Die Angst vor der iranischen Atombombe beschert Israels Bunkerbauern viel Arbeit. Und in europäischen Botschaften stapeln sich die Anträge auf einen Zweitpass.
Israel verharrt in Achtungsstellung. Die Bedrohung die von Irans Atomprogramm ausgeht, hat zwar keine Hysterie ausgelöst, doch Gottvertrauen reicht vielen nicht. So haben sich in den vergangenen Monaten Hunderte israelische Familien strahlensicher Bunker in ihre Wohnhäuser installieren lassen. Sie besitzen Luft und Wasserfilter und 70 Zentimeter dicke Türen. Die Hersteller versprechen , man könne darin bis zu sechs Monate ausharren. Der Unternehmer Shlomo Yaacoy hat sich seinen Bunker in einem Dorf nördlich von Tel Aviv 350.000 Euro kosten lassen. Einem Fernsehteam gewährte er dieser Tage Einblick in das Luxus- Refugium. Der Untergrundbunker beherbergt Schlaf -und Kinderzimmer, Dusche, LCD- TV. Hi- Fi Anlage, und eine Hightech- Kühlschrank. Die hohen Kosten stünden in keinem Vergleich zu der Gewissheit, dass wir überleben können. wenn Ahmadinejad und angreift. Der Geschäftsführer einer Bunker- Firma sagt, allein im vergangenen Monat habe er zehn Aufträge erhalten . Man könne die Angst in der Stimme der Auftraggeber hören.
Israel will sich nicht auf die internationale Staatengemeinschaft und deren bislang erfolglose Sanktionspolitik gegenüber dem Iran verlassen. Der Politikwissenschaftler Shai Nachmani von der Hebrew-Universität in Jerusalem sagt: Wir sind schon einmal im Stich gelassen worden. Er meint den Holocaust. In Israel herrscht Konsens, dass es nicht zu einem zweiten kommen darf. Bislang hat nur die Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem dagegen protestiert, dass israelische Politiker und Kommentatoren Ahmadinejad mit Hitler gleichsetzen . Und der frühere Parlamentspräsident Avraham Burg, der in einem neuen Buch Hitler besiegen ( das auf Deutsch im August im Campus-Verlag erscheint) das absolute Monopol des Holocaust über jeden Aspekt unseres Lebens kritisiert. Burg findet es ungeheuerlich, dass Netanyahu Irans Präsidenten als Hitler klassifiziert, und ist der Meinung dass Israel durch den ewigen Rekurs auf den Holocaust alle Massstäbe verliert.
Eindimensionale Berichte.
Unablässig drohen fast jeden Tag israelische Politiker mit einem Angriff auf die iranischen Atomanlagen. Mit erstaunen nehmen Israeli nun zur Kenntnis, dass es auch eine grosse Oppositionsbewegung im Iran gibt. Die israelischen Medien berichteten bislang eindimensional über den Iran, was auch daran liegt, dass israelische Journalisten nicht im Iran recherchieren können. Vor zwei Wochen wurde landesweit fünf Tage lang die grössten Zivilschutzübungen in der Geschichte Israels abgehalten. Die israelische Luftwaffe absolviert alle paar Monate Übungen und gibt sich ganz unüblich keine Mühe, diese geheim zu halten. Zuletzt flogen Dutzende israelische Kampfjets und Tankflugzeuge bis nach Gibraltar
Bleiben oder auswandern?
Laut Umfragen spielt ein Viertel der sieben Millionen Israeli mit dem Gedanken, das Land zu verlassen, wenn der Iran Atomwaffen besitzt, was nach Einschätzung des israelischen Geheimdienst in spätestens zwei Jahren der Fall sein soll. Die Botschafter Polens und Deutschlands in Tel-Aviv vermelden eine steigende Nachfrage von Israeli, die Anträge auf einen europäischen Zweitpass stellen. Man wolle im Ernstfall nicht vor verschlossenen Grenzen stehen wie die Flüchtlingsjuden im Zweiten Weltkrieg berichtet ein Mitarbeiter einer EU- Botschaft nach Gesprächen mit Antragstellern.
Furcht vor dem Iran hat vor allem Netayahu geschürt. Er ist ein Premier der Angst. Die zweite Amtszeit Ahmadinejads kommt ihm und seiner Regierung gelegen. Der iranische Präsident hetzt gegen Juden und Israel und redet den Holocaust klein, mit einem Reformer in Teheran hätte es Israel schwerer, Iran Furcht zu schüren, sagt der Friedensaktivist Uri Avnery. Nur wenig Israeli können dem beabsichtigten Versuch von US- Präsident Barack Obama etwas abgewinnen, den Iran Diplomatie von seinem Atomprogramm ab zubringen. Fast 60% der Israeli sind dafür, dass die eigene Armee die Standorte des iranischen Atomprogramms angreift. Wie damals im Juni m1981. als 13 israelische Kampfjets mitten am Tag den im Bau befindlichen Atomreaktor Osirak innert wenigen Minuten zerstörten...?(
Quellennachweis: TA 20.6.09