"Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
sondern um unsere Pflicht zu tun."
Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches
Ich denke fast, das haben die Firmen von Steinbrueck gelernt. Der laesst ja auch alles ueberwachen und vertreibt dadurch die letzten leistungsfaehigen Unternehmer. Ich bin sicher, dass Steinbruecks Verhalten in Deutschland min. 1 Mio Jobs vernichtet hat.
"Glaube und Hoffnung sind keine Lebensstrategien. Wissen, Weitblick und der feste Wille zur Realitaet fuehren ans Ziel."
"Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
sondern um unsere Pflicht zu tun."
Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches
Igno-Mülleimer: Frei-denker, politisch Verfolgter, Willi Nicke, iglaubnix+2fel, tosh, monrol, Buella, Löwe, Widder58, Piedra, idistaviso, Pythia, Freelance, navy, SLNK
Mitglied der Fraktion der Liberalen
So einfach ist es denn doch nicht. Die Frau wurde ausspioniert, weil sie eine Krankmeldung abgab. Es wurde vermutet, dass sie dennoch ihrem Zweitjob, trotz Krankschreibung, nachgeht.
Der legitime Weg wäre, die Frau auf Antrag zu einem Medizinischen Dienst vorladen zu lassen. Das machen in der Regel die Krankenkassen. Oder es wird verlangt, dass man sich beim Vertrauensarzt vorstellt.
Das ist billiger als ein Privatdetektiv. Wenn das so weiter geht, haben Privatdetektive bald Hochkonjunktur und Nachwuchs-Sorgen.
Ja, vergiss nur, dass es Menschen gibt...
Hölderlin
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Schwarz, schwärzer... eine Lidl-Chronik
Januar 2004 bis Juli 2004: Bei Recherchen zum "Schwarz-Buch Lidl" der Gewerkschaft ver.di verdichtet sich die Annahme, dass der Discounter verdeckte Videoüberwachung gegen Beschäftigte einsetzt, zur Gewissheit. Mehr als ein Dutzend Zeugenaussagen aus allen Landesteilen bestätigen dieses Vorgehen sowie ein rigides, die Persönlichkeitsrechte verletzendes Kontrollsystem.
September 2004: Dem Discounter Lidl wird in Bielefeld der Negativpreis "Big Brother Award" ([Links nur für registrierte Nutzer]) verliehen. In der Laudatio werden auch die Ergebnisse der Schwarz-Buch-Recherchen zu Videoüberwachung und Kontrolle bei Lidl als Begründung aufgeführt.
Dezember 2004: Wenige Tage vor Veröffentlichung des "Schwarz-Buches Lidl" der Journalisten Andreas Hamann und Gudrun Giese, in dem ver.di die auf Einschüchterung, Druck und Personalknappheit basierenden Arbeitsbedingungen aufdeckt, räumt Lidl erstmalig Videoüberwachung ein: "Ebenfalls werden Video-Kameras – im übrigen vollkommen durch die Rechtsprechung abgedeckt – eingesetzt, allerdings erst, wenn ein absolut konkreter Verdacht gegen einzelne Mitarbeiter vorliegt", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem ZDF (Frontal 21).
Januar 2005 bis Mai 2006: Bei Recherchen zum "Schwarz-Buch Lidl Europa" von ver.di stellt sich heraus, dass Videoüberwachung der Beschäftigten auch in anderen Länder Europas – besonderes krass in einem Lidl-Lager in Frankreich (Nantes) – zum Repertoire der Personalführung gehört.
Juni 2006: Erscheinen des "Schwarz-Buches Lidl Europa" (Andreas Hamann u. a.) Dort wird stellvertretend für andere Fälle, die mit Zeugenaussagen belegt sind, aus einem Spitzelprotokoll der Detektei HIS von 2004 zitiert. Es stammt aus einer Flensburger Lidl-Filiale. Ein Originalzitat: "Herr D. erwartet von seiner Partnerin Nachwuchs und benötigt nach eigenen Angaben zurzeit viel Geld". Überschrieben ist das entsprechende Kapitel mit "Verdeckte Videokameras und präzise Psychogramme".
