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Thema: Zwei-Nationen-Theorie (Indien/Pakistan)

  1. #31
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    Standard AW: Zwei-Nationen-Theorie (Indien/Pakistan)

    Zitat Zitat von Biskra Beitrag anzeigen
    Vielleicht solltest du dir erst mal die Basics zu Pakistan zu Gemüte führen. Dann wüsstest du auch, daß es sich bei diesem Land um einen Vielvölkerstaat handelt, in dem über 50 Sprachen von den einzelnen Ethnien gesprochen werden. Mehr Multikulti gibts nur auf dem Arbeitsamt in Berlin-Neukölln.
    Die Ummah ist vielleicht multilingui, aber nicht multikulti, denn der Islam ist Staatsreligion, das würd ich als eher monokulti ansehen.

    Sicher, jetzt kommt wieder "DEN Islam gibt es doch gar nicht" usw., aber naja, DIE Schwaben gibt es auch nicht, und die von d'r Alb können vielleicht die ausm Allgäu nicht leiden, aber das heißt noch lange nicht, dass es keine übergeordnete Identität gegen Fischköpfe, Badenser und dergleichen gibt!

  2. #32
    Hup holland hup! Benutzerbild von Biskra
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    Standard AW: Zwei-Nationen-Theorie (Indien/Pakistan)

    Zitat Zitat von Chanan Beitrag anzeigen
    Die Ummah ist vielleicht multilingui, aber nicht multikulti, denn der Islam ist Staatsreligion, das würd ich als eher monokulti ansehen.
    Kultur beschränkt sich nicht auf Religionszugehörigkeit (ich hätte nicht gedacht, daß ich das einem sich als intellektuell begreifenden deutschen Konservativen erklären müsste) und selbst da gibt es in Pakistan nicht die von dir unterstellte Einigkeit.

    In der Mehrheit sind die Muslime Sunniten. Der sunnitische Islam präsentiert sich in Pakistan jedoch nicht als Einheit. Vielmehr teilt er sich in mehrere Denkschulen auf. Die Richtung mit den meisten Anhängern dürften die Barelwis sein. Sie vertreten einen durch den Sufismus (islamische Mystik) geprägten Islam und sind strenge Anhänger der hanafitischen Rechtsschule. Sie dominieren vor allem in den ländlichen Teilen der Provinzen Sindh und Punjab, haben aber auch viele Anhänger in den Großstädten Lahore, Multan und Rawalpindi. Die Deobandis sind ebenfalls Hanafiten, lehnen jedoch im Gegensatz zu den Barelwis Gräber- und Heiligenverehrung ab. Sie stehen für eine strenge Auslegung des Islam und streben die Rückkehr zu dessen „Wurzeln“ an. Die Deobandis sind in Karatschi und unter den Paschtunen der Nordwestlichen Grenzprovinz und Belutschistans stark vertreten. Die kleinste der drei Denkschulen sind die puritanischen, an Saudi-Arabien angelehnten Ahl-i Hadîth (siehe auch: Wahhabiten), welche die vier sunnitischen Rechtsschulen sowie den Sufismus ablehnen. Ihre Zentren sind Lahore, Sialkot, Gujranwala und Faisalabad.

    Unklar ist, wie hoch der Anteil der Zwölfer-Schiiten (Imamiten) an der Bevölkerung Pakistans ist. Schätzungen reichen von 17 bis 25 Prozent, meistens werden 20 Prozent genannt. Sie sind in Karatschi, Lahore, Sialkot und Jhang sowie in den Nordgebieten stark vertreten. Während der schiitischen Trauerzeremonien im Muharram kommt es in Pakistan häufig zu blutigen Auseinandersetzungen. Daneben sind in Pakistan zwei ismailitische Gruppierungen vertreten. Die Bohras leben vor allem in Karatschi, die Nizaris sind daneben vornehmlich in den Nordgebieten (Gilgit und Hunza) sowie Chitral (Nordwestliche Grenzprovinz) vertreten. Eine schiitische Sondergruppe im äußersten Norden sind die Nurbakhshis.

