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Thema: Definition Atheismus/Theismus und die Bedeutung für die Gesellschaft

  1. #1
    Evolaner Benutzerbild von Teutobod
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    Standard Definition Atheismus/Theismus und die Bedeutung für die Gesellschaft

    Inspiriert von dem Strang: "Der Unterschied zwischen Theisten und Atheisten"...

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    ...versuche ich anhand eines von Richard Dawkins aufgestelltem Schemas, das Dilemma einer genaueren Definition zwischen Theismus und Atheismus zu verfeinern - um anschließend die Auswirkungen des Atheismus auf die Gesellschaft zu darzustellen.

    Ich persönlich befinde mich bei Punkt 6 mit einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Neigung zu 7. Es ist meines Erachtens so wie es Blaise Pascal formulierte, dass es weder Beweise für noch gegen Gott gibt, man sich also vernunftbedingt in einer agnostischen Ausgangslage befindet.

    Was jedoch viele Theisten und Agnostiker ausser Acht lassen ist die Wahrscheinlichkeit einer Existenz Gottes. Und wenn wir danach gehen sieht es für die Theisten tatsächlich finster aus. Sämtliche Wissenslücken, in welche man schon beinahe pathologisch das Wirken Gottes hineindichtete und hineinwünschte wurden und werden immer kleiner und stets von nüchternen wissenschaftlichen Erkenntnissen geschlossen.

    Oder um es mit der Parabel Bertrand Russels himmlischer Teekanne zu sagen:

    Die Tatsache, dass ich nicht sagen kann, ob dein Rot mein Grün ist, legt die Wahrscheinlichkeit nicht auf 50% fest. Die angebotene Behauptung ist so sinnlos, dass man sie nicht mit einer zahlenmäßigen Wahrscheinlichkeit aufwerten sollte. Dennoch wird dieser verbreitete Fehler immer wieder begangen: Von der Voraussetzung, dass die Frage nach der Existenz Gottes prinzipiell nicht zu beantworten ist, vollziehen wir den Sprung zu der Schlussfolgerung, seine Existenz und Nichtexistenz seien gleichermaßen wahrscheinlich.

    Viele strenggläubige Menschen reden so, als wäre es die Aufgabe der Skeptiker, überkommene Dogmen zu widerlegen, und nicht die der Dogmatiker, sie zu beweisen. Das ist natürlich ein Fehler. Würde ich die Ansicht äußern, dass eine Teekanne aus Porzelan zwischen Erde und Mars auf einer elliptischen Bahn um die Sonne kreist, so könnte niemand diese Behauptung widerlegen, vorausgesetzt, ich füge außdrücklich hinzu, die Teekanne sei so klein, dass man sie selbst mit unseren stärksten Teleskopen nicht sehen könne. Würde ich dann aber behaupten, weil man meine Behauptung nicht widerlegen könne, sei es eine unerträgliche Überheblichkeit der menschlichen Vernunft, daran zu zweifeln, so würde man mit Recht sagen, dass ich Unsinn rede. Würde die Existenz einer solchen Teekanne aber in antiken Büchern bestätigt, jeden Sonntag als heilige Wahrheit gelehrt und den Schulkindern eingetrichtert, so würde jedes Zögern, an ihre Existenz zu glauben, zu einem Kennzeichen von Exzentrik, und der Zweifler würde in einem aufgeklärten Zeitalter die Aufmerksamkeit von Psychiatern erregen, in einer früheren Zeit dagegen die der Inquisitoren.


    Dies veranlasst uns zu einer weiteren Frage:

    Was bedeutet der Atheismus für die menschliche Gesellschaft?

    Und ich denke dies ist es, was viele User -gerade aus dem national-konservativen Lager- hier einfach stört. Nicht die bloße Annahme der Nichtexistenz Gottes, sondern vielmehr was so eine Annahme langfristig gesamtgesellschaftlich anrichtet und wo sie hinführt. Auch ich als Atheist erkenne in der Religiosität und dem Hang zum Spiritismus ein ur-menschliches Bedürfnis, welches man nicht einfach abstellen kann (und auch nicht sollte), sondern für eine Werte stiftende Gesellschaft sogar als Notwendig bis unverzichtbar erachte.

    Ich denke es liegt auf der Hand das eine atheistische Welt - also der "Todt Gottes" wie Nietzsche es schon richtig erkannt hat, früher oder später in den Nihilismus führt. -Oder wer ist in unserer Zeit für seine Überzeugung tatsächlich noch bereit sämtliche Brücken hinter sich abzureißen und Opfer zu bringen? Eine Ent-mystifizierung und Ent-sakralisierung, bedeutet letztendlich das Durchtrennen sämtlicher gesunder, werte-schaffender Instinkte und fördert eine materialistische, egalitarischtische und letztendlich Wert-lose Gesellschaft zu Tage (wie wir sie heute schon größtenteils erleben).

    In Anbetracht dessen erkennen wir (und gerade wir völkischen) im Atheismus eine Gefahr. Die Frage ist: Wie kann eine Gesellschaft damit umgehen, wenn das Streben nach Wahrheit (welches durch die Wissenschaft ja in den Atheismus und gesellschaftlich in den Nihilismus führt) den Verlust der eigenen Vitalität bedeutet?

    Sollte wieder eine allgemeine Gottgläubigkeit in der Bevölkerung einzug halten und der Atheismus sozusagen ausschließlich als Geheimlehre einer oberen Elite vorbehalten sein, welche sich im Gegensatz zum Pöbel der tragischen Erkenntniss der Sinnlosigkeit des Seins bewusst ist?

    Oder liegt die Lösung gar in Nietzsches Übermenschen, sprich einer neuen lebensbejahenden Philosophie und Grundempfinden, welches sich trotz der "tragischen Erkenntniss" für das Leben ausspricht?
    "In göttlichen Funken spritzt das Blut durch die Adern, wenn man zum Kampfe über die Felder klirrt im klaren Bewusstsein der eigenen Kühnheit. Unter dem Sturmschritt verwehen alle Werte der Welt wie herbstliche Blätter" Ernst Jünger

  2. #2
    Evolaner Benutzerbild von Teutobod
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    Standard AW: Definition Atheismus/Theismus und die Bedeutung für die Gesellschaft

    Mist! Ich war zu schnell und hab vergessen die Umfrage anzuhängen. Kann man das im Nachhinein noch machen???

    Das wäre sie gewesen:


    1. Stark theistisch. Gotteswahrscheinlichkeit 100 Prozent. Oder in den Worten von C.G. Jung: "Ich glaube nicht, ich weiß"


    2. Sehr hohe Wahrscheinlichkeit knapp unter 100 Prozent. De facto theistisch. "Ich kann es nicht sicher wissen, aber ich glaube fest an Gott und führe mein Leben unter der Annahme, dass es ihn gibt"


    3. Höher als 50 Prozent, aber nicht besonders hoch. Fachsprachlich: agnostisch mit Neigung zum Theismus. "Ich bin unsicher, aber ich neige dazu, an Gott zu glauben."


    4. Genau 50 Prozent. Völlig unparteiischer Agnostizismus. "Gottes Existenz und Nichtexistenz sind genau gleich wahrscheinlich."


    5. Unter 50 Prozent, aber nicht sehr niedrig. Fachsprachlich: agnostisch mit Neigung zum Atheismus. "Ich weiss nicht, ob Gott existiert, aber ich bin eher skeptisch."


    6. Sehr geringe Wahrscheinlichkeit, knapp über null. De facto atheistisch. "Ich kann es nicht sicher wissen, aber ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Gott existiert, und führe mein Leben unter der Annahme, dass es ihn nicht gibt."


    7. Stark atheistisch. "Ich weiß, dass es keinen Gott gibt, und bin davon ebenso überzeugt, wie Jung weiß, dass es ihn gibt"
    "In göttlichen Funken spritzt das Blut durch die Adern, wenn man zum Kampfe über die Felder klirrt im klaren Bewusstsein der eigenen Kühnheit. Unter dem Sturmschritt verwehen alle Werte der Welt wie herbstliche Blätter" Ernst Jünger

  3. #3
    Meint es nur gut mit Euch
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    Standard AW: Definition Atheismus/Theismus und die Bedeutung für die Gesellschaft

    Hat Dawkins derart dünne Definitionen gebracht?

    Theist: Ich glaube weil...
    Atheist: Die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines Gottes geht mit solcher Wucht gegen Null dass es Zeitverschwendung ist, sich länger als 5 Minuten damit zu beschäftigen. Wer etwas Gegenteiliges dazu zu sagen hat soll sich melden, es sollte aber mehr sein als "JAAAAA, aber man kann doch nicht ausschließen..." oder "aber es MUSS doch alles einen Sinn und eine Ursache haben".

    Bin morgen wieder viel unterwegs, wenn mir langweilig ist werde ich hier wieder einen Blick hineinwerfen.

  4. #4
    Evolaner Benutzerbild von Teutobod
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    Standard AW: Definition Atheismus/Theismus und die Bedeutung für die Gesellschaft

    Zitat Zitat von Pescatore Beitrag anzeigen
    Hat Dawkins derart dünne Definitionen gebracht?

    Theist: Ich glaube weil...
    Atheist: Die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines Gottes geht mit solcher Wucht gegen Null dass es Zeitverschwendung ist, sich länger als 5 Minuten damit zu beschäftigen. Wer etwas Gegenteiliges dazu zu sagen hat soll sich melden, es sollte aber mehr sein als "JAAAAA, aber man kann doch nicht ausschließen..." oder "aber es MUSS doch alles einen Sinn und eine Ursache haben".

    Bin morgen wieder viel unterwegs, wenn mir langweilig ist werde ich hier wieder einen Blick hineinwerfen.
    Diese Definition steht so zumindest in Dawkins' "Der Gotteswahn", ja.

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