetzung ein Saal im Justizgebäude von Midyat. Die zweistöckige Polizei- und Gendarmeriekaserne nennt sich großspurig Gerichtspalast“.
Über der Einfahrt in den Kasernenhof steht zu lesen: „Der Staat ist auf Gerechtigkeit gegründet.“ Ein Zitat vom Gründer der modernen türkischen Republik, Mustafa Kemal mit dem Beinamen „Atatürk“, Vater der Türken.
Atatürks Erbe ist Nationalismus und Rassismus
Atatürk hat das schweizerische Zivilgesetzbuch in die türkische Rechtsordnung übernommen und gilt als Mann, der die Türkei „europafähig“ gemacht hat. Vergessen geht dabei, dass er vor allem den Nationalismus und Rassismus in die „moderne“ Türkei eingeführt hat. Während seiner Diktatur begann eine massive Christenverfolgung in der Türkei.