Ausgebrannt erkenn' ich meine tatenlose unerfüllte Leere,
Wie ein Wolf - als wenn ich etwas suchte, das zu finden sich noch lohnte
Ja, das ist zweifellos ein interessanter Text, für dessen Verlinkung ich dir gleich einen Grünen geben werde.
Emotional hat er ein etwas indifferentes Unbehagen bei mir ausgelöst - rational weiß ich noch nicht recht, wie ich ihn (und dessen Verfasser) einschätzen soll.
Allerdings habe ich jetzt spontan auch Zweifel, dass der Verfasser erstens "die meisten Klassiker des kommunistischen Denkens" gelesen hat,
und daran anschließend zweitens, dass sich der Zustand "der da Unten" hinsichtlich derjenigen Kriterien, auf die der Blogger anspielt ("Warum machen sie bei DSDS mit, statt Revolution zu machen?") so grundsätzlich verändert hat.
Zum ersten Zweifel: ob Lenin den Marxismus neu interpretiert, der Zeit angepasst, weiterentwickelt oder missbraucht hat, sei jetzt mal dahingestellt - aber er ging davon aus, und das betont er schon in "Was tun?", dass das Proletariat nicht von sich heraus zu der "selbstständigen Bewegung" heranwachsen würde, an die Marx geglaubt hat.
Das entsprechende (Klassen-)Bewußtsein müsse erst von außen, von "der Intelligenz" an sie herangetragen werden.
(Man braucht jetzt keine Ahnung von Geschichte zu haben, um zu erkennen, wie gefährlich so ein Gedanke werden kann.)
Es ist also nicht immer leicht, diese ganzen Marxisten zu charakterisieren.
Marx selber hat sich ja auch sehr negativ über die blöden Arbeiter geäußert, und diese Mischung aus Verachtung und Solidarisierung, die findet man oft bei ihnen. (Im Grunde bei allen Revolutionären und solchen, die das seien wollen.)
Heute gibt es in der Regel nur die Verachtung oder die Solidarisierung.
Die Erregung, das Erstaunen über den mangelnden Aktivismus der da Unten ist aber jedenfalls nicht neu.
(Und dass Linkspartei zur Zeit keinen wachsenden Zuspruch erfährt, liegt sicher nicht an ihren wirtschaftlichen Positionen, sondern an ihren gesellschaftspolitischen.)
Neben diesem Punkt aus dem Marxismus-Leninismus müsste man noch auf den Neomarxismus verweisen, den man meiner Meinung nach unbedingt braucht, falls man das Verlangen verspürt, den Marxismus irgendwie in die Gegenwart zu retten, oder eine wenigstens "innere Logik" in der Gegenwart zu erhalten. Ich hatte hier auch mal n' Diskussion über Adorno, dem ja auch oft Arroganz und der elitäre Habitus vorgeworfen wird. Damals schrieb ich:
Das meinte ich mit: "Heute gibt es entweder Verachtung oder Solidarisierung."Hier lohnt ein Blick darauf, was Adorno eigentlich wollte und darauf, was diejenigen getan haben, die sich von derlei Ansichten beeinflußen liessen: Maurizio Pollini, Luigi Nono, Claudio Abbado usw usf. -was haben die denn getan? Die haben kostenlose Konzerte für Arbeiter gegeben, an Universitäten, in Fabriken, Schulen - die sind rausgegangen und wussten, dass sie da etwas in den Händen hatten, das wertvoller war als Schnulzen und Schlager, die aus Adornoscher Sicht nur Scharniermittel für das herrschende System waren, gleichzeitig Folge des Tauschprinzips (Kulturindustrie) und gleichzeitig ein Grund, warum dieses System überhaupt am Leben bleibt: Brot und Spiele. Tittytainment. Das ist für mich nicht elitär - im Gegenteil!
Elitär sind die heutigen Ökospießer, die auf Lebenszeit verbeamtet in ihrem Penthouse sitzen, dann gemütlich den Ströbele wählen und hinter ihrer angeblichen Toleranz nur Abschottung und Segretation verbergen. Die früheren Linken waren von ihrem Habitus her vielleicht elitär, aber sie wollten diese Grenzen insofern aufreißen, weil sie die Arbeiterklasse, das Proletariat, den Pöbel wie auch immer heben wollten - die heutigen Linken senken sich nieder, klatschen zu "Gib mir ma n Flasche Bier" und verkaufen das dann noch als "Volksnähe" die eigentlich nichts anderes ist, als die subtile Fundamentierung der Unmündigkeit.
Wobei es im Grunde schon eine verhunzte, karikierte oder schlichtweg vorgetäusche Solidarisierung ist.
Und ja - wie in dem Zitat gesagt: der Neomarxismus ist gerade dann wichtig, wenn man einerseits auf die marxistischen Klassiker anspielt, das nicht-vorhandene Engagement und andererseits auf den TV-Trash. Nach Horkheimer und Adorno nämlich "Kulturindustrie", Schmierfett eines in sich widersprüchlichen Systems. Und auch deshalb komme es nicht zu dem, was Marx vorhergesagt hat.
Naja, es gebe jetzt noch viel zu zu sagen, um von Neomarxismus, der sich weiter auch dadurch vom klassischen Marxismus unterschied, dass er von steigendem materiellen Wohlstand für Arbeiter ausging, zum heutigen Zustand kommen, wo Begriffe wie "Proletariat" nicht mehr sinnvoll anzuwenden sind - zu einem allgm. Pessimismus ggü. "großen Ideen" etc. etc. eigentlich weiß ich auch gar nicht, warum ich dich jetzt damit volltexte , aber es ist 21:30 und ich muss jetzt ncohmal schnell zum Supermarkt.Fun ist ein Stahlbad. Die Vergnügungsindustrie verordnet es unablässig. Lachen wird in ihr zum Instrument des Betrugs am Glück.
Vergnügtsein heißt Einverstandensein. Vergnügen heißt allemal: nicht daran denken müssen, das Leiden vergessen, noch wo es gezeigt wird. Ohnmacht liegt ihm zu Grunde. Es ist in der Tat Flucht, aber nicht, wie es selbst behauptet, vor der schlechten Realität, sondern vor dem letzten Gedanken an Widerstand, den jene noch übriggelassen hat.
:P
Geändert von marc (08.04.2009 um 21:13 Uhr)
Auf dieser Welt geht es nur darum Probleme zu lösen. Das Establishment in Europa besteht aber nicht aus Pragmatikern, sondern aus Ideologen. Und zwar Ideologen des Linksliberalismus. Wenn eine Ideologie keinen Nutzen mehr hier in der Welt schafft, desertieren die Angeführten. Erst die unteren Schichten und dann kriegsentscheidend die Mittelschicht. Vor dieser Phase stehen wir im Westen. Die Wut der Unterschicht wird zur Wut der Mittelschicht. Das Ende der Vorherrschaft des Linksliberalismus ist nicht mehr fern, da das Establishment keine Antworten mehr auf die Probleme hat, die es selbst geschaffen hat.
Pulver ist schwarz
Blut ist rot
Golden flackert die Flamme
Du schmeißt was durcheinadner. Das einfache Volk ist nicht unbedingt das Prekariat.
Das Prekariat wurde ja angesprochen und das kann mit einem Helmut Schmidt ncihts anfangen.
Das Prekariat würde sehr wohl einen 2.Hitler wählen, wenn der ihnen das Heil verspricht.
So wie jetzt die Linken dieals einziges Programm haben die Sätze von Hartz IV zu erhöhen.
Für die unterste Unterschichtmutti, 22 Jahre, 4 Kinder von 4 verschiedenen Männer, ist das doch ein tolle Botschaft
Zu mehr reicht der Verstand nicht
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