Die Internetzeitschrift "Edge" versammelt in einer legendären Serie Beiträge der renommiertesten Wissenschaftler der Welt. Jedes Jahr wird ihnen eine Frage gestellt. Dieser Beitrag entstand als Antwort auf die Frage: Was wird alles verändern?Die Kreuzung von Mensch und Tier - das ist der Tabubruch, den noch niemand wagt, auch wenn Forscher schon an Chimären aus menschlichen und tierischen Zellen arbeiten. Der Biologe Richard Dawkins plädiert dafür, sich schon einmal mit dem Gedanken anzufreunden.[Links nur für registrierte Nutzer]Stellen wir uns vor, wir erschaffen eine Chimäre, die zur Hälfte aus Menschen- und zur Hälfte aus Schimpansenzellen bestünde. Und wir ließen diese erwachsen werden. Das würde alles verändern!
Noch können wir dieses Misch-Erbgut nicht tatsächlich erzeugen und auf Fleisch und Blut übertragen, weil das Techniken erfordert, die wir noch nicht besitzen. Einige meiner Leser werden sie aber vermutlich noch erleben. Ich glaube, dieses Misch-Erbgut wird es einmal geben, und der gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse wird auf diese Weise wieder zum Leben erweckt werden.
Ein Misch-Erbgut aus diesem rekonstruierten Vorfahren und dem modernen Menschen würde zu etwas heranwachsen, was einem wiederauferstandenen Australopithecus ähnelte - gewissermaßen einer zweiten Lucy. Und das würde - oder wage ich es zu sagen: das wird - alles verändern.
Ich will nicht sagen, dass ich darauf hoffe, dass einer dieser Wege beschritten wird. Dazu müsste ich ausführlicher darüber nachdenken. Aber ich muss zugeben, dass ich einen freudigen Schauer empfinde, wenn ich daran denke, dass wir gezwungen werden könnten, das bisher Nichthinterfragte in Frage zu stellen.