    Die Ahmadis, die vor allem in ihrem Zentrum Rabwah sowie um Sialkot herum leben, sind in Pakistan seit 1974 offiziell nicht mehr als Muslime anerkannt; sie sind zunehmender Verfolgung ausgesetzt. In der pakistanischen Volkszählung von 1998 wurde ein Bevölkerungsanteil der Ahmadis von 0,22 Prozent ermittelt.[6] Vermutlich ist die tatsächliche Zahl der Ahmadis aber weitaus höher; das Auswärtige Amt geht von zwei bis vier Millionen Ahmadis in Pakistan aus, also ein bis drei Prozent der Bevölkerung.[7] Es gibt außerdem Bestrebungen, die in Belutschistan verbreitete Gruppierung der Zikris zu Nichtmuslimen zu erklären.
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  3. #33
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    Standard AW: Zwei-Nationen-Theorie (Indien/Pakistan)

    Zitat Zitat von Biskra Beitrag anzeigen
    Kultur beschränkt sich nicht auf Religionszugehörigkeit (ich hätte nicht gedacht, daß ich das einem sich als intellektuell begreifenden deutschen Konservativen erklären müsste) und selbst da gibt es in Pakistan nicht die von dir unterstellte Einigkeit.


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    Deshalb habe ich ja den anderen Absatz in meinem Beitrag geschrieben.

    Kulturelle Identitäten sind mehrstufig, der Islam ist eine übergeordnete, und darunter kommen noch wie überall sonst auch allerlei Differenzierungen. Der von mir eingangs zitierte Herr sprach vom Gegensatz Islam - Hinduismus. Auf dieser Ebene wurde der Konflikt begriffen und anhand dessen hat sich die Raison d'être des Staates gebildet.

    Genau das selbe meint ein hiesiger, der sich gegen "Multikultischwuchteln" ausspricht, denn damit meint er nicht, dass er es schwul findet, dass es Friesen, Bayern, Hessen usw. gibt und kein homogenisiertes Deutschtum, sondern die Zusammenfassung der innerdeutschen Pluralität als "deutsch" gegenüber nicht-deutschen.

  4. #34
    Preuße Benutzerbild von Friedrich.
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    Standard AW: Zwei-Nationen-Theorie (Indien/Pakistan)

    Zitat Zitat von Gryphus Beitrag anzeigen
    Ja, stimmt schon so. Wobei die Religion wohl der Hauptunterschied ist, soweit ich weiß gehören Inder wie auch Pakistaner aber zur selben Ethnie.

    Edit: Ich dachte immer die würden die gleiche Sprache sprechen, oder meinst du Teilelemente wie die Umgangssprache oder sowas wie arabische Einflüsse im pakistanischen?
    Diese beiden stark bevölkerten Länder, insbesondere Indien, sind gewaltige Vielvölkerstaaten, in denen je über 50-100 verschiedene Völker leben. Demzufolge gibt es schon beträchtliche Unterschiede aber auch Überschneidungen.

    Betrachten wir zur groben Vereinfachung mal die meistgesprochenen Sprachen.
    Indien:

    Anzahl - Name - Sprecher - Prozent der Gesamtbevölkerung
    1 - Hindi [1] - 422,048,642 - 41.03%
    2 - Bengali - 83,369,769 - 8.11%
    3 - Telugu - 74,002,856 - 7.37%
    4 - Marathi - 71,936,894 - 6.99%
    5 - Tamil - 60,793,814 - 5.91%
    6 - Urdu - 51,536,111 - 5.01%
    7 - Gujarati - 46,091,617 - 4.48%
    8 - Kannada - 37,924,011 - 3.69%
    9 - Malayalam - 33,066,392 - 4.21%
    10 - Oriya - 33,017,446 - 3.21%
    11 - Punjabi - 29,102,477 - 2.83%
    12 - Assamese - 13,168,484 - 1.28%
    13 - Nepali - 13,168,484 - 1.28%
    14 - Maithili[3] - 12,179,122 - 1.18%
    15 - Bhili/Bhilodi - 9,582,957 - 0.95%
    16 - Santali - 6,469,600 - 0.64%
    17 - Kashmiri - 5,527,698 -
    18 - Gondi - 2,713,790 - 0.27%
    19 - Sindhi - 2,535,485 - 0.25%
    20 - Konkani - 2,489,015
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    Pakistan (Bevölkerung laut dieser Volkszählung 132 Millionen):

    Punjabi 44%
    Pashto 15%
    Sindhi 14%
    Saraiki 10%
    Urdu 8% (although spoken and understood by more than 95% of the Pakistani population)
    Balochi 4%

    Auffallend ist hier, dass die offizielle Landessprache Pakistans, Urdu, in Indien mit 51 Mio. wesentlich mehr Sprecher und die meistverbreitete Sprache Punjabi in Indien immer noch kappe 30 Mio. Sprecher hat.

    Der Hauptunterschied ist also in der Tat die Religion.

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