Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Im Ernstfall kann man kriegsvölkerrechtliche Regeln natürlich nicht genauso wortwörtlich lesen wie Gesetze in Friedenszeiten. Aber sie sind Richtlinien zur Handhabung des Verhältnismässigkeitsgrundsatzes. Wenn ausdrücklich verboten ist, Zivilisten zu bombardieren, dann ist das im Fall eines Kampfes auf Leben und Tod so zu verstehen, dass jedes für das eigene Überleben nicht unbedingt notwendige Bombardement strikt verboten ist.
Aber soweit gilt das Verbot, und zwar ohne wenn und aber.
Wer das noch weiter relativieren will, gehört erst nach den Haag vor Gericht und dann in den Knast, bis er verfault.
So in etwa meinte ich das (unabhängig vom exakten Wortlaut der einschlägigen kriegsvölkerrechtlichen Regeln), aber eben nur, wenn es nach der Gefechtslage unvermeidlich ist. Im Krieg gilt eben der Verhältnismässigkeitsgrundsatz pur und ersetzt alle anderen Vorschriften, die müssen allerdings immer noch als Richtlinien zum Verständnis des Prinzips herangezogen werden.
Ich mache jetzt den PC aus, es wird zu spät für mich. Wenn ich nicht mehr antworte, liegt das also nicht an der Qualität Deiner Einwände
Zur Ausbildung eines jeden deutschen Soldaten gehört das Erlernen der ganz konkreten Anwendung in Gefechts- und Notsituationen.
Das perfekte Einschätzen und Anwenden dieser Regeln ist genau das was den Soldatenberuf (zumindest im Truppendienst) ausmacht und was eine Handfeste Ausbildung erfordert. Schießen und töten kann doch jeder.
Außerdem sind die ROE eben keine "Guidelines" sondern haben, wie aus dem Text schon hervorgeht für deutsche Sooldaten Rechtsstatus.
Deutsche Soldaten halten sich an Recht und Gesetz, das ist Teil ihres professionellen Selbstverständnisses.
Für mich steht schon lange fest, Deutschland wird von Idioten regiert.
Dass in den Parteien, die Deutschland regieren, nur dämliche Dämel sitzen, sieht man doch auch daran, dass Spiele, bei denen sich die Spieler mit Farbkugeln beschießen, verbotenen werden sollen - die "Regierung" aber auf der anderen Seite Menschen bei der "Bundeswehr" zu Mördern ausbildet, damit diese dann von der Staatsanwaltschaft angeklagt werden können, wenn das in der Ausbildung erlernte in die Tat umgesetzt wird.
Balla - balla!!!
Ich wäre höchst interessiert, Dich bei der ganz konkreten (sweet! Claudia? ) Anwendung in einer Gefechts- oder Notsituation live zu erleben.
Ich gehe also davon aus, Du läßt Dich erschießen wenn die auf Dich zielende Mündung hinter einem rocktragenden Wesen hervorschaut.
Ganz selbstverständlich gehe ich natürlich auch davon aus, daß Du diese Entscheidung völlig cool triffst, wie Lt. Data, wenn's grade links und rechts vopn Dir Deine Kameraden zerfetzt, Deine Gedanken fokussiert auf die Einhaltung
der rules of engagement.
Natürlich nicht ganz so schnell wie ein Androide, aber Du hast ja während eines Gefechts ausreichend Zeit., da der Gegner abwartend dahsteht wie die punching balls in Chuck Norris Filmen und Dir geduldig dei Entscheidung überläßt wo Du ihn treffen willst.
Verschone mich mit wiki Texten, ich war SaZ (wenn auch schon eine Weile zurückliegend) und habe das Zeug in A Kompanien unterrichtet. Sie waren immer froh dafür Abiturienten zu finden. Wer wie Du anscheinend meint es gäbe eine Art der "humanen" (besser: humanitären) Kriegsführung, außer keinen Krieg zu führen, wird gegebenenfalls von der Realität in höchstem Maße überrascht sein.
Unsere Jungs in Afghanistgan lernen das grade the hard way.
Selbstverständlich ist mir das Dilemma bekannt, das ganz prinzipiell aus der Diskrepanz der am grünen Tisch in Worte gegossenen guten Absicht und der leidigen Praxis besteht. Genau darum geht es ja.
Ich nehme mal ein Beispiel. Das Massaker von My Lai, den Älteren hier wohlbekannt, brachte eigentlich genau die Lügen ans Licht auf denen die hehren Rechtsnormen basieren. Ein paar arme Schweine, jede Sekunde das Grauen vor Augen, überreagierten. Sicherlich falsch, aber wir sind eben keine Androiden. Noch nicht. Gegen sie wurde ermittelt.
Gegen das Kriegsvölkerrecht etc. verstoßen hatten aber nicht sie, sondern diejenigen die diese Regeln aufstellten und verkündeten und die verantwortlich die GIs in diese prekäre Situation gebracht hatten.
Mir gehen diese Grünschnäbel hier auf den Sack die glauben das liefe in der Wirklichkeit so ähnlich ab wie auf dem gemütlichen Übungsplatz mit ein bißchen Piffpaffpuff. Möglicherweise tragen auch eine Unzahl von Filmen dazu bei. Man sollte bei der Vorführung von Kriegsfilmen eine Handvoll MGs hinter der Leinwand installieren und bei passender Gelegenheit ins Auditorium ballern um etwas Pfeffer in die Sache zu bringen. Und in Fernsehergehäusen.
Das ist im Krieg vermutlich ähnlich wie in der Seefahrt. Da sind in den "Kollisionsverhütungsregeln" klitzeklein geregelt, wie man sich unter welchen Umständen genau verhalten soll, wer ausweichpflichtig ist, welche Zeichen zu geben sind, usw. usw. ... Und dann steht gleich im 2. Absatz sinngemäß, dass man, wenn es eine unmittelbar drohende Gefahr oder "besondere Umstände" erfordern, nach Belieben von den Regeln abweichen darf, wenn dies erforderlich ist, um die Gefahr abzuwenden.
Und im Krieg droht ja nun fast ständig Gefahr.
Laß es gut sein: der hat doch keine Ahnung.
Geändert von kotzfisch (14.05.2009 um 10:46 Uhr)
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