Rote Luftballons schmücken den Raum. Es gibt Sekt und eine riesengroße Festtags-Torte, dazu heiße Trommel-Rhythmen. Alle feiern. Hier geht es aber nicht etwa um einen Geburtstag. Sondern um die hohe Arbeitslosenquote der Hauptstadt!
Was bitte ist das denn für ein absurdes Fest?!
Eingeladen hatte der „Job Point“ an der Karl-Marx-Straße in Neukölln. Und zwar, um den einmillionsten Besucher zu präsentieren: Monika Highsmith (51), langzeitarbeitslose Einzelhandelskauffrau.
„Na, Sie sind ja vielleicht ein Glückspilz“, begrüßt Moderatorin Manuela Böttcher (44) die Neuköllnerin (seit drei Jahren ohne Job), beglückwünscht sie und überreicht ihr einen „Präsentkorb“. Eine blaue Kühlbox gefüllt mit Linsen-Eintopf, Erdnussflips, Butterkeksen, Marmelade und Putzlappen. Marke: Billigfirma.
Dann werden ein paar Reden geschwungen. „Ich bin extra früher aus dem Urlaub zurückgekehrt“, verkündet Kerstin Liebich (37), Staatssekretärin für Arbeit. „Dieses Fest wollte ich mir nicht entgehen lassen.“
So viel gute Laune bei so einem ernsten Thema – ist das nicht einfach nur ironisch?
„Wenn man das negativ sehen will, ja“, gesteht Konrad Tack (66), Geschäftsführer des Jobcenters Neukölln, das die Einrichtung gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales fördert. „Aber wer Erfolg hat, darf auch feiern. Und im ,Job Point‘ wurden seit der Eröffnung 2002 immerhin 31 318 Stellen bei fast 4500 Unternehmen vermittelt.“
Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (60, SPD) stimmt zu, ergänzt: „Unbürokratisch, unkompliziert und kundenorientiert: Neukölln weiß halt, wie Arbeitsvermittlung gemacht wird.“
Am Nachmittag geht Monika Highsmith nach Hause. Mit der Kühlbox – aber ohne Job. Das Bewerben geht weiter. Ob sie sich über ihre Auszeichnung freut? Skeptisch guckt sie sich um. „Dazu sag ich jetzt lieber nichts...“