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Thema: Unter Linken - wie man aus Versehen konservativ wird

  1. #1
    Ungläubiger Benutzerbild von Atheist
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    Standard Unter Linken - wie man aus Versehen konservativ wird

    EDIT: aus Versehen

    Ich kann von mir sagen, ich kenne mich aus mit den Linken, ich habe mein halbes Leben unter ihnen verbracht. Meine Eltern waren links, die Schulkameraden und die Mehrzahl meiner Lehrer, die Kommilitonen an der Universität und natürlich alle Professoren. Die meisten meiner Kollegen sind es noch heute.

    [...]

    Ich gehöre zu einer Generation, die gar nichts anderes kennt als die Dominanz der Linken. Wo ich aufgewachsen bin, waren alle links. Das ist insofern nicht ganz selbstverständlich, als ich in einer Gegend groß wurde, die man gemeinhin als Villenviertel bezeichnet. Die Freunde meiner Eltern wählten alle SPD oder, später dann, Grün, und deren Freunde natürlich auch.

    Irgendwo muss es in unserer Nähe auch ein paar Unionsanhänger gegeben haben, vermutlich sogar unter den Nachbarn, schließlich war Wellingsbüttel im Hamburger Norden einer der wenigen Stadtteile, wo die CDU in den siebziger Jahren auf über 50 Prozent der Stimmen kam. Aber man sah sie nie. Im Hockeyclub traf man Henning Voscherau, den späteren SPD-Bürgermeister, und beim Einkaufen den "Panorama"-Chef vom NDR, der gerade ein kritisches Feature über Franz Josef Strauß und die Waffenlobby fertiggestellt hatte.

    [...]

    Mein Vater stand den Sozialdemokraten eher gefühlsmäßig nahe. Bei politischen Diskussionen hielt er sich zurück, da ließ er meiner Mutter den Vortritt, aber es war klar, dass er sie in allem unterstützte. Ich habe ihn später mal in Verdacht gehabt, heimlich die CDU gewählt zu haben, als Oskar Lafontaine gegen Helmut Kohl antrat, aber er hat stets vehement abgestritten, die CDU jemals in Betracht gezogen zu haben. Eine Stimme für Kohl hätte die sofortige Scheidung bedeutet, und auch später noch wäre jede Affäre mit einer anderen Frau aus Sicht meiner Mutter verzeihlicher gewesen als ein Seitensprung am Wahltag.

    [...]

    In diesem Fall waren die zitrusfruchtproduzierenden Länder der Welt für einen Zeitraum, der unglückseligerweise mit unserer Kindheit zusammenfiel, in die Hände von irgendwelchen Caudillos oder anderweitig fragwürdigen Machthabern geraten. Spanische Orangen konnte man nicht kaufen, solange General Francisco Franco an der Macht war, weil jeder Kauf eine indirekte Unterstützung der Diktatur bedeutet hätte. Südafrika kam wegen des Apartheidregimes nicht in Frage, und Jaffas aus Israel schienen politisch nicht korrekt, solange die Palästinenser so viel zu leiden hatten. Am Anfang blieben uns noch die Orangen aus Florida, aber nach der Wahl von Nixon zum Präsidenten war es auch damit vorbei. Dass mein Bruder und ich nicht dem Skorbut zum Opfer fielen, verdanken wir dem Hinscheiden Francos mit 82 Jahren im November 1975.

    [...]

    Gehen Sie in irgendein Schauspielhaus, in ein Museum oder ein Freiluftkonzert: Sie werden schnell feststellen, dass Ideen, die außerhalb der linken Vorstellungswelt siedeln, dort nichts verloren haben. Ein zeitgenössisches Theaterstück, das nicht kritisch mit der Marktwirtschaft abrechnet? Undenkbar. Ein Künstler, dem bis zur Abwahl von George W. Bush zu Amerika auf Anhieb mehr als Guantanamo, Abu Ghuraib und die fehlende Unterschrift unter dem Kyoto-Protokoll einfiel? Indiskutabel. Rock gegen Links? Ein Scherz.

    Die Linke hat gesiegt, auf ganzer Linie, sie ist zum juste milieu geworden. Wenn man nach einer Definition sucht, was links sein bedeutet, lässt sich auf ein beeindruckendes Theoriegebäude zurückgreifen. Links ist eine Weltanschauung, auch eine Welterklärung, wie alles mit allem zusammenhängt - aber zunächst ist es vor allem ein Gefühl. Wer links ist, lebt in dem schönen Bewusstsein, im Recht zu sein, ja, einfach immer recht zu haben. Linke müssen sich in Deutschland für ihre Ansichten nicht wirklich rechtfertigen. Sie haben ihre Meinung weitgehend durchgesetzt, nicht im Volk, das störrisch an seinen Vorurteilen festhängt, aber in den tonangebenden Kreisen, also da, wo sie sich vorzugsweise aufhalten.

    Sicher, unterwegs haben sie ein paar Niederlagen einstecken müssen. Sie haben den Kampf gegen das Kabelfernsehen verloren, und sie haben auch die Wiedervereinigung nicht verhindern können, aber all das schrumpft im Rückblick zu Nebensächlichkeiten. Die andere Seite weiß noch nicht einmal, wie sie sich selber nennen soll. Niemand in Deutschland, der noch bei Trost ist, bezeichnet sich selbst als rechts. Bürgerlich vielleicht, oder konservativ, aber selbst das nur mit angehaltenem Atem. Rechts ist nicht die andere Seite des Meinungsspektrums, es ist ein Verdammungsurteil.

    In der Meinungswirtschaft, in der ich mein Geld verdiene, gibt es praktisch nur Linke. Und wer es nicht ist, behält das lieber für sich. Ein Grund für die kulturelle Dominanz der Linken mag sein, dass die andern nichts zu sagen haben oder die eigenen linken Ideen so überzeugend sind, dass neben ihnen alles verblasst. Ich vermute eher, viele sind links, weil es die anderen auch sind.
    ganzer Artikel hier:

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    Und sowas im Spiegel... eine Frechheit das dort "unlinkes" Gedankengut verbreitet werden darf.
    Geändert von Atheist (09.05.2009 um 21:13 Uhr)
    Mein Bruder, es gibt eine ganze Sure, die „Die Kriegsbeute“ heißt. Es gibt keine Sure, die „Frieden“ heißt. Der Djihad und das Töten sind das Haupt des Islam, wenn man sie herausnimmt, dann enthauptet man den Islam.
    Der Gelehrte Omar Abdel Rahman von der Al-Azhar Universität in Kairo http://s1.directupload.net/images/07...p/kym8zfxy.jpg

  2. #2
    bernhard44
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    Standard AW: Unter Linken - wie man ausversehen konservativ wird

    sollte man sich merken:

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  3. #3
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    Standard AW: Unter Linken - wie man ausversehen konservativ wird

    Zitat Zitat von Atheist Beitrag anzeigen
    EDIT: aus Versehen



    ganzer Artikel hier:

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    Und sowas im Spiegel... eine Frechheit das dort "unlinkes" Gedankengut verbreitet werden darf.
    Ein guter Artikel - abgespeichert.

  4. #4
    nicht ganz menschlich! Benutzerbild von Aldebaran
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    Standard AW: Unter Linken - wie man ausversehen konservativ wird

    Nach wenigen Jahrzehnten verkommt eine mehr oder weniger revolutionäre Bewegung zu einer verknöcherten Orthodoxie. Offenbar tritt die der 68er nun auch in dieses Stadium ein. Links wird man nur noch durch Sozialisierung, das früher einmal so beliebte "Hinterfragen" ist dem Moralisieren gewichen und das Weltbild hat inzwischen sein theoretisches Fundament verloren und kollidiert immer mehr mit der Realität.

    Man kann also optimistisch in die Zukunft blicken.

    Das ist schlimmer als ein Verbrechen, das ist ein Fehler!

    (Talleyrand)

  5. #5
    Ungläubiger Benutzerbild von Atheist
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    Standard AW: Unter Linken - wie man ausversehen konservativ wird

    Zitat Zitat von Aldebaran Beitrag anzeigen
    Nach wenigen Jahrzehnten verkommt eine mehr oder weniger revolutionäre Bewegung zu einer verknöcherten Orthodoxie. Offenbar tritt die der 68er nun auch in dieses Stadium ein. Links wird man nur noch durch Sozialisierung, das früher einmal so beliebte "Hinterfragen" ist dem Moralisieren gewichen und das Weltbild hat inzwischen sein theoretisches Fundament verloren und kollidiert immer mehr mit der Realität.

    Man kann also optimistisch in die Zukunft blicken.
    Die 68er hatten aber niemals bedenken müssen, das sie im eigenen Land zur Minderheit werden, auch wenn ihre Ziele eher in Richtung Internationalisierung gingen. "Wir" haben aber keine 10-20 Jahre mehr Zeit, wenn man sich mal die demograpische Entwicklung anguckt. Eigentlich haben wir nicht einmal mehr 5 Jahre Zeit damit das Fundament von der Realität eingeholt wird. Die 68er konnten sich zwei-drei Jahrzehnte Zeit lassen um die Gesellschaft zu kippen. Ihr Marsch durch die Institutionen war erfolgreich, doch bis zur "Machtergreifung" dauerte es fast 30 Jahre.
    Mein Bruder, es gibt eine ganze Sure, die „Die Kriegsbeute“ heißt. Es gibt keine Sure, die „Frieden“ heißt. Der Djihad und das Töten sind das Haupt des Islam, wenn man sie herausnimmt, dann enthauptet man den Islam.
    Der Gelehrte Omar Abdel Rahman von der Al-Azhar Universität in Kairo http://s1.directupload.net/images/07...p/kym8zfxy.jpg

  6. #6
    nicht ganz menschlich! Benutzerbild von Aldebaran
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    Standard AW: Unter Linken - wie man ausversehen konservativ wird

    Zitat Zitat von Atheist Beitrag anzeigen
    Die 68er hatten aber niemals bedenken müssen, das sie im eigenen Land zur Minderheit werden, auch wenn ihre Ziele eher in Richtung Internationalisierung gingen. "Wir" haben aber keine 10-20 Jahre mehr Zeit, wenn man sich mal die demograpische Entwicklung anguckt. Eigentlich haben wir nicht einmal mehr 5 Jahre Zeit damit das Fundament von der Realität eingeholt wird. Die 68er konnten sich zwei-drei Jahrzehnte Zeit lassen um die Gesellschaft zu kippen. Ihr Marsch durch die Institutionen war erfolgreich, doch bis zur "Machtergreifung" dauerte es fast 30 Jahre.

    Doch, die 20 Jahre hätten wir auch noch, aber so lange wird die linke "Diskurshoheit" gar nicht mehr bestehen.

    Das ist schlimmer als ein Verbrechen, das ist ein Fehler!

    (Talleyrand)

  7. #7
    KP-Opposition Benutzerbild von PSI
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    Standard AW: Unter Linken - wie man aus Versehen konservativ wird

    Die SPD ist nicht links und die Grünen sind "Ökos"....mehr nicht.

    Was sich alles heute "Links" nennen darf!:rolleyes:
    Mitglied der Linksfraktion

  8. #8
    bravo ragazzo Benutzerbild von Caput Mundi
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    Standard AW: Unter Linken - wie man aus Versehen konservativ wird

    Zitat Zitat von Atheist Beitrag anzeigen
    EDIT: aus Versehen
    Und sowas im Spiegel... eine Frechheit das dort "unlinkes" Gedankengut verbreitet werden darf.
    Wer haette das vom 'Spiegel' gedacht.

    Die Schilderung jedenfalls ist sehr gut beschrieben und trifft es auf den Punkt genau.
    Bei uns in Italien ist, bzw. war (vor ein paar Jahren noch) exakt genauso.
    Die Linke hier, vor allen Dingen deren 'Intellighentia' verhaelt sich heute noch genauso arrogant wie damals, wenn nicht gar noch arroganter, obwohl der Konsens auf ein historisches Minimum gesunken ist (+-22%) und die extremlinke erstmals nicht mehr im Parlament vertreten ist.
    Muslime übernehmen die Macht in unseren Staaten. Sie zersetzen unsere Werte, unsere Gesetze und unsere Kulturen. - Oriana Fallaci

  9. #9
    marc
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    Standard AW: Unter Linken - wie man ausversehen konservativ wird

    Zitat Zitat von Aldebaran Beitrag anzeigen
    Man kann also optimistisch in die Zukunft blicken.
    Vorallem, weil wir schon in dem Stadium sind, in dem die Orthodoxie nicht mehr durch Argumentation gestützt wird, sondern fast ausschließlich durch Drohnung, Gesetze, Polizei usw.

    Der Vergleich hinkt natürlich, aber als z.B. das Christentum nur noch autoritär gestützt wurde, die entscheidenden Gedanken und die entscheidenen Interpretationen der Lebenswelt aber nicht mehr von Augustinus und Thomas von Aquin, von Martin Luther und Erasmus von Rotterdam kamen, war es im Grunde schon zu Ende mit seinem Herrschaftsanspruch. In gewisser Weise haben die konservativen Christen ja recht, wenn sie die Aufklärung nicht als Folge des Christentums verstehen wollen, sondern als den Anfang vom Ende.
    Und diese rotgrüne Gesinnungsdiktatur hat ohnehin viel weniger zu bieten als das Christentum - mal abgesehen davon, dass wir uns in einer schnellebigeren Zeit befinden.

  10. #10
    Mitglied
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    Standard AW: Unter Linken - wie man ausversehen konservativ wird

    Zitat Zitat von Aldebaran Beitrag anzeigen
    Nach wenigen Jahrzehnten verkommt eine mehr oder weniger revolutionäre Bewegung zu einer verknöcherten Orthodoxie. Offenbar tritt die der 68er nun auch in dieses Stadium ein. Links wird man nur noch durch Sozialisierung, das früher einmal so beliebte "Hinterfragen" ist dem Moralisieren gewichen und das Weltbild hat inzwischen sein theoretisches Fundament verloren und kollidiert immer mehr mit der Realität.

    Man kann also optimistisch in die Zukunft blicken.
    nun ja aber immer noch fast 100% aller deutschen Jugendlichen werden mit diesem linksliberalen Weltbild und diesen Werten sozialisiert und die Abweichler und Selbstdenker sind in etwa genauso stark wie ein 68er im Kaiserreich

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