Juli 2006 bis März 2008: Nach Erscheinen dieses zweiten "Schwarz-Buches" stellen sich weitere Zeugen zur Verfügung, die Opfer einer verdeckten Videoüberwachung geworden waren. Mit einem weiteren internen Dokument kann belegt werden, dass die Firma HIS Sicherheitsdienst, die schon in Flensburg beauftragt war, Anfang 2006 auch in einer Filiale in Rheinland-Pfalz Miniaturspezialkameras eingesetzt hat.
In ihrer öffentlichen Kampagne für faire Arbeitsbedingungen bei Lidl macht die Gewerkschaft ver.di immer wieder auf Videoüberwachung, Betriebsratsfeindlichkeit und andere undemokratische Praktiken der Geschäftsführung aufmerksam.
März 2008: Der "stern" kann – in wesentlichen gestützt auf umfangreiche Dokumente einer von Lidl beauftragten Detektei – sowie eigene Recherchen (Arnsperger/Grill) die Bespitzelung der Beschäftigten in über 200 Filialen nachweisen.
April 2008: Lidl-Chef Klaus Gehrig erklärt in "Bild": "Wir haben davon nichts gewusst..." Das entspricht nicht der Wahrheit, denn die beiden Schwarz-Bücher von ver.di zu Lidl, in denen erstmals Videoüberwachung und rigide Kontrollen bei diesem Discounter aufgedeckt worden sind, liegen der Geschäftsführung in Neckarsulm seit 2004 bzw. 2006 vor.
April 2009: Der nächste Lidl-Skandal, die systematische Erfassung von Krankheitsdaten der Beschäftigten, wird vom "Spiegel" enthüllt. ver.di nimmt dies zum Anlass, um das Unternehmen Lidl erneut zu einer Vereinbarung über faire Betriebsratswahlen aufzufordern.
ver.di-Einzelhandelsexperte Ulrich Dalibor: "Wenn es nicht nur in einigen wenigen Filialen, sondern überall bei Lidl Betriebsräte gebe, hätte es diesen neuen Skandal überhaupt nicht gegeben."
Quelle: [Links nur für registrierte Nutzer]Verdeckte Videokameras und präzise Psychogramme
Ein besonders krasser Fall ereignete sich in der Flensburger Filiale 7351: Die Vertriebsleitung von Lidl im norddeutschen Wasbek orderte wegen hoher Inventurdifferenzen und Abschriften ein Überwachungsteam. "Am 06.09.04 wurde für einen Zeitraum von 6 Arbeitstagen eine mobile Kameranlage, bestehend aus Miniaturkameras, versteckt installiert", hat die beauftragte Sicherheitsfirma protokolliert. Es sollten nicht nur Kundendiebstähle aufgedeckt werden: "Weiterhin sollte auf die Einhaltung der Orga-Anweisungen und sonstige Auffälligkeiten geachtet werden."
Die Bespitzelung führte zu akribisch genauen Beobachtungen des Arbeitsablaufes und kleinen Psychogrammen: "Herr D. erwartet von seiner Partnerin Nachwuchs und benötigt nach eigenen Angaben zurzeit viel Geld. Er macht dazu auch viele Überstunden."
Mit den minutengenauen Tagesprotokollen konnte die Lidl-Vertriebsleitung sich ein präzises Bild machen: "11:58 Uhr: Frau B. fragte mich, ob ich zur Firma Lidl gehöre und wo meine Kameras eingesetzt sind. Sie beobachtet die Monitore und fragt mich dann: `Haben sie die Kassen etwa auch mit drauf?` – 17:35 Uhr: Herr D. schildert seine schlechte finanzielle Lage und spricht über die anstehende Vaterschaft und die damit verbundenen zusätzlichen Kosten. Er sagt zu mir: `Demnächst brauche ich ‘ne Menge Kohle.`
Und am Ende des Auftrags kommen die Vorschläge für mehr Kontrolle der Bestellaktivitäten und Ausweitung der Überwachung: "Eine verdeckte Videoüberwachung sollte kurzfristig in den Standardbereichen erfolgen. Besonders die Warenanahme, das Büro und die Kasse sollte dabei berücksichtigt werden."
Die Verantwortlichen sind noch im Amt.
Die Lidl-Zentrale nennt solche Skandale gerne "Einzelfälle aus der Vergangenheit", versucht kritikwürdige Dinge auf individuelles Fehlverhalten zu schieben. Merkwürdig: Die für die Bespitzelung unmittelbar Verantwortlichen haben noch heute um die 100 Filialen unter sich und sie sind immer noch im Job.
Andreas Hamann
Quelle: Schwarz-Buch Lidl Europa (2006)"Wie im richtigen Leben!"
Regisseur Lars Montag hat für seinen Krimi „Kassensturz" bei Discountern recherchiert
Eine männliche Leiche wird auf einer Mülldeponie gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass der Ermordete Gebietsleiter bei einer Discounter-Kette war - und alles andere als beliebt. Die Kommissare beginnen ihre Ermittlungen im Berufsumfeld des Mannes und erhalten tiefe Einblicke in die knallharten Arbeitsbedingungen bei deutschen Discountern.
Eng ans wirkliche Leben angelehnt ist der Krimi "Kassensturz" vom Südwestdeutschen Rundfunk, der am 1. Februar in der Tatort-Reihe der ARD ausgestrahlt wird. Drehbuchautor Stephan Falk und Regisseur Lars Montag haben das Discounter-Milieu ausgiebig studiert, bevor sie im Frühjahr 2008 mit der Verfilmung des Stoffes begannen. Im Interview beschreibt der Regisseur, was er sich von der Ausstrahlung eines Krimis erhofft, der ein aktuelles und gesellschaftskritisches Thema aufgreift.
Im Abspann von Kinofilmen heißt es häufig: "Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Ereignissen sind rein zufällig". Gilt das für Ihren Tatort-Krimi "Kassensturz" auch?
Lars Montag: Sicher nicht. Das "Schwarz-Buch Lidl" und die ver.di-Kampagne zu Lidl haben für diese Arbeit Pate gestanden. Buchautor Stephan Falk und ich haben vor diesem Hintergrund weiter recherchiert. Wir haben mit Verkäuferinnen wie auch mit Filialleitern und Vertriebsleitern aus verschiedenen Discountern geredet und uns während der Dreharbeiten bei den Leuten vom Fach immer wieder Rat geholt. Ergebnis ist ein Tatort, der die Realität des Discounter-Alltags widerspiegelt. Das haben uns bei einer Vorabpräsentation viele Beschäftigte aus Discountern bestätigt.
Die Tatort-Reihe wird regelmäßig von einem Millionenpublikum gesehen. Was, glauben Sie, wird die Präsentation eines derart realitätsnahen Stoffes innerhalb der klassischen Kriminalhandlung auslösen?
Montag: Hoffentlich eine neue Debatte über die Arbeitsbedingungen bei Discountern. Wir erreichen mit dem Tatort ja auch Zuschauer, die sich kaum eine ausführliche Dokumentation über die Situation der Discounter-Beschäftigten anschauen würden. Das Medium Kriminalfilm eröffnet jedoch ganz andere Möglichkeiten, das Publikum für ein solches Thema zu interessieren. So erfährt der Zuschauer Stück für Stück im Verlauf der Ermittlungen der Tatort-Kommissare Lena Odenthal und Mario Kopper, wie die Arbeit in einer Discounterfiliale abläuft.
Die im Film gezeigte Filiale der - fiktiven - Discounterkette "Billy" sieht Lidl, Aldi oder Netto zum Verwechseln ähnlich. Haben Sie das im Studio nachgebaut?
Montag: Nein. Wir haben nach langem Suchen tatsächlich ein leer stehendes Geschäft gefunden, in dem wir die Discounterfiliale realistisch nachbauen konnten. Sicher vermittelt sich auch beim Zuschauen die Echtheit der Örtlichkeit. Besonders wichtig war mir die Beratung durch die richtigen Discounter-Beschäftigten. Die haben beispielsweise den Schauspielern beigebracht, wie sie sich in der Filiale zu bewegen haben und dass eine Discounter-Verkäuferin nie mit leeren Händen im Geschäft unterwegs ist.
Im Tatort-Krimi spielt die heimliche Überwachung der Beschäftigten in der Discounter-Filiale eine Rolle. Haben Sie sich dabei von der Bespitzelungsaffäre bei Lidl inspirieren lassen, die der Stern im vergangenen Frühjahr publik gemacht hat?
Montag: Tatsächlich hatten wir diesen Aspekt bereits ins Buch aufgenommen. Während der Dreharbeiten sind wir durch die Stern-Veröffentlichung von der Realität eingeholt worden.
Interview: Gudrun Giese
Quelle: [Links nur für registrierte Nutzer]
"Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
sondern um unsere Pflicht zu tun."
Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches
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