Mond: Abfallprodukt nach Planetenkollision
Der Mond ist wahrscheinlich durch den seitlichen Zusammenstoß der Erde
mit einem Planeten mit etwa der dreifachen Masse des Mars vor viereinhalb
Milliarden Jahren entstanden. Bei dieser Kollision hätte genug Material
von den oberen Erdschichten in den Weltraum geschleudert werden können,
um daraus den Mond zu formen, ergaben nun Berechnungen von Forschern der
Universität von Colorado in Boulder.
Detailanalysen von Mondgestein, das aus den Apollo-Missionen der NASA
stammt, waren in den siebziger Jahren die Grundlage einer Theorie, die den
Einschlag eines Himmelskörpers auf der Erde als Ursprung des Mondes ansieht.
Diese Theorie sei nun weitgehend akzeptiert, erklärte Robin Canup vom Labor
für Atmosphären- und Kernphysik der Universität von Colorado. Ursprünglich
wurde angenommen, daß der Himmelskörper, der mit der Erde kollidierte, etwa
die Masse des Mars gehabt hat. Ein solcher Planet hätte aber nicht genug
Einschlags-Energie gehabt, um genug Material für den mit einem Durchmesser
von 3.476 Kilometern ungewöhnlich großen Mond der Erde zu liefern.
Die nun präsentierte Arbeit der Forscher in Colorado hat ergeben, daß der
Planet mindestens die zweieinhalb- bis dreifache Masse gehabt haben muß,
um die notwendige Material-Menge loszuschlagen. Das losgeschlagene Material
sei ursprünglich in einer gasförmigen Scheibe um die Erde verteilt worden
und hätte sich dann im Laufe der Zeit zum Mond zusammengefügt. Die Annahme
eines seitlichen Aufpralls würde nach Angaben der Forscher außerdem erklären,
warum sich die Erde ungewöhnlich schnell dreht.
"Größere Einschläge wie dieser haben vielleicht eine Schlüsselrolle bei der
Entstehung des Sonnensystems gespielt. Die seltsame Größe und
Zusammensetzung von Merkur, die extreme Neigung der Achse des Uranus und
das eigenartige 'Doppel-Planeten'-System von Pluto und seinem großen Mond
Charon weisen darauf hin, daß solche Kollisionen nichts Außergewöhnliches
waren", erklärte Carnup.