Hier ist ein nicht ganz neuer, aber trotzdem aktueller Artikel aus der Wirtschaftswoche, der viele von euch interessieren könnte. Auch wenn er ziemlich umfangreich ist, würde es mich freuen, wenn ihr die fünf Seiten durchlesen würdet.
Die Mittelschicht ist es, die sowohl das Prekariat als auch die Bankster finanziert.
Hier sind Auszüge aus dem Artikel, die es wert sind, hervorgehoben zu werden.
Die OECD erwartet, dass im kommenden Jahr mehr als fünf Millionen Deutsche arbeitslos sein werden. Seit der Reform des Arbeitslosengeldes (Hartz IV) zum Januar 2005 droht nach nur einem Jahr Arbeitslosigkeit der Absturz auf das Existenzminimum. Die Angst davor ist selbst im bei Frankfurt gelegenen Bad Homburg, einer der reichsten Städte Deutschlands, zu spüren.
[Mein Kommentar: Jene, die verächtlich über Arbeitslose gesprochen haben, könnten in einigen Monaten selbst die Erfahrung machen, Kärtchen am Arbeitsamt zu ziehen und sich vom Sachbearbeiter anscheißen zu lassen]
Reich gemacht hat dieses System vor allem die Banken. Ihr Anteil an den US-Unternehmensgewinnen stieg von unter zehn Prozent 1980 auf mehr als 40 Prozent zum Höhepunkt des Finanzbooms. 2007 strichen Angestellte im Finanzsektor fast doppelt so viel ein wie in anderen Branchen. „Die Finanzbranche hat unsere Regierung gekapert“, sagt Simon Johnson, ehemaliger Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds: „Die Erholung wird scheitern, wenn wir nicht die Finanzoligarchie aufbrechen, die grundlegende Reformen blockiert.“ Danach sieht es nicht aus. Finanzminister Timothy Geithner etwa segnete im US-Notenbankrat die Niedrigzinspolitik von Fed-Chef Alan Greenspan ab, Obama-Berater Lawrence Summers blockierte schon 1998 neue Finanzmarktregeln.
Auf den Messias Obama kann die Mittelschicht Amerikas ewig warten. Die Pauperisierung (völlige Verarmung) der Mittelschicht wird eher noch einen Zahn zulegen.
Grundproblem der gesättigten Volkswirtschaften, allen voran der USA: Sie können ihr Wachstums- und Wohlstandsversprechen nicht mehr aufrechterhalten. Kein Kapital kann dreimal so schnell wachsen wie die Wirtschaft, auf die es verwiesen ist. Die angehäuften Staatsschulden zeigen, wohin die Reise geht: Spätestens unsere Kinder werden harten Einschränkungen unterworfen sein – weil die Eltern über ihre Verhältnisse leben.
„Langfristig sind Aktien die überlegene Anlageklasse.“ Dieses Mantra beteten Finanztheoretiker jahrzehntelang. Inzwischen fragt man sich, wie lang denn langfristig ist. Nicht einmal ein halbes Jahrhundert reicht als Garantie für eine anständige Börsen-Rendite: Der US-Leitindex Dow
Jones wird inflationsbereinigt heute nicht wesentlich höher notiert als Mitte der Sechzigerjahre. Das nährt beim größten Aktien-Fan die Zweifel. Geschwunden ist auch die Hoffnung, den Tücken der Börse mithilfe eines Fondsmanagers entgehen zu können. Wer seit zehn Jahren monatlich in einen Aktienfonds einzahlte, verlor pro Jahr durchschnittlich acht Prozent. Sogar für die vergangenen 20 Jahre liegen europäische Aktien-Sparpläne im Minus. Sie haben nicht die Anleger, sondern nur die Fondsgesellschaften reich gemacht, die für die Vermittlung der Einbußen üppige Gebühren kassierten.